Das Panzerhemd oder auch Panzerjacke (frz. Haubert) ist eine Schutzbekleidung, die gegen Schüsse, Hiebe und Stiche schützt. Es überschneidet sich teilweise mit dem Begriff der Brünne (frz. brogne) und wurde im Krieg statt eines Panzers durchaus auch unter der Kleidung getragen.
Arten[]
Die Panzerhemden bzw. die Brünnen können grob eingeteilt werden in (vgl. dazu auch: Panzerrüstung - Arten):
- beringte bzw. beringelte, die aus flachen, nebeneinander aufgenähten Ringen angefertigt wurden;
- bekettete, aus ovalen, ineinander greifenden Ringen gemacht;
- beschildete, d. h. solche, die aus rautenförmigen Stücken und aus dachziegelförmigen Schuppen hergestellt waren.
- benagelte Panzerhemden.
Zu den verschiedenen Panzerhemden gehören u.a.:
- Brigantine - Italienische Panzerjacke.
- Gambeson - Geöhrter Stoffunterpanzer
- Gegittertes Panzerhemd - Gepolstertes und gestepptes Stoffwams mit Lederstreifen und Ringen bzw. Nieten besetzt.
- Haubert, großer - langes Panzerhemd
- Haubert, kleiner - kurze Panzerjacke
- Korazin
- Maschenpanzerhemd, Ringpanzerhemd - entspricht dem Kettenhemd
- Panzerschurz - Teil, der die Oberschenkel schützt.
- Schuppenpanzerhemd
Auch die Bischofskragen bzw. Maschenpelerinen gehören zu den Panzerhemden. Dem gegenüber stehen die sog. Stückpanzer (Kürasse).
Beschreibung[]
Das Panzerhemd besteht aus ineinander geschlagenen Ringen aus Eisen-, Messing- oder Silberdraht. Der den Unterleib und die Oberschenkel schützende Teil heißt Panzerschurz. [1] Anfänglich reichte das Panzerhemd bis über den Hals hinauf und wurde vorne mit 2-3 Riemchen zusammengeschnallt. Darüber lag dann die Helmbrünne, welche bis zu den Schultern ausreichend deckte.
Im Allgemeinen ist es schwer zu erkennen, welcher Zeit ein altes Panzerhemd angehört, da alle auf dieselbe Weise mit vernieteten Ringen (fr. à grains d`orge), hergestellt worden sind. Es ist jedoch anzunehmen, dass Ringe mit größerem Gewicht auch ein höheres Alter haben. Die Panzerhemden der Perser und Tscherkessen wurden bis in die Neuzeit hinein teils mit vernieteten Ringen, teils ohne Vernietung der Ringe angefertigt.
Frühmittelalter[]
Im 8. Jh. trugen die deutschen und fränkischen Fußkämpfer und Ritter eine aus gepolsterter Leinwand oder Leder gefertigte ärmellose Panzerjacke, die bis zur Hüfte reichte und bis ins Spätmittelalter von unbemittelten Edelleuten und Schildknappen getragen wurde. Das Panzerhemd der Reiterei wurde nach und nach länger und deckte im 10. Jh. bereits die Oberschenkel bis zum Knie (Bild), seine Ärmel reichten anfänglich bis zum Ellbogen, später bis zum Handgelenk; die Hände blieben noch unbedeckt. Um ca. 1000 n. Chr. trugen die Normannen eine eng anliegende Panzerjacke (Haubert) mit daran sitzenden Rüsthosen (Lendenhosen), die aus einem Stück gefertigte war. Sie umschloss den Körper vom Hals bis zu den Knien und den Ellbogen.
Hochmittelalter[]
11. Jahrhundert[]
Im 11. Jh. war in Nordeuropa ein aus mehreren Lagen gepolsterten und gesteppten Stoffes gefertigtes Wams gebräuchlich, das rautenförmig mit Lederstreifen benäht war, die von ausgesetzten Ringen oder breitköpfigen Nägeln zusammengehalten wurden. Solch ein Wams nannte man gegittertes Panzerhemd (vgl. auch Gambeson).
