Mittelalter Wiki
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Pferde spielen in der Geschichte der Menschheit als Reit-, Arbeits- und Lasttiere eine bedeutende Rolle. Der Zeitpunkt der Domestikation lässt sich allerdings nicht mehr genau datieren. Schätzungen zufolge geschah dies rund 5000 v. Chr.

Beschreibung[]

Das Pferd nimmt gegenüber den anderen großen wirtschaftlichen Haustieren eine besondere Stellung ein, weil es nicht gleichzeitig mit der Ackerbaukultur auf germanischen Boden erscheint, sondern als das wichtigste Reittier des Friedens, besonders aber des Krieges später, in der jüngeren Bronzezeit (?) auftritt, und zwar wie auf dem klassischen Boden anscheinend zuerst nur als Zugtier vor dem Renn- oder Streitwagen. Anders als in den südlichen Gebieten aber tritt es in Mittel- und Nordeuropa ohne Mittelding zwischen Esel und Pferd, dem Maultier, auf.

Ältere Lehrmeinungen vertraten die These, dass die Einführung des Pferdes in den Kulturbesitz und die Wirtschaft der Menschen in Mittel- und Nordeuropa außerordentlich leicht war. [1]Sie stützte sich auf das allgemein bekannte Vorkommen des Wildpferdes in den Wäldern Europas bis zu den Pyrenäen hin, wo man aus älterer Zeit außerordentlich charakteristische Bilder des auch durch Knochenfunde belegten Wildpferdes hat.

Nun glaubten Forscher, die Einführung der Zucht wäre aus diesen Wildpferdherden sehr leicht gewesen, man hätte z. B. nur die Fohlen herausfangen, zähmen und zum Gebrauch als Reittiere abrichten brauchen. Einer so einfachen Einführung der Pferdezucht widerspricht aber das späte Erscheinen des Pferdes in der Mittel- u. Nordeuropäischen Kultur; und der noch spätere Übergang vom Kriegswagen zum Reittier beweist, daß auch der einfache Übergang, den man sich vom Reiten der Kinder zur Einführung des Pferdes in den Kriegsdienst der Erwachsenen gebildet hatte, nicht möglich ist.

Arten[]

Das heutige Hauspferd ist die domestizierte Form des Wildpferds. Wildpferde wurden vermutlich in mehreren Regionen Eurasien unabhängig voneinander domestiziert. Die Domestikation begann ca. 4.000-3000 v. Chr., als der Mensch, Pferde anfing, Wildpferde zu fangen und zu zähmen. [2] Zu den alten Pferderassen gehören u.a.:

  • Andalusier -
  • Berber - Eine der ältesten Pferderassen
  • Dänischer Jütländer - Eine sehr alte Kaltblutrasse, die schon im Mittelalter als Streitroß beliebt war. [3]
  • Exmoor-Pony - Exmoor-Ponys stammen aus dem Exmoor im Südwesten Englands. Es ist die älteste keltische Rasse. Sie leben seit vielen Jahrhunderten im Exmoor. In dieser rauen Landschaft blieben sie weitgehend ohne menschliche Eingriffe und wurden als „Horse Beasts“, also „wilde Pferde“ bezeichnet. Der Name setzt sich jedoch erst im 19. Jh. durch. [4]
  • Maultier - Maultiere kommen nicht in freier Natur vor. Sie sind eine Kreuzung aus einer Pferdestute und einem Eselhengst. Im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes (Mesopotamien) gehörten Esel und Pferde bereits 3000 v. Chr. zum festen Haustierbestand. Um 2000 v. Chr. setze sich die Maultierzucht durch. [5]
  • Poitevin Mulassier - Poitevin Mulassier-Pferde stammen aus der Region um die Stadt Poitiers im Westen Frankreichs. Genau wie der Poitou-Esel sind auch diese Kaltblutpferde eng mit der Produktion von Maultieren verknüpft. Arbeitspferde haben in der Region Poitou, im Südwesten Frankreichs eine lange Tradition. Im 16. Jh. wurden die Marschen der Region trockengelegt. Dazu importierte man Arbeitspferde mit großen, flachen Hufen aus Niederungsgebieten der Niederlande und kreuzte sie in die Pferde der Poitouregion ein. Besondere Bedeutung erlangte die Rasse als Basis für die Maultierzucht. Poitevin Mulassier-Pferde sind nicht nässeempfindlich. [6]
  • Shetlandpony - Das Shetlandpony kommt ursprünglich von den Shetlandinseln, die im Norden von Schottland liegen. Wahrscheinlich lebten die Vorfahren der Shetlandponys bereits in der Bronzezeit auf den britischen Inseln. Bauern fingen sie aus der Wildnis und nutzten sie für die Landwirtschaft. Es wurde unter anderem in der Zucht von Königin Victoria auf seine heutige Form gekreuzt. [7]
  • Tarpan - Ausgestorbenes Wildpferd. Die Rückzüchtung erfolgte ab den 1930er-Jahren durch Kreuzung vieler ursprünglicher Pferderassen, darunter Islandpferde, Norweger, Koniks und ein Przewalski-Hengst. Die Zucht richtete sich nach den äußeren, historischen Merkmalen. Einige Merkmale, wie eine Stehmähne, die das ausgestorbene Wildpferd vermutlich hatte, konnte durch die Rückzüchtung nicht wieder hergestellt werden. [8]

