Mittelalter Wiki
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Osnabrück (lat. Ansibarium, westfäl. Ossenbrügge) ist eine ehemalige Hansestadt an der Hase in Niedersachsen und Hauptstadt des früheren Bistums. Bekannt wurde sie zusammen mit Münster als Schauplatz des Westfälischen Friedensschlusses von 1648.

Beschreibung[]

Osnabrück war schon zu den Zeiten Karls des Großen ein Flecken mit Königshof. [1] Der Name der Stadt geht auf eine alte Bezeichnung der Hase zurück, die als *Osna auch dem Osning-Gebirgszug (Teutoburger Wald) den Namen gab. [2] Die Bezeichnung ‚Ossenbrügge‘ bzw. ‚Osenbrugge‘ für 'Ochsenbrücke' ist jüngeren Datums.

Das Hochstift[]

Das bis 1803 bestehende Hochstift Osnabrück lag im niederrheinisch-Westfälischen Kreis und war dem Erzstift Köln untergeben; zur geistlichen Jurisdiktion des Bistums gehörten außer Osnabrück die Grafschaften Tecklenburg und Lingen, ein Teil des (zum Stift Münster gehörigen) Amtes Bevergern, das Emsland, das Amt Cloppenburg und Vechta, Wildeshausen, ein großer Teil von Ostfriesland, Oldenburg und Diepholz; bis zur Reformation auch ein Teil vom Mindischen, die ravensbergischen Ämter Engern und Ravensberg zusammen mit der Grafschaft Rittberg und der Herrschaft Rheda.

Das Hochstift wurde eingeteilt in die 7 Ämter Iburg, Fürstenau, Vörde, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg und Reckenberg; der Bischof war deutscher Reichsfürst und seit 1648 abwechselnd katholischer und evangelischer Konfession, und zwar letzter stets aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg (s.a. Welfen); nach der Kapitulation von 1650 musste er das Regiment führen. Ihm zur Seite standen ein geheimes Ratskollegium sowie eine Land- und Justizkanzlei; die Landstände waren das Domkapitel (bestehend aus 1 Propst, 1 Dekan und 23 Kapitularen), die Ritterschaft und die Städte. Die Erbbeamten des Hochstifts waren der Erblanddrost (die Freiherren von Bar) und der Erbjägermeister (entweder die von Ledebur oder die von Münch).

Zeitlinie[]

  • 4000 - 3000 v. Chr. - Kupferhort von Lüstringen,
  • 3500 - 2800 v. Chr. - Errichtung der Sundermannsteine (Sprockhoff-Nr. 921)
  • 2000 - 500 v. Chr. - Bronzezeitliches Gräberfeld auf dem Bornhügel

Frühmittelalter[]

8. Jahrhundert[]

  • 772 - Flecken mit einem fränkischem Missionsstützpunkt.
  • 780 - Gründung des Bistums Osnabrück durch Karl den Großen (lat. Dioecesis Osnabrugensis), welches die Länder zwischen Ems und Hunte umfasst und der Erzdiözese Köln unterstellt ist.
  • 783 - Schlacht an der Hase (1. Schlacht auf dem Haler Feld (?) [3]): die Franken unter Karl dem Großen besiegen die Sachsen unter Herzog Widukind. Das Gebiet wird Teil des Stammesherzogtums Sachsen (Ostfrankenreich). Wiho I. wird 1. Bischof des Bistums Osnabrück.
  • 785 - Weihung der 1. Bischofskirche, Vorgängerin des heutigen Doms St. Peter,

9. Jahrhundert[]

  • 803/804 - Osnabrück wird zum Sitz des reichsunmittelbaren Bistums bestimmt. Vermeintliche Gründung der Bistumsschule Carolinum durch Karl den Großen.
  • 829 - 845 - Goswin, Bischof von Osnabrück (um 835 vertrieben)
  • 880/890 - Wikinger überfallen die Stadt und zerstören die Domburg samt Kirche,
  • 900 - Wiederaufbau. Das Bistum Osnabrück erhält Marktrecht, Zoll und Münze.

10. Jahrhundert[]

Hochmittelalter[]

Im Hochmittelalter wurden die Kohlelager bei Osnabrück zur lokalen Versorgung von Schmieden genutzt.

11. Jahrhundert[]

  • 1011 - Bau der Stiftskirche St. Johann als Kern der späteren Neustadt („Newe Statt“).
  • 1052 - 1067 - Benno I. (Werner), Bischof von Osnabrück
  • 1068 - 1088 - Benno II., Bischof von Osnabrück
  • 1082 - Bezeugte Stadtmauern als Umwallung.
  • 1093 - 1101 - Wiho II., Bischof von Osnabrück
  • 1100 - Großer Stadtbrand, Beschädigung der Domkirche woraufhin der Bischofssitz in das Schloss Iburg verlegt wird.

