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Oswald von Wolkenstein (* um 1377; † 1445) war ein bedeutender Ritter aus dem Tiroler Adelsgeschlecht der Herren von Wolkenstein-Rodenegg, Sänger und Dichter sowie eine für die Tiroler Geschichte interessante Persönlichkeit.

Beschreibung[]

Oswald von Wolkenstein war der Sohn von Friedrich von Wolkenstein (vor 1377-1401) und seiner Gemahlin Katharina von Villanders. Er selbst war verheiratet mit Margaretha von Schwangau (um 1390-nach 1451); aus dieser Ehe gingen acht Kinder und damit die Linie Wolkenstein-Rodenegg hervor. Daneben hatte Oswald mehrere Geliebte, darunter die langjährige Mätresse, Anna Hausmann, die Tochter des Brixener Schulmeisters und Sabina Jäger, eine Verwandte des Ritters Martin Jäger von Burg Hauenstein.

Oswalds Familiengeschlecht, die Herren von Wolkenstein waren eine jüngere Linie der Herren von Villanders. Ihre Namen übernahmen sie von der 1291 in Lehn erhaltenen Veste Wolkenstein. [1]

Neben seiner Tätigkeit als Dichter und Minnesänger war Oswald auch als Politiker und Diplomat in Diensten von Kaiser Sigismund I. (HRR), zu dem er in einem näherem Verhältnis stand.

Chronologie[]

Oswald von Wolkenstein führte ein vielbewegtes, unstetes und abenteuerliches Leben. Schon mit zehn Jahren lief er in die Welt hinaus und bereiste Europa, den Orient bis Persien und Arabien.

Seit 1400 weilte er meist in der Heimat, wo er in Kämpfen mit dem Landesherrn und in einer Privatfehde mit seiner früheren Geliebten, Sabina Jäger, und deren Angehörigen wechselvolle Schicksale erfuhr und zeitweilig in harter Gefangenschaft schmachtete. Dazwischen führten ihn auch gelegentliche Kriegsfahrten, besonders im Dienste Kaiser Siegmunds I., wiederum ins Ausland.

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Wappen der Familie von Wolkenstein auf der Zürcher Wappenrolle (um 1335/1345)