Tierwirtschaft[]

Als Fleischspeise waren Pferde bereits seit der jüngeren Steinzeit in den germanischen Ländern verbreitet, wurden aber wohl nur selten gegessen. Indessen erscheinen in den Behausungen der Hallstattzeit von Württembergisch-Franken die Knochen von Pferden und Hunden noch reichlich unter den Mahlzeitresten. Das Pferd war zudem das edelste Opfertier, und sein Fleisch wurde bei Opferschmäusen verspeist.

Zur Opfermahlzeit schlachtete man ausgesuchte junge Tiere für die Götter, die nur dem König, den Priestern und den Vornehmsten zukamen. Deshalb traf die "Rosseesser" in Skandinavien der Verdacht, dass sie den alten Göttern heimlich opferten. Zusammen mit anderen Tieren, wie z.B. den Biber, verbot Papst Zacharias im Jahre 751 den Genuss von Pferdefleisch in einem Brief an Bonifazius [9]. In Zeiten der Not aß man es allerdings auch noch nach der Christianisierung, wie das Xantener Jahrbuch zu 853 [10] berichtet. [11]

Warum das Pferdefleisch sonst eigentlich im ganzen Kulturkreis des Ackerbaus verboten war oder so gut wie überhaupt nicht als Nahrung angesehen wurde, läßt sich nur vermuten. Das letztere trifft für das klassische Altertum zu, während in Indien und im späteren Babylonien ein Verbot vorlag. Wichtig ist, dass das Wildpferd auch während des Mittelalters von diesem Verbot nicht betroffen war, ebenso wie auch der Wildesel in Persien gegessen wurde.

Rossleder[]

Pferde dienten mitunter auch als Lieferant für Leder. Die Ross-, Esel- und Maultierhäute standen hinsichtlich ihrer Dicke und Fertigkeit zwar den Rindshäuten nach, waren aber ein geeignetes Material für Oberleder für Schuhe. Während früher die Rosshaut ganz vernachlässigt wurde, spielt sie sowie das Rossleder am Anfang des 20. Jhds. wieder eine bedeutende Rolle. Charakteristisch für die Rosshaut, ebenso wie für die Haut des Esels und des Maultiers, ist, dass diese auf der Fleischseite am hinteren Rückenteil mit zwei über den ganzen Afterteil reichenden, oft miteinander zusammenhängenden, kautschukähnlichen Schichten belegt sind... → siehe Hauptartikel. [12]

Pferdemilch[]

Die Verwendung von Pferdemilch in Mitteleuropa ist so gut wie nicht bezeugt. Doch wird von den osteuropäischen Völkern in älteren und jüngeren Nachrichten überliefert, dass sie Stutenmilch nutzten und nach asiatischer Analogie daraus ein berauschendes Getränk zubereiteten. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass das Pferd zu irgend einer Zeit als Milchtier irgendeine größere Bedeutung hatte. Auch die Nutzung von Pferdemilch in größerem Maße war kaum wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern Luxus.