12. Jahrhundert[]

  • 1101 - Beginn des Wiederaufbaus des Doms unter Bischof Johann I.
  • 1119 - 1137 - Diethard, Bischof von Osnabrück
  • 1141 - 1173 - Philipp von Katzenelnbogen, Bischof von Osnabrück
  • 1171 - Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ verleiht Osnabrück das Stadtrecht. Erste Erwähnung des Gogerichts.
  • 1173 - 1190 - Arnold, Bischof von Osnabrück
  • 1179 - Zweite Schlacht auf dem Haler Feld (Lotte). Heinrich der Löwe besiegt den Grafen Simon I. von Tecklenburg. [3]
  • 1180 - Nach der Zerschlagung des alten Herzogtums Sachsen gehen Vogtei und Gerichtsbarkeit der Diözese Osnabrück an die Grafen von Tecklenburg.
  • 1190 - 1216 - Gerhard I. von Hamburg-Bremen, Bischof von Osnabrück

13. Jahrhundert[]

  • 1218 - Neubau des Doms St. Peter,
  • 1224 - 1226 - Engelbert I. von Isenberg, Bischof von Osnabrück
  • 1225 - Heinrich VII. spricht die Gerichtsbarkeit (Gogerichte) dem Osnabrücker Bischof zu,
  • 1227 - 1239 - Konrad I. von Velber, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1236 - Entstehung des Hochstifts Osnabrück (Fürstbistum) auf dem Gebiet des heutigen Osnabrücker Landes,
  • 1246 - Gründung des Ladbergener Städtebundes.

Spätmittelalter[]

  • 1265 - Die Osnabrücker Neustadt erhält eine eigene Gerichtsbarkeit.
  • 1268 - Beitritt zum Werner Städtebund,
  • 1270 - 1297 - Konrad II. von Rietberg, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1287 - Bau des Augustinerklosters durch Bischof Konrad II. von Rietberg
  • 1293 - Weihung des Neubaus der Kirche St. Johann (Neustadt),
  • 1297 - 1308 - Ludwig II. von Ravensberg, Fürstbischof von Osnabrück

14. Jahrhundert[]

Im 14. Jhd. behauptete Osnabrück im Niedersächsischen Handelsverkehr seine Vermittlerposition zwischen Westfalen und Norddeutschland.

  • 1306 - Verwaltungsmäßige Zusammenlegung von Altstadt und Neustadt.
  • 1308 - Dritte Schlacht auf dem Haler Feld (Lotte). Bischof Ludwig II. von Ravensberg besiegt den Bischof von Münster, Konrad I. von Berg, und den Grafen Otto V. von Tecklenburg. [3]
  • 1309 - Bischof Engelbert II. von Weihe beginnt den Bau der Burg Wittlage zum Schutz des Stiftes.
  • 1331 - Erste Erwähnung des Löwenpudels als „der steinerne Löwe“ oder „Löwenstein“.
  • 1348 - 1. Osnabrücker Stadtverfassung (Sate), Entstehung der Tradition des Handgiftentags
  • 1350 - Die Pest wütet in Osnabrück. Johann II. Hut wird Fürstbischof von Osnabrück.
  • 1366 - 1376 - Melchior von Braunschweig-Grubenhagen, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1373 - Bischof Melchior von Braunschweig-Grubenhagen wird vom Grafen von Hoya gefangen genommen.
  • 1376 - 1402 - Dietrich von Horne, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1384 - Bischof Dietrich von Horne läßt die Kommende Lage des Johanniterordens bei Rieste zerstören, da diese dem Bistum die Abgaben verweigert.

15. Jahrhundert[]

  • 1400 - Neustrukturierung des Bistums, das Amt Cloppenburg geht an das Bistum Münster.
  • 1404 - Der Leggestempel (Osnabrücker Legge) wird zum überregionalen Gütesiegel für den Handel mit Leinengewebe.
  • 1412 - Osnabrück tritt der Hanse bei und entwickelt sich zur Prinzipalstadt des westfälischen Quartiers.
  • 1424 - 1437 - Johann III. von Diepholz, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1430/40 - Fertigstellung der Pfarr- und Marktkirche St. Marien,
  • 1437 - 1442 - Erich II. von Hoya, Administrator des Bistums
  • 1442 - 1450 - Heinrich II. von Moers, Administrator des Bistums
  • 1482 - 1508 - Konrad IV. von Rietberg, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1487 - 1512 - Bau des Osnabrücker Rathauses unter Bürgermeister Ertwin Ertman.
  • 1488 - Eskalation des Bürgeraufstandes unter Führung von Johann Lenethun gegen Stadtrat und Bischof Konrad IV. von Rietberg

Renaissance[]

Am Ende des Mittelalters gehörte Osnabrück zur West-Ost-Verkehrslandschaft in Südwest-Niedersachsen und spielte als Gewerbe- und Handelsort eine hervorgehobene Rolle, insbesondere seit dem Aufblühen der Leinenwirtschaft in seinem Umland.

