Im Orient war der Dolch (pâlé) vom Frühmittelalter an sowohl mit gerader, als gekrümmter Klinge in Gebrauch. Persische Dolche erscheinen in der Mehrzahl mit geraden, breiten, blattförmigen Klingen.
Beschreibung[]
Orientalische Dolchklingen zeigen oftmals minutiöse und kunstreiche Ausführung mit Einzelstücken von meisterlicher Verzierung. Aus Damaskus, Bagdad und von den syrischen Rüstschmieden stammen exquisite Dolchklingen aus damasziertem Stahl mit Flachreliefs und auch angeschlagener Tausia an den Ansätzen, in die zuweilen kleine Korallen gefasst sind. Solche Verzierungen trifft man häufig auch an Handschars (Krummdolch) und Yatagans (osmanischer Säbel).
Türkische Dolche besitzen eine krumme Klinge, ebenso der arabische; aus Yemen kommen auch Dolche mit geflammten Klingen. Im osmanischen und arabischen Raum trug man den Dolch in der Renaissance (ab 16. Jh.) noch teils in Gestalt eines großen Messers, teils mit krummer Klinge im Gürtel, wo er dann Handschar (Krummdolch) heißt. [1]
Unter den traditionellen Lebensformen des Orients hat sich der Dolch bei den Bewohnern und den irregulären Truppen noch bis in die Moderne erhalten; er tritt aber heutztage meist nur noch in der Form des Dolchmessers auf, das dem modernen Revolver im Leibgurt zugesellt erscheint. Die alten orientalischen Waffen verschwanden allgemein während der Kolonialisierung durch die Europäer und gehörten bald lediglich der Kunstgeschichte an.
Dolchgriffe[]
Die Entwicklung des Griffs an orientalischen Dolchen läßt sich gut beobachten: wie er sich aus einfachen Formen heraus in gleichen Typen bis zur reichsten Ausstattung durchbildet. So entwickelt sich der Griff am türkischen Krummdolch aus einem Stück eingekerbtem Holz, der maurische aus einem Röhrenknochen, der indische aus einem Bambusrohr u. a.
Bei den orientalischen Dolchen haben Griffe und Scheiden allgemein eine übereinstimmende oder zumindest sehr ähnliche dekorative Ausstattung, und die von altersher hohe Entwickelung der dekorativen Kunst im Orient macht es begreiflich, dass hierzu die vielfältigsten Stoffe benutzt wurden. Für Griffe verwendet man häufig Elfenbein oder den Zahn des Narwals, des sogenannten Einhornfisches, oder auch Rhinozeroshorn.
Dolchscheiden[]
Die Dolchscheiden erhalten Überzüge von gewebten Stoffen: Leder, Schlangenhaut und Fischhaut, die geschliffen und ungeschliffen zur Anwendung kommt. Am häufigsten finden sich an Dolchscheiden Überzüge aus dünnem, vergoldeten Silberblech mit gepressten Ornamenten, die häufig mit Emaille verziert sind: eine alte, aus Byzanz stammende Technik.
Ein ungemein häufig im Orient angewendetes Ziermittel bildet zudem der Besatz mit Edelsteinen. Wir finden darunter vorwiegend den kostbaren grünlichen, orientalischen Türkis und den Granat. Bei der Beurteilung des Steinschmuckes ist zu bemerken, dass die gefaßten Edelsteine im Orient mit den seltensten Ausnahmen nicht geschliffen, „gemugelt", vorkommen. Selbst in den europäischen Ländern beginnt der brillantierte Schliff erst am Ende des 17. Jhds. allgemein üblicher zu werden.
Brillantierte Steine an orientalischen Objekten, die vor das 18. Jh. datieren, sind daher zum mindesten als spätere Beigaben anzusehen; an europäischen Waffen treten sie nicht vor 1650 auf.
Galerie[]
Quellen[]
- Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. S. 291 ff.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon: Dolch, Band 5. Leipzig 1906, S. 87-88.
Einzelnachweise[]
- ↑ Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon: Dolch, Band 1. Leipzig 1837. S. 580.