Die Pferdemilch wurde ausschließlich für die Zubereitung von Kumys (vergorene Stutenmilch) verwendet und der Kumys zu einem großen Teil zur Destillation des Milchbranntweins. Noch heute wird Kumys von osteuropäischen und asiatischen Nomadenvölkern hergestellt. Das sind keineswegs ältere primitive Zustände, sondern Traditionen, die sich aus früheren Zeiten bis heute erhalten haben, als die nomadischen Steppenvölker Asiens nicht nur Herdenbesitzer waren, sondern auch Herren eines großen ihnen unterworfenen Gebietes. [13]

Pferdezucht[]

Cod. Pal. germ. 311, fol. 088r - Buch der Natur, Pferd

"Von dem Pferde etc." (Cod. Pal. germ. 311, fol. 88r, 1460): Schimmel mit Zaumzeug

Die Pferdezucht bildete sich bei den germanischen Völkern erst relativ spät aus. Im deutschen Raum, sowie bei den westfränkischen Königen (später aber auch bei einem normannischen König in England) finden sich im Frühmittelalter Wildgestüte als fester Teil des landwirtschaftlichen Großgrundbesitzes. Wie der Wisent und das Urrind in Mitteleuropa Waldbewohner waren, war auch das europäische Wildpferd ein Waldtier.

Nun erhielt sich, wenigstens in manchen Gegenden, die Gewohnheit, die Stuten und ihre Fohlen während des Sommers in den Laubwald zu jagen und sie sich dort mehr oder weniger selbst zu überlassen. Ob das nun mit der stetigen wirtschaftlichen Nutzung der Herden wirklich wilder Pferde zusammenhängt oder ob es nur eine Analogie dazu ist, läßt sich nur schwer sagen. Man kann aber z.B. vom Wasgau in Rheinland-Pfalz, für den schon der spätantike Dichter Venantius Fortunatus (um 540-600/610) (s. Schelch) das Vorkommen von Wildpferden angibt, und für manche anderen nordwestlichen Gebiete das Vorkommen von Wildpferdherden annehmen.

Sie konnten natürlich nur in verhältnismäßig großen und doch verhältnismäßig isolierten Gebieten als Besitz eines großen Herrn gehalten werden, weil die männlichen Tiere nicht wie die Hirsche vielfach weit umher streiften, sondern weil der Hengst die Herde der Stuten und Füllen führte und in seinem Gebiet zusammenhielt. Der Besitzer mußte dann öfters für den Ersatz des alten Hengstes durch einen jungen im Interesse der Zucht sorgen, und so erklärt sich die Königsjagd auf den Hengst, den Schelch.

Handels- und Verkehrswesen[]

Im Verkehrswesen des europäischen Frühmittelalters war das Pferd das Haupttransportmittel auf Landwegen bei Reisen auf größere Entfernungen. Der Wagen wurde dagegen viel seltener genutzt. Beamte, Vornehme, Boten, Pilger reisten auf Landwegen zu Pferde, wenn sie sich eines Beförderungsmittels bedienten, zu Wagen in der Regel nur Kranke. [14]

Als Handelsware[]

Pferde waren natürlich auch eine Handelsware und spielten z.B. eine Rolle im Dänischen Handel des Hochmittelalters. So war der Export von dänischen Pferden noch in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters in anhaltender Zunahme, und hatte bereits im 12. Jh. eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Die meisten gingen in die Niederlande und nach England. So wurden z.B. im Jahre 1226 aufgezäumte Pferde vom König von Dänemark in Yarmouth vom englischen König gekauft [15]; und nach dem Grundbuch König Waldemars von Dänemark wurden jährlich mehr als 4.800 Pferde aus Ribe ausgeführt. [16]

Als Reittier (Reiterei)[]

Stuttgarter Psalter Cod.bibl.fol.23 p046 21v

Fränkischer Panzerreiter (um 820-830)

Die Reiterei war bei den meisten germanischen Völkern bereits zur Zeit der Römer Teil des Heeres; doch hatte sie eine vergleichsweise geringere Bedeutung als bei den osteuropäischen oder orientalischen Völkern (s.a. Parabatenreiterei). In Nordeuropa war die Reiterei ein Kontingent meist berufsmäßiger Krieger (Kavallerie).