16. Jahrhundert[]

  • 1508 - 1532 - Erich von Braunschweig-Grubenhagen, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1512 - Fertigstellung des Osnabrücker Rathauses.
  • 1521 - Beginn der Reformationsbewegung in Osnabrück.
  • 1525 - Bürgeraufstand der Gilden gegen das Domkapitel und Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen.
  • 1529 - Die Englische Schweißkrankheit wütet in Osnabrück.
  • 1530 - Ein Brand und ein heftiger Sturm zerstören große Teile der Altstadt.
  • 1532 - 1553 - Franz von Waldeck, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1542 - Bischof Franz von Waldeck genehmigt die Reformation.
  • 1575 - Die Pest wütet in diesem und mehreren Folgejahren erneut, ca. 75% der Einwohner sterben. Außerdem folgt eine Pockenepidemie. Beginn zahlreicher Hexenverfolgungen.
  • 1580 - Hungersnot in Folge von Missernten im Vorjahr.
  • 1590 - Im Zuge des niederländischen Unabhängigkeitskampfes im Achtzigjährigen Krieg werden verschiedene Orte des Hochstifts verheert.
  • 1595 - Einweihung des staatlichen Ratsgymnasium Osnabrück.

17. Jahrhundert[]

  • 1613 - Ein Brand zerstört große Teile der Stadt, sowie die Marienkirche.
  • 1625 - 1661 - Franz Wilhelm von Wartenberg, Fürstbischof von Osnabrück
  • 1628 - Die Katholische Liga nimmt Osnabrück kampflos ein. Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg beginnt die Rekatholisierung der Stadt. Bau der Zitadelle Petersburg.
  • 1629 - Das Carolinum wird zur Universität (Academia Carolina) ausgebaut.
  • 1632 - Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg gründet eine Jesuitenuniversität im ehemaligen Augustinerkloster.
  • 1633 - Die Schwedische Armee unter Dodo von Knyphausen erobert Osnabrück und übergibt das Hochstift an Gustav Gustavson von Wasaburg.
  • 1641 - Münster und Osnabrück werden als Ort der Friedensverhandlungen bestimmt.
  • 1648 - Unterzeichnung des Westfälischen Friedensvertrages in Münster und im Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses. Die Welfen erreichen lediglich die „Alternation" im Stift Osnabrück, die abwechselnde Besetzung des Bischofsstuhls mit einem Katholiken und einem evangelischen welfischen Fürsten.
  • 1650 - Die „Immerwährende Kapitulation“ (Capitulatio Perpetua Osnabrugensis) regelt die abwechselnde Herrschaft von katholischen und evangelischen Fürstbischöfen über das Hochstift Osnabrück.
  • 1661 - 1698 - Ernst August I. wird Fürstbischof von Osnabrück. Er verlegt die Bischofsresidenz vom Schloss Iburg zurück nach Osnabrück.
  • 1667 - Bau des Osnabrücker Schlosses.
  • 1669 - Niedergang der Hanse nach dem letzten Hansetag.

Weiterer Verlauf[]

18. Jahrhundert[]

In den letzten Jahrzehnten des Alten Reiches war in Osnabrück der Jurist und Publizist Justus Möser die prägende Gestalt. Seine Schriften zur Geschichte und Volkskunde wirkten anregend weit über seine engere Heimat hinaus.

19. Jahrhundert[]

  • 1803 - Auflösung des Hochstifts Osnabrück. Das Fürstbistum Osnabrück fällt auf Dauer an Kurhannover.

Sehenswürdigkeiten[]

  • Kloster Gertrudenberg (ehem. Benediktinerinnen-Abtei)
  • Kloster zum heiligen Kreuz (ehem. Dominikankloster)
  • Osnabrücker Dom (Dom St. Peter)
  • Rathaus des Westfälischen Friedens
  • St. Johann (Osnabrück)
  • St. Katharinen (Osnabrück)
  • St. Marien (Osnabrück)

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Pierer's. aaO. Bd. 12, S. 399 (Osnabrück (1)).
  2. Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 73 f. (Flussnamen, § 5 f.)
  3. 3,0 3,1 3,2 Wikipedia: Halen (Lotte) (DE). Version vom 13.01.2021.