Mittelalter Wiki
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Ostfriesland ist eine Region in Niedersachsen, die zu Friesland, dem Siedlungsgebiet der Friesen, gehört.

Beschreibung[]

Charakteristisch für die Friesen war ein ausgeprägtes Stammesbewusstsein, das ihnen dabei über Jahrhunderte hinweg half, ein Eigenleben zu führen. Gerade die Ostfriesen behaupteten ihre Freiheit gegen alle Territorialisierungsversuche. Gerade ihre Konsulatsverfassung der gewählten "Redjeven" ("consules") erwies sich als stark gegen äußere Feinde. [1]

Geschichte[]

Das Stammesgebiet der Friesen erstreckte sich in dem recht schmalen Küstenstreifen von der Wesermündung über den heutigen Landkreis Friesland, Ostfriesland und das niederländische Friesland bis hin nach Flandern. In diesem ursprünglich von den Chauken bewohnten Küstenraum zwischen Ems und Weser erschlossen die Friesen seit etwa 300 v. Chr. Land – ausgehend von der Zuidersee und der Ems.

Völkerwanderungszeit[]

Der Gebietsstreifen an der Nordseeküste, in dem sich nach der Abwanderung der Chauken die Friesen angesiedelt hatten, wurde während der Expansion der Sachsen nicht in deren Stammesraum einbezogen. Ihre Stammsitze lagen westlich der Ems in den nördlichen Provinzen der Niederlande.

6. Jahrhundert[]

Im 6. Jhd. dehnten sich die Friesen nach Osten bis hin zur Wesermündung aus und bewahrten gegenüber dem sächsischen Nachbarstamm eine völlige, auch sprachliche Eigenständigkeit.

Frühmittelalter[]

8. Jahrhundert[]

9. Jahrhundert[]

In Friesland wird die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt, die den meist einheimischen Adligen die Grafenrechte verlieh. Das alte Stammesrecht bleibt jedoch weitgehend in Kraft und wurde auf Veranlassung Karls des Großen in der Lex Frisionum aufgezeichnet.

10. Jahrhundert[]

Nach der Befreiung Frieslands von der Normannenherrschaft und während der spätkarolingischen und sächsischen Ottonenzeit (919-1024) blieb der Handel von den Rheinmündungsgebieten nach Skandinavien und England infolge der noch unsicheren Lage jener Gebiete und der fortdauernden Kämpfe zwischen Angelsachsen und Normannen in England zunächst unregelmäßig und ohne viel Bedeutung (s. Friesenhandel).

Hochmittelalter[]

Im Hochmittelalter entstanden im Zuge der Entwicklung der Landwirtschaft ländliche Gemeinden, die am Küstensaum auch politische Aufgaben übernahmen.

13. Jahrhundert[]

Nach der Auflösung des Stammesherzogtum Sachsens (s. Niedersachsen) nahm der von den Friesen besiedelte Küstensaum der Nordsee eine eigenständige Entwicklung. Hier widersetzten sich die Bauern zwischen Ems- und Wesermündung lange Zeit jeder zentralen Herrschaftsgewalt und pochten auf ihre besondere „friesische Freiheit“.

Sie organisierten sich in genossenschaftlich verfassten Landesgemeinden, von denen eine Vielzahl nebeneinander bestand. Diese voll ausgebildete Freiheit der Großbauern in der friesischen Marsch war ein Sonderfall in der Entwicklung des bäuerlichen Standes. Sie war primär Freiheit nach außen, und zwar einer Minderheit von Großbauern, die ihrerseits Kleinstellenbesitzer, Lohnarbeiter und Gesinde abhängig hielten.

Spätmittelalter[]

Im Handel wurden die ostfriesischen Fernhändler von denjenigen der benachbarten Städte, insbesondere Bremen und Hamburg, verdrängt. Beide Städte bemühten sich um zunehmende Einflüsse in Ostfriesland (s.a. Niedersächsisches Handelswesen).

14. Jahrhundert[]

Die friesische genossenschaftliche Agrarverfassung wurde durch die Notwendigkeit des Deichbaus gefördert. Die Großbauern profitierten von dem regen Handelsaustausch mit den benachbarten florierenden Städtelandschaften, trieben sogar selber Handel, und einige besonders Wohlhabende übernahmen im 14. Jhd. schließlich als Häuptlinge regionale Herrschaftsfunktionen.

So entwickelten sich seit dem 14. Jhd. in Friesland nach dem Zerfall der Selbstregierung der „Friesischen Freiheit“ einzelne, örtlich mächtige Familien zu „Häuptlingen“, die in ihrer Gemeinde die Führerrolle übernahmen.

  • 1350 - Zahlreiche lokale Führer wollen ihre Macht auf größere Landesteile ausdehnen. Ende der klassischen Zeit der Friesischen Freiheit.
  • 1370 - Beginn der Oberhoheit der tom-Brok-Dynastie auf beiden Seiten der Ems.

15. Jahrhundert[]

Im 15. Jhd. etablierte sich Hamburg nicht nur an der Elbmündung, sondern erreichte zeitweilig eine Kontrolle der Emsmündung, konnte allerdings nicht den Übergang der Stadt Emden an die Grafen aus dem Haus Cirksena verhindern.

Gegen die Versuche der Häuptlinge, im 15. Jhd. grundherrschaftliche Bindungen aufzubauen, wehrten sich die freien Marschbauern erfolgreich, so dass die politische Organisationsform der „Landesgemeinden“ aktiviert wurde und persönliche Abhängigkeitsverhältnisse eher zwischen freien Bauern und deren Warfs- und Heuerleuten als zwischen Häuptlingen und Bauern existierten.