Auch wenn die Bezeichnung Ritter von ursprünglich "Reiter" herzuleiten ist, handelt es sich bei den Rittern militärisch gesehen sich nicht um Kavallerie. Ritter waren im Gegensatz zur Reiterei Einzelkämpfer, und eine Ritterschlacht war eine Ansammlung von gleichzeitigen Einzelkämpfen.

Als Zugtier (Streitwagen)[]

Auf den Gebrauch des Streitwagens in Nordeuropa deuten vereinzelte archäologische Funde und einige verstreute Notizen aus der älteren Geschichte. Man kann annehmen, daß einige Jahrhunderte v. Chr. auf südgermanischem Gebiet die Verwendung des Pferdes am Kriegswagen bereits verschwunden war, da von den klassischen Autoren keine Nachrichten darüber erhalten sind. Dagegen fand sich während der Römischen Kaiserzeit von Cäsar ab der keltische Streitwagen, die Esseda, im entlegeneren Britannien noch für den Krieg in Gebrauch [17] In Irland reichte die Verwendung des Kriegswagens noch in die klassische Zeit des Irentums hin.

Als Zugtier (Landwirtschaft)[]

Während das Pferd im klassischen Altertum eigentlich nur zum Reiten verwendet wurde und für den Personentransport am Wagen und handlichere Lasten das Maultier eingesetzt wurde, erfuhr die Verwendung des Pferdes im germanischen Gebiet eine ganz besondere Erweiterung. Hier entstand ein neuer Kult, der einer älteren Gottheit den Vorstand über den Ackerbau abnahm und ihn dem bisherigen Schirmherrn des Krieges und des Pferdes unterstellte. So kam das Pferd auch an das hauptsächliche Gerät des Ackerbaus, den Pflug, und überhaupt in den landwirtschaftlichen Betrieb.

Im Gegensatz zu den romanischen Völkern, bei denen sich die auch sonst allgemeine Verwendung des Ochsen am Pflug erhielt, fand bei den Germanen, besonders in den nördlichen Gebieten - Norddeutschland, Dänemark, Schweden, Normandie, England - vielfach das Pferd als Gespanntier in die Landwirtschaft Eingang. Die gegenseitige Verschiebung der Ochsen und Pferde als Gespanntiere erfuhr allerdings nicht nur geographisch, sondern auch zeitlich im einzelnen große Veränderung; so verdrängten später die Ochsen wieder die Pferde vielfach im Großgrundbesitz, auch in Norddeutschland.

Mythologische Bedeutungen[]

Ein interessantes Beispiel, wie der Volksglaube durch die christliche Sage hindurchscheint, bietet die Sage vom Pferd, das sich nicht weniger als dreimal – in der Geburtsnacht, beim Flussübergang, in Jerusalem – gegen den Heiland widerspenstig zeigt, während das Rind oder der Esel willfährig ist. Dazu passen die Sagen vom Glockenraub, die alle das gemeinsam haben, dass die betreffenden Glocken nicht von noch so vielen Pferden, wohl aber von zwei Ochsen fortgeschafft werden können.

So erzählt man von den Glocken zu Barkau (in Holstein), dass die Hamburger sie wegzuschaffen versuchten. Als sie aber bis nahe vor Neumünster damit gekommen waren, sanken die Achsen plötzlich ein, und 24 Pferde konnten sie nicht herausziehen. Auf den Rat eines alten Mannes spannten sie nun zwei Kühe hinten an den Wagen, und die zogen sie frisch nach ihrer rechtmäßigen Stelle zurück. Das Dorf aber, das an der Stelle steht, heißt noch heute von der Mühe der 24 Pferde und dem Schlammweg, wo man sich festfuhr, "Mühbrook" (Schleswig-Holstein) [18].