  • um 1377 - Geburts Oswalds
  • um 1382 - Katharina von Villanders erbt von ihrem Vater die Waidbrucker Trostburg (Italien), wodurch Oswald den größten Teil seiner Kindheit dort verbrachte.
  • um 1387 - Oswald verlässt sein Elternhaus, um als Knappe zu dienen und die Welt zu bereisen.
  • 1399 - Nach dem Tod seines Vaters kehrt Oswald in seine Heimat nach Tirol zurück, wo er wechselvolle Schicksale erfährt.
  • 1401 - Teilnahme am Italienfeldzug mit König Ruprecht von der Pfalz
  • 1406 - Oswald von Wolkenstein ist Gründungsmitglied des Elefantenbundes.
  • 1407 - Nach einem jahrelangen Streit wird das väterliche Erbe zwischen den Brüdern Michael, Oswald und Leonhard geteilt. Oswald erhält ein Drittel der Burg Hauenstein bei Seis am Schlern, zu der auch zahlreiche zinspflichtige Bauernhöfe gehören. Die übrigen zwei Drittel gehören Anna von Hauenstein, der Ehefrau des Ritters Martin Jäger, was zu einer erbitterten Fehde führt.
  • 1408 - In Vorbereitung auf eine Pilgerreise nach Palästina gibt Oswald einen Denkstein im Brixner Dom in Auftrag, der ihn als Kreuzritter mit langem Pilgerbart zeigt.
  • 1411 - Nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land erwirbt Oswald das Wohnrecht in einem Pfrundhaus des Augustiner-Chorherrenstifts Neustift bei Brixen.
  • 1415 - Teilnahme am Konzil von Konstanz im Gefolge des Herzogs Friedrich IV. von Tirol. Oswald wird in den Dienst des deutschen Königs Sigismund I. (HRR) aufgenommen. Er erhält den aragonesischen Kannenorden („Orden de la Jarra“).
  • 1416 - Im Gefolge König Sigismunds I. reist Oswald nach Paris, wo er u.a. vor der französischen Königin Isabeau (Elisabeth von Bayern) singt.
  • 1417 - Oswald reist nach Konstanz und später nach Tirol, wo er sich dem Adelsbund gegen den Landesherrn Friedrich IV. von Tirol anschließt. Heirat mit Margareta von Schwangau.
  • 1418 - Da Oswalds Geliebte, Anna Hausmann, Schulden bei ihm hat, eignet er sich das von ihr geerbte Weingut Grotthof an und zieht dessen Pachtabgaben ein.
  • 1420 - Oswald und seine Gemahlin ziehen auf die Burg Hauenstein, wo er trotz seines lediglichen Besitzes von 1/3 der Burg auch die Abgaben der restlichen Höfe einzog, die eigentlich Anna von Hauenstein zustanden, der die anderen zwei Drittel der Burg Hauenstein gehörten.
  • 1421 - Nachdem mehrere Abmahnungen und Prozesse ergebnislos bleiben, stellt der Ritter Martin Jäger, Gemahl der Anna von Hauenstein, Oswald eine Falle, an der sich Oswalds Mätresse beteiligte. Der Ritter entführt ihn in die Fahlburg und lässt den Sänger foltern. Nachdem Oswalds Brüder dem Ritter die Fehde erklärten, wendet sich Martin an Friedrich IV. von Tirol um Hilfe. Im Gegenzug für seine Freiheit, erkennt Oswald diesen als Landesheeren an.
  • 1422 - Oswald wird im Gegenzug für eine enorm hohe Bürgschaft für fünf Monate freigelassen und flieht zu König Sigismund I. nach Ungarn.
  • 1423 - Auflösung des Adelsbundes gegen Herzog Friedrich IV. von Tirol.
  • 1424 - Friedensschluss auf dem Landtag. Oswald zieht sich auf die ihm verpfändete Burg Neuhaus in die Grafschaft Görz zurück und arbeitet als Richter in den Diensten des Grafen Heinrich VI. von Görz.
  • 1425 - Oswald und sein Bruder Michael beenden den Erbstreit mit ihrer Schwester, Martha von Liechtenstein-Karneid, und zahlen ihr ihren Erbteil aus.
  • 1427 - Als er auf den Landtag von Bozen vorgeladen wird, wird Oswald bei einem Fluchtversuch gefangen genommen. Der Ritter Martin Jäger erhält eine Abfindung, Burg Hauenstein bleibt im Besitz Oswalds, der allerdings Urfehde und dem Herzog die Treue schwören muss. Über die Rückgabe von Pfandgeld und Pfandbriefen entbrennt ein Streit zwischen Oswald und seinem Vetter und Bürgen, Hans von Villanders.
  • 1428 - Reise zum Schloss Heidelberg, wo er Pfalzgraf Ludwig III. um Hilfe ersucht. Vereidigung als Freischöffe der Feme, wodurch er Femebriefe gegen seinen Vetter erwirkte.
  • 1429 - Im Zuge des Streites zwischen dem neuen Bischof von Brixen, Ulrich Putsch, und dem Domkapitel versetzt Oswald dem Bischof einen Faustschlag.
  • 1431 - Auf dem Reichstag von Nürnberg nimmt König Sigismund I. Oswald in den exklusiven Drachenorden auf.
  • 1432 - Teilnahme an einer Gesandtschaft nach Rom, um die Kaiserkrönig Sigismunds vorzubereiten.
  • 1434 - Der Ulmer Reichstag ernennt Oswald zum Schirmherr des Klosters Neustift bei Brixen.
  • 1437 – Nach dem Tod des Kaisers, wird Oswald Teil der Kommission, welche das Erbe für den minderjährigen Sohn des Kaisers verwaltet.
  • 1441 - Oswald gerät mit den den Bauerngemeinden auf dem Ritten in einen Streit um Vorweiderechte, woraufhin er die Bauern gegen sich aufbrachte. Allerdings gelang es ihm, den Aufstand zeitig niederzuschlagen.
  • 1444 - Oswald beteiligt sich an den Vergleichsverhandlungen zwischen der Tiroler Landschaft und König Friedrich III. (HRR), dem Vormund des jungen Herzogs Sigmund.
  • 1445 - Teilnahme am Landtag in Meran, wo Oswald stirbt. Er wird im Kloster Neustift bei Brixen begraben.

Grabdenkmal[]

Der Gedenkstein des Ritters Oswald von Wolkenstein befindet sich im Hofraum des Domes zu Brixen. Obwohl Oswald erst 1445 starb, gab er in Vorbereitung auf eine Pilgerfahrt nach Palästina diesen Gedenkstein in Auftrag, der ihn als Kreuzritter mit langem Pilgerbart zeigt. Erbesteht aus rotem Marmor und ist schon stark durch Verwitterung beschädigt, seine Höhe beträgt 2 Meter. Interessant ist dieses Monument in Berücksichtigung für die Tyroler Geschichte, wie der ritterlichen Tracht. Die Inschrift lautet: „anno domini 1408. Oswald de Wolkenstain.“

Der Ritter trägt schon eine aus Eisen getriebene Brustplatte, während die Beinbekleidung noch aus gepresstem Leder besteht; ferner den ritterlichen Gürtel (das Cingulum), welcher zu dieser Zeit aber schon im Verschwinden ist. Den Stechhelm trägt der Ritter in der linken Hand, jedoch unverhältnismäßig klein, indem er nur symbolisch gedacht und zur Hauptsache die Helmzierde der Wolkensteine gemacht ist.

Zu seinen Füßen die Wappenschilde der Wolkenstein und der verwandten Tyrolerfamilien Vilanders und Rodnegg. Das Wappen der Wolkensteine mit den heraldisch stylisierten Wolken erscheint, gleichwohl mit Veränderung, in der bekannten Züricher Wappenrolle (um 1335/1345).

Werke[]

Oswalds Lieder nehmen vielfach auf seine Erlebnisse Bezug und haben insgesamt den engen Anschluss an die Wirklichkeit. Oftmals klingt von seinen Werken noch deutlich der ritterliche Minnegesang nach. Allerdings sind sie weit vom edlen Kunststil der höfischen Poesie entfernt und zeigen in oft sonderbare metrische Formen, die allerdings für die Kunstdichtung des 15. Jhds. durchaus charakteristisch sind.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). 4. Auflage 1857-1865. Altenburg, 1865. Bd. 19, S. 337 (Wolkenstein (2)).