Pflanzen wurden im Mittelalter nicht nur zum Kochen oder als Gewürze in der Küche verwendet, sondern dienten ebenso z.B. als Heilmittel und zum Färben von Stoffen. Vielen Pflanzen wurden zur damaligen Zeit außer Heilkräften, ebenso auch mythische Kräfte nachgesagt.
Geschichte[]
Bereits die Germanen in vorrömischer Zeit bauten eine beträchtliche Anzahl an Kulturpflanzen an. Sie kannten nicht nur die wichtigsten Getreide: Gerste, Weizen, verschiedene Spelzarten, Hirse, Hafer und Roggen, sondern bauten auch eine ganze Reihe von Gemüsearten wie Bohne (baunir), Erbse (ertr), Rübe (næpur), Lauch und Kürbis. Als Gespinstpflanze kannten die Germanen Flachs, Hanf und Waid, als Ölpflanze den Mohn und sie waren mit den ersten Anfängen der Obstkultur vertraut.
Vor allem den ausgefeilteren Gartenbau brachten die Römer mit (Siehe Gärten). Die weitere Ausbreitung des Obst- und Gartenbaus im Norden Europas war vor allem das Werk der Mönche, die mit dem Christentum zugleich die südlichen Küchengewächse und Obstarten im Norden einbürgerten. Dann trat ein Stillstand ein: der Bestand der Küchen-, Obst- und Ziergärten in den mittel- und nordeuropäischen Ländern blieb von der Römerzeit bis zum Ende des Mittelalters in der Hauptsache der gleiche.
Frühmittelalter[]
Im Frühmittelalter schrieb der Benediktinerabt des Klosters Reichenau (Bodensee), Walahfrid Strabo, ein vielbewundertes lateinisches Lehrgedicht über die Kräuter seines Gartens Hortulus (De cultura hortorum), worin er die Kräfte von 23 Heilpflanzen besingt, die damals in Gärten angebaut wurden. Darin sind 18 Arten aus dem Capitulare und noch 5 weitere, die schon in der Naturgeschichte des Plinius vertreten sind, enthalten. Es ist das erste botanische Dokument aus alter deutscher Zeit, das sich mit dem Anbau und der Pflege der Nutz- und Heilkräuter befaßt.
Karl der Große[]
Auch Karl der Große veranlasste im 9. Jh. gemäß der Vita Caroli Magni, die Mönche seines Reiches , sich mit der Heilkunst zu beschäftigen und Arzneipflanzen anzubauen. In der Capitulare regelte er außerdem die Dreifelderwirtschaft, den Weinbau, die Obstpflege, die Zucht von Hausvieh und Herdenvieh bis ins einzelne als Bestandteile vorbildlicher Musterwirtschaften. Im 70. Abschnitt des Capitulare sind außer 73 Nutzpflanzen einschließlich Heilkräutern und 16 verschiedene Obstbäume beschrieben, die in allen kaiserlichen Gütern von den Verwaltern angepflanzt werden sollten.
Hochmittelalter[]
Die christlichen Kreuzzüge brachten vielerlei Gewürze und deren Handel nach Zentraleuropa. In Italien war eine der besonders hervorragende Stätten naturwissenschaftlicher und ganz besonders medizinischer Lehre das Benediktinerkloster von Monte Cassino. Als die Benediktinermönche über die Alpen nach Deutschland zogen, brachten sie viele heilkräftige Pflanzenarten mit, die besonders der Mittelmeerflora angehörten und die von den Völkern Vorder-asiens angebaut wurden. Diese Pflanzen fanden bald in größerem Ausmaß nördlich der Alpen Verbreitung.
Hildegard von Bingen[]
Besonders ist auch die Heilmittellehre zu erwähnen der Äbtissin Hildegard von Bingen (etwa 1098-1179): Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (Buch von dem inneren Wesen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe), in der Literatur häufig kurz "Physica" genannt (1150) ; ihr Werk enthält die Anfänge einer deutschen Pflanzen- und Tierkunde. Im 2. und 3. Buche ihrer "Physica" ist eine Aufzählung von über 250 deutschen und in Deutschland einheimisch gewordenen "Gräsern, Kräutern und Früchten" mit ihren Nährwerten und Heilkräften in althochdeutscher Sprache enthalten.
Getreideanbau[]
- Hauptartikel: Getreide
Den Bewohnern Mittel- und Nordeuropas waren schon in vorgeschichtlicher Zeit alle wichtigeren Getreidearten bekannt, die auch im Mittelalter noch gebaut wurden. So haben denn die Germanen den Römern außer der zweizeiligen Gerste keine neue Getreideart zu verdanken, umgekehrt war aber Germanien schon zur Römischen Kaiserzeit eine Kornkammer Italiens. In der altnordischen Literatur werden an Getreidearten erwähnt: Gerste, Weizen, Hirse, Hafer und Roggen. Gerste und Weizen waren sehr verbreitet, Hirse dagegen seltener.