Nach dem Sturz der tom-Brok Dynastien entwickelten sich aus anderen Häuptlingsfamilien, die u. a. um Jever und im Harlingerland kleine Landesherrschaften errangen. Die bedeutendste Dynastie wurde das Haus Cirksena, das den gesamten westlichen Teil des friesischen Raumes um Leer, Aurich und Norden unter sich vereinen konnte und eine dominierende Stellung über konkurrierende Herren, Klöster und Großbauern erlangte. Die Stadt Emden konnte allerdings über lange Zeit eine unabhängige Stellung behaupten.

  • 1420 - Entwicklung einer starken Opposition gegen Form und Inhalt der tom-Brokschen Landeshoheit.
  • 1430 - Gründung des Freiheitsbundes unter der Leitung des Häuptlings von Greetsiel, Edzard Cirksena. Diesem gelingt es, Ostfriesland gegen äußere Angriffe, insbesondere gegen das zum Meer strebende Oldenburg, und gegen innere Unruhen zu verteidigen.
  • 1446 - Friedrich III. ernennt die Dynastie der Cirksena zu Reichsgrafen und erhebt das von ihnen beherrschte Gebiet zur legitimierten Reichsgrafenschaft in Ostfriesland. Emden wird zur Residenz ausgebaut.
  • 1464 - Das Haus Cirksena lässt sich förmlich mit dem westlichen Teil Frieslands belehnen und stellt von nun an die ostfriesischen Grafen.
  • 1491 - Edzard I. der Große wird Graf von Ostfriesland. Unter ihm erfährt die Reichsgrafschaft ihre größte Ausdehnung. Sie reicht von der Weser im Osten bis zur Lauwerts im Westen, und nur die Häuptlinge des Jever- und des Harlingerlandes vermögen ihre Selbstständigkeit zu bewahren.
  • 1492 - Albrecht von Sachsen nutzt die inneren Streitigkeiten und behauptet sich in Ostfriesland.

Renaissance[]

Am Ende des Mittelalters lag Ostfriesland isoliert vom wirtschaftlichen Geschehen im niedersächsischen Hinterland, verfügte aber über gute Verbindungen nach Westfalen und Westeuropa sowie nach Bremen, Hamburg und Dänemark. Die Wirtschaft stützte sich auf die Vieh- und Viehproduktexporte aus der Marsch, war jedoch auf Getreide und Holzeinfuhren angewiesen.

Die reiche Marsch besaß eine ökonomisch wesentlich größere Bedeutung als die arme Geest. In der Geest herrschten adlige und klösterliche Grundherrschaft vor, die Marschbauern hingegen waren persönlich frei, und die kleine Gruppe der wohlhabenden Händlerbauern dominierte in den Landesgemeinden. Städte mit mittelalterlichen Charakteristika gab es - mit Ausnahme Emdens seit dem 15. Jhd. - nicht. Die Markt- und Handelsorte unterschieden sich nicht prinzipiell von den Dörfern.

16. Jahrhundert[]

Mitte des 16. Jhds. formierten sich die Adligen, die Häuptlinge, die Bürger und Bauern zur „Ostfriesischen Landschaft“. Seit dieser Zeit bezeichnete der Name Ostfriesland nur noch das Land östlich der Ems. Es kam zum Teil an Oldenburg, teils blieb es unter einem eigenen Fürsten vereinigt, der allerdings durch die Landtage sehr beschränkt war.

In weiten Teilen Ostfrieslands verbreitete sich der Calvinismus. Er fand rasche Verbreitung in den wirtschaftlich aufstrebenden Niederlanden und wurde in der expandierenden Stadt Emden aufgegriffen.

  • 1528 - Enno II. wird Graf von Ostfriesland und öffnet sich dem Calvinismus.
  • 1540 - Anna von Oldenburg, die Witwe von Enno II. von Ostfriesland, wird Regentin der Grafschaft Ostfriesland. Sie bietet dem aus Polen stammenden Theologen und Reformator Johannes a Lasco die Chance, eine exakte Kirchenordnung aufzubauen, die bei aller Strenge die gemeindliche Mitbestimmung sichert.
  • 1580 – Während ganz Nordwestdeutschland nun bis auf wenige Exklaven protestantisch ist, fasst in Ostfriesland der von den Niederlanden ausgehende Calvinismus Fuß.

17. Jahrhundert[]

  • 1618 - Beginn des Dreißigjährigen Krieges, der Ostfriesland schwere Schäden zufügt und es in den wirtschaftlichen Ruin führt.
  • 1690 - Das ostfriesische Haus stirbt aus.

Neuzeit[]

18. Jahrhundert[]

  • 1717 – Die „Weihnachtsflut“ bringt eine der verheerendsten Naturkatastrophen über das Land. Ihr fallen fast 5% der Bevölkerung zum Opfer. Zusätzlich werden zahlreiche Deiche zerstört und weite Flächen Landes verdorben.
  • 1744 - Mit dem Tode des letzten Fürsten der Cirksena, Graf Karl Edgard von Ostfriesland, erlischt dessen Haus, das zuletzt in heftige Auseinandersetzungen mit den Ständen des Landes verwickelt war, vollständig. Das Land fällt gemäß einem Erbvertrag - gegen Hannovers Konkurrenz - an Preußen, wodurch es mit der Hafenstadt Emden einen Zugang zur Nordsee und damit zu den Weltmeeren erhält.

19. Jahrhundert[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Portal Niedersachsen: Die Friesen. Abgerufen am 05.12.2024.
  2. Hoops, RdgA. aaO. Bd. IV, S. 536 ff. Art. Wikinger § 19+20.
  3. Vgl. Winkler, »Oud Nederland« (1888); Blok, »Friesland im Mittelalter« (1891); von Richthofen, »Untersuchungen über fries. Rechtsgeschichte« (3 Bde., 1880-86)