Mittelalter Wiki
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Als Pavese ( franz. pavois, pavart; ital. pavese, palvese) bezeichnete man im Unterschied zum Reiterschild (Reitertartsche) die Tartsche des Fußvolkes. Dabei kommt es durchaus zu Überschneidungen beider Begrifflichkeiten.

Beschreibung[]

Unter dem Begriff Pavese versteht man verschiedene Schildformen des Spätmittelalters, besonders aber die Große Pavese als schweres Satzschild. Der markanteste Unterschied zwischen einer Tartsche und einer Pavese ist eine tiefe Rinne in der Mitte des Schildes, die nach aussen als Rippe erscheint und dem Schild nicht nur eine größere Festigkeit gibt, sondern es auch ermöglicht, ihn an einen in den Boden getriebenen Pfahl anzulehnen.

War der Setzschild die Schutzwaffe für die reine Verteidigung, so war man bestrebt, auch dem angreifenden Fußknecht einen Schutz zu bieten; damit entstand der Handschild, die kleine Pavese. Sie war meist viereckig, unten zuweilen auch schmaler und besaß ebenfalls die charakteristische Ausbauchung. Die Ecken waren zuweilen abgestumpft, die älteren nicht selten mit Buckeln ausgestattet.

Die Mehrzahl aller dieser rechteckig geformten Setz- und Handschilde hatte in der Mitte eine solche von oben nach unten laufende hohle Ausbauchung, innerhalb der sich die eisernen oder ledernen Handhaben befanden. Die Außenseite war meist mit Leder oder Pergament überzogen und zeigte geschmackvolle religiöse oder heraldische Malereien in Tempera.

Herkunft[]

Wir begegnen häufig der Ansicht, dass die Pavese böhmischen Ursprunges sei; diese Annahme ist sehr alt, denn schon in den Zeugbüchem Maximilians I. von 1519 lesen wir:

„Nicht allein auf die teutschen art
Ist dises paradeis bewart,
Sonnder nach beheimischem syt
Tregt man uns gros pavesen mit."

Zu dieser Annahme kam man durch den Umstand, dass sich die böhmischen Heere, genau wie die meisten anderen, solcher Schutzwaffen bedienten. Doch die Entstehtung der Pavesen leitet sich aus früherer Zeit her. Schon bei den Normannen tritt der Schild unter der Bezeichnung pavois auf, und dieser Name leitete sich von der Stadt Pavia her, wo nachweislich schon in antiker Zeit eine weitberühmte Schildwerkstätte bestand.

Hochmittelalter[]

Die Pavese des Fußvolkes ist im Hochmittelalter ein großer Schild von ovaler oder rechteckiger Gestalt, der insbesondere von Bogenschützen seit Ende des 13. Jhs. gebraucht wurde. Diese Schutzwaffe ist meist 1 m hoch und 0,49–0,60 m breit. Das Instrument gleicht in der Art seines Gebrauches der schweren Setztartsche.

Spätmittelalter[]

Im Spätmittelalter war die Pavese besonders in den böhmischen Heeren beliebt, bei denen, wie in der Böheimschlacht (12. Sept. 1504), die dicht aneinander gereihten Schilde eine feste Schutzwand und somit einen Ersatz für die sonst in den Hussitenkriegen übliche Wagenburg bildeten.

Renaissance[]

Mit Beginn der Renaissance im 16. Jh. verschwand neben anderen Schildformen auch die Pavese in den deutschen Heeren; für die Reiterei war sie als kleine Pavese überflüssig geworden und das Fußvolk, die Landsknechte, hatten keine Hand für eine große Pavese mehr frei; das Schlachtschwert und die lange Pinne wurde mit zwei Händen geführt und die Schützen konnten sich noch weniger mit einem solchen Schild belasten. So heißt es denn auch in den Zeugbüchern Maximilians I. von 1519 über die Pavesen bezeichnenderweise:

„Man fyndt hirin auch pavesen,
Stark schon nach vorteil ausglesen.
Vor Zeiten gepraucht man die mer,
E die langen spiess kamen her."

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Quellen[]

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