Pferd (Heidentum) vs. Rind (Christentum)[]

Wesentlich ist, dass das Pferd im Gegensatz zu der Glocke, das Rind in Verbindung mit ihr steht. Der Glockenklang ist etwas spezifisch dem Christenglauben Eigentümliches. Pferd (als heidnisches Wodanstier) und Glocke schließen einander aus, so gut wie der alte heidnische und der neue christliche Glaube. Nun wurde aber in den weiten Ebenen des Sachsenlandes das Pferd viel mehr zum Ziehen benutzt als das Rind, das als Zugtier mit den Franken, den Bringern des Christentums, nach Norden heraufgekommen sein wird.

Somit mag das Rind als Repräsentant des fränkischen Christenglaubens aufgefasst und dem Repräsentanten des sächsischen Heidentums gegenübergestellt worden sein. Allerdings handelt es sich nicht um sächsischen und fränkischen Gegensatz – das zeigen schon die Sagen, die z.T. slawisches Volksgut sind – sondern um die allgemeine heidnische Anschauung, dass das Pferd in enger Beziehung zum Geisterreiche stehe [19].

So gibt es Sagen, in denen das Pferd geradezu Sehergabe zeigt und als Wegweiser den Baugrund für Kirchen (früher den für Opferplätze) erwählt. Wie fest diese Sagen im heidnischen Glauben gewurzelt haben, zeigt das Bemühen der Kirche, sie mit neuem Inhalt zu erfüllen. An die Stelle des Pferdes setzte sie das Rind oder den Esel. Für die Heiligkeit des Rindes konnte sie sich auf das Alte Testament berufen, wo zwei junge Kühe die Bundeslade ziehen und den Philistern den Weg weisen; besser noch auf die Tradition von Christi Geburt, die zugleich den Esel empfahl: beide Tiere stellte man sich anbetend bei der Krippe vor.

Ähnlich verfuhr die Kirche mit jenen Glockensagen. Sie suchte das Pferd verächtlich zu machen, indem sie ihm das Rind gegenüberstellte. Selten nur entging ihr eine Sage, wie z.B. im Voigtland, wo es heißt, dass eine bei Pölzig ausgegrabene Glocke von zwölf Pferden nicht weggeschafft werden konnte, dass aber ein blinder Schimmel es fertig brachte. Das ist noch echtes Heidentum; das Pferd hat, wie Wodans Roß, die glückbedeutende Farbe; es ist blind, wie die blinden Tiere sehr alter Natursagen.

Pferde und Kobolde[]

Das gleiche Verfahren der Kirche lässt sich an einem anderen Beispiel in Frankreich und anderswo nachweisen. Dort heißt es nämlich, dass die lutins (spukhafte Kobolde, Pferdemahren) sich um die Pferdezucht kümmern, dagegen das Rindvieh und den Esel vollständig vernachlässigen, weil Christus zwischen Rind und Esel geboren wurde. Diese Geburtsgeschichte kam der Kirche sicherlich sehr zustatten; die Geisterhaftigkeit des Pferdes konnte gar nicht besser bekämpft werden als durch das Gegenbeispiel der beiden andern Tiere.

Darum schuf die Kirche auch eine eigene Geburtssage, in der sie zum Ochsen und Esel auch das Pferd in den Stall zu Bethlehem einsetzte: sofort war der Gegensatz zwischen Pferd und Rind wieder fertig. Ebenso ließ sich, der biblische Bericht von Jesu Einreiten in Jerusalem mit leichter Änderung umgestalten; dem willfährigen Esel wurde das ungefällige Pferd gegenübergestellt, das sich weigert, den Heiland zu tragen. Die Sage vom Flussübergang erzählte ursprünglich nichts weiter, als dass Perkunos nur mit dem Pferd, seinem Geschöpf, ein Erlebnis am Flusse hatte.

Bedeutung bei den Germanen[]

In der Nordischen Mythologie ist das Pferd Wodans Tier, sein liebstes Opfer; und Sleipnir ist das berühmteste der Pferde. Jeden Morgen reitet der Allvater Odin auf diesem achtbeinigen Ross über den Morgenhimmel und erkundet die Welt. In der Heraldik Deutschlands spielt bis heute auch das "Sachsenross" eine bedeutende Rolle - das Symbol für das Volk der Sachsen und das alte Stammesherzogtum. Das weiße Pferd ist auch Widukinds Tier und nach ihm der Sachsen, wie es denn noch heute das Wappentier von Hannover, Braunschweig u.a. ist. Keine Speise wurde ja eifriger von den christlichen Missionaren den neubekehrten Germanen verboten als das Fleisch des Wodantieres.