Gärten[]
- Hauptartikel: Gartenbau
Von den Römern lernten die Germanen der feineren Gartenbau. Die Ansätze des Gartens waren den Germanen freilich schon vor der Römerzeit bekannt, doch bis dahin wurde Gemüse, genau wie Flachs, Hanf und Getreide meist nur feldmäßig angebaut.
Das Wort "Garten" selbst ist mit 'Gehege, Hof' verwandt und bedeutet einen umzäunten Hof, der das Haus umgibt. Der germanische Garten war allerdings in erster Linie ein umhegter Viehhof, in dem nur nebenher auch Küchengewächse und z.B. Apfelbäume gepflanzt wurden.
Da erst die Römer also eine intensivere Gartenkultur nach Norden brachten, führen noch heute - im Gegensatz zu den Getreidearten - viele der bekannten Küchengewächse lateinische Namen: Gemüse wie Kohl, Zwiebel, Rettich, Spargel, Gurke, Lattich; Gewürze wie Fenchel, Kümmel, Petersilie; ferner alte Zierpflanzen wie Rose und Lilie. [1]
Klösterliche Kräutergärten[]
- Hauptartikel: Kräutergarten
Vor allem in den christlichen Klöstern entstanden umfangreiche Kräutergärten. Nach dem Capitulare war der Kräutergarten in 16 Beete eingeteilt und jedes Beet mit dem Namen der darauf anzubauenden Pflanzenart versehen. Dabei handelte es sich um Pflanzen, die zum Teil noch heute für arzneiliche Zwecke angebaut werden. [2] Für den Kräutergarten waren u.a. die folgenden Arten vorgesehen: Deutsche Schwertlilie, Madonnenlilie, Hundsrose, Weinrose, Gemeiner Hagedorn, Salbeiarten, Weinrauten, Griechisches Heu, Bockshornklee, Wegrauke, Wilder Senf, Kreuzkümmel, Liebstöckl, Fenchel, Minzearten (z.B. Frauenminze und Poleiminze) Rosmarin, Bohnenkraut und verschiedene Bohnenarten.
Klösterliche Küchengärten[]
Der Küchengarten in den christlichen Klöstern enthielt der Capitulare zufolge u.a. folgende Arten: Schlafmohn, Porree, Sellerie, Koriander, Anis, Schlafmohn, Gartenrettich, Mohrrüben, Mangold, Knoblauch, Schalotte, Petersilie, Gartenkerbel, Salatarten, Bohnenkraut, Pastinake, Gemüsekohl, Schwarzkümmel.
Obstanbau[]
- Hauptartikel: Obstbau
Auch den Obstanbau brachten die Römer - vom Apfelanbau abgesehen - zu den Germanen. Die Namen fast sämtlicher Obstarten sind aus dem Lateinischen entlehnt: Birne, Pflaume, Zwetsche, Kirsche, Pfirsich, Aprikose, Quitte, Kastanie, Maulbeere, Mandel.
Mythische Bedeutung[]
Vor allem im medizinischen Volksglauben tauchen Pflanzen auf. Aber auch sonst wird das Menschenleben vielfach mit ihnen in Zusammenhang gebracht. Die einen bringen Glück, vermehren das Vermögen (Alraunenwurzel, vierblättriges Kleeblatt), andere schützen Menschen und Vieh gegen feindliche Dämonen und werden deshalb besonders häufig an den Häusern und den Türen der Ställe angebracht (Holunder, Johanniskraut, Beifuß usw.). Andere Pflanzen künden in der Erde verborgene Schätze oder Wasserquellen (Farnkraut, Springwurz, Wünschelrute) oder werden zu Schicksalsfragen an die Zukunft verwandt (Zwiebel). Wie gewisse Steine machte im Volksglauben auch der Same des Farnkrauts seinen Träger unsichtbar.
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 11. Bd. II, S. 114 ff. (Art. Gartenbau)
- Hoops, Johannes: Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum (Internet Archive). Straßburg 1905.
- Schrader, Otto. Sprachvergleichung und Urgeschichte: Linguistisch-historische Beiträge zur Erforschung des indogermanischen Altertums (Internet Archive). 3. Auflage. Jena 1906-07. Kapitel II, S. 185-216.
Einzelnachweise[]
- ↑ Germania, Vierteljahrsschrift für deutsche Altertumskunde. Hrsg. V. Franz Pfeiffer. 1856. Seite 16 ff.
- ↑ Gewürzlexikon: Mittelalter