12. Jahrhundert[]
Das Panzerhemd zeigte im 12. Jhd. häufig ein Gitterwerk aus Lederstreifen, welche in regelmäßigen Rauten aufgesetzt sind. Die Kreuzungspunkte waren mit sehr dicken, nebeneinander aufgenähten Ringen oder mit vernieteten Nagelköpfen besetzt. Das gegitterte Panzerhemd war pfeilfest, aber viel zu schwer und vermochte den Stoßwaffen, besonders dem Speer, wenig Widerstand zu leisten. Daher wurde er denn auch nach und nach abgeschafft.
Das echte und gute Panzerhemd bestand aus mehreren Lagen gepolsterten und gesteppten Stoffes, über welchen jenes Gitterwerk gelegt war. Es gab aber auch Panzerhemden, die gänzlich aus Schuppen bestehen, und „Brunnen“ oder „Brunikas“, deren Gitterwerk weder mit Nagelköpfen noch mit Ringen besetzt war.
Die Schuppenpanzerhemden dieses Zeitraums, Jazerans oder Korazims benannt, sind vergleichsweise selten. Eines der ältesten in Handschriften abgebildete Exemplar, ist eine Art Jacke mit dachziegelförmigen Schuppen, mit der ein Ritter im Psalterium aureum aus dem 9. Jhd. von St. Gallen bekleidet ist.
13. Jahrhundert[]
Ab dem 13. Jh. wurde die ärmellose Panzerjacke synonym mit Brünne oder Haubert bezeichnet, und mit aufgenähten eisernen Ringen, Ketten, Metallplatten oder dicken, vernieteten Nagelköpfen häufig gitterförmig besetzt. Die langen Panzerhemden hießen dabei großer Haubert, zum Unterschied von der kurzen Panzerjacke, dem kleinen Haubert. Im mittelhochdeutschen Kudrunlied (1230/40) liest man, „dass Hernig seine Brünne in den Schild gleiten ließ“; und weiterhin, „dass seine Kleider mit dem Roste seines Hauberts bedeckt waren.“
Die doppelte Masche, für deren Anfertigung im 13. Jhd. ganz besonders Chambly (Oise) berühmt war, zeigt, den alten Schriftstellern zufolge, stets vier aufeinander gelegte und verbundene Ringe. Am Ende des 13. Jhds. wurde das Panzerhemd verkürzt und diesem Bein- und Armschienen aus Stahl oder gesottenem Leder beigefügt.
14. Jahrhundert[]
Das kleine Panzerhemd (fr. haubergeon) wurde im 14. Jhd. in Frankreich nur von Schildknappen und Bogenschützen getragen; man nannte es auch Jacke (fr. jaque) und es war noch gegen Ende des 16. Jhds. im Gebrauch.
15. Jahrhundert[]
Die Brigantinen (italienische Panzerjacken) gehen nicht über das 15. Jhd. hinaus, zu welcher Zeit sie besonders in Italien im Gebrauch waren. Häufig wird die Brigantine in der einschlägigen Literatur mit den Korazins oder gar mit der Platte oder selber mit dem Haubert verwechselt.
Renaissance[]
Panzerhemden, wie z.B. der Korazin oder die Brigantine, wurden noch im 16. Jh. vielfach unter dem Harnisch, zum Schutz der etwa zwischen den Platten an den Gelenken sichtbar werdenden Körperteile, getragen. Kurze Röcke aus Panzerzeug, wie sie unter dem Kostüm zum Schutz gegen plötzliche Angriffe, wiederum vor allem in Italien und Spanien, viel getragen wurden, nannte man Jazerins (ital. ghiazzerino - Netz), eine Bezeichnung, die aber auch für das Wams mit außen aufgenähten Schuppen gebraucht wurde (vgl. Schuppenrüstung). [2]
Galerie[]
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Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 65 ff.
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 63-65, 71-72.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 17, S. 334-337 (Rüstung).
- Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Kunstwerke und Gerätschaften des Mittelalters und der Renaissance; Band 1 (BSB). C. Becker; Frankfurt am Main : Keller, 1852. S. 52, Taf. 34.
Einzelnachweise[]
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 608
- ↑ Alte Waffen (Internet Archive). Erich Haenel. R.C. Schmidt & Company, 1913. S. 72 ff.