Pferdekopf[]

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Holsteinisches Bauernhaus.

Vom Wodansdienst her stammt die in Schleswig-Holstein, Hannover und Westfalen noch übliche Sitte, die sich kreuzenden Dachsparren auf den altsächsischen Bauernhäusern zu Pferdeköpfen ausgestaltet; mit der Zeit entwickleten sie sich zu heiligen Zeichen des Wodan und wurden damit ein Schutzmittel des Hauses. Diese zwei ausgeschnitzten Pferdeköpfe sollten das Haus gegen Zauberei schützen. [20]

Der Pferdekopf ist also ein sehr alter symbolischer Schmuck nordgermanischer (sächsischer) Häuser und Geräte. Er wurde meist paarweise angewandt. Diese Anordnung zweier Pferdeköpfe kehrt so oft in ähnlicher Form wieder, dass der bekannte altsächsische Giebelschmuck auf einer bis in altgermanische Zeit zurückzuführenden Überlieferung beruht. [21]

Bedeutung bei den Kelten[]

Die Kelten liebten Pferde. Bei ihnen stand dieses Tier für Herrschaft, Stärke und Aufopferung. Seit dem 8. Jahrhundert v.Chr. züchteten sie sie als Reit- und Zugtiere. Pferde zogen den Sonnenwagen über den Himmel und die Barke in die Anderswelt. Dort wirkte das Pferd auch als Seelenführer der Menschen. Doch nicht Männer hatten die besten Beziehungen zu den Pferden, es waren die Pferdegöttinnen, die mit ihnen zusammen verehrt wurden.

Epona war ohne Pferd undenkbar. Die lächelnde Göttin ritt im Damensitz, ohne Sattel und Zaumzeug. Oft wurde sie auch dargestellt, wie sie Äpfel an die Pferde verfütterte oder sie an den Ohren kraulte. Macha und Rhiannon, zwei weitere andersweltliche Frauen, waren ebenfalls für ihre enge Verbindung und Liebe zu den Pferden bekannt. [22]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Landwirtschaftliche Jahrbücher 13 (Google Books). Wiegandt & Hempel, 1884. S. 149 f.
  2. Pferde - Arche Warder; Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e.V. Langwedeler Weg 11, 24646 Warder.
  3. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/schleswiger-kaltblut/
  4. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/exmoor-pony/
  5. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/maultier/
  6. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/poitevin-mulassier/
  7. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/shetlandpony/
  8. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/tarpan/
  9. MGH Epist. 3, 370
  10. MG. 2, 229
  11. Hoops. RdgA, aaO. Bd. II, S. 64 ff.
  12. Lueger, Otto. Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (auf Zeno.Org). Stuttgart, Leipzig 1906. Bd. 6, S. 82-108. (Leder)
  13. Hoops. RdgA, aaO. Bd. III, S. 223 f.
  14. Hoops, RdgA. aaO. Bd. IV, S. 398 (Art. Verkehrswesen, § 12.)
  15. Rotuli litterarum clausarum (1204-27), Hrsg. Thomas Duffus Hardy. London 1833-44. Bd. II, 138
  16. Hoops, RdgA. aaO. Bd. II, S. 438. (Art. Nordischer Handel, §. 65).
  17. Pollack Pauly-Wissowa Real-Enzyklop. 1907, Bd. II, S. 687-689.
  18. vgl. Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. 8, 32
  19. vgl. J. v. Negelein, Das Pferd im Seelenglauben und Totenkult in Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Ausg. 11, S. 406 ff.
  20. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg (Volltext auf Zeno.Org). Karl Bartsch. 1–2. Wien 1879/80. Band 2, S. 123.
  21. Die älteste Kunst, insbesondere die Baukunst der Germanen (Internet Archive). Albrecht Haupt. Leipzig, H.A.L. Degener-Verlag, 1909. S. 24.
  22. Ansha - Die magische Welt der Kelten, Ludwig, 1900.