Mittelalter Wiki
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Polygamie (Vielehigkeit) bezeichnet bei Menschen eine Form der Vielehe und der Führung von „gleichzeitigen eheähnlichen Beziehungen“. Dabei wird unterschieden in Polygynie (Vielweiberei) und Polyandrie (Vielmännerei) sowie der Polygynandrie (Gruppenehe) und weiteren Eheformen, bei denen mehrere Frauen und mehrere Männer beteiligt sind. [1]

Beschreibung[]

Vielweiberei (Polygynie) war in der vorchristlichen Zeit wohlbekannt, und zwar nicht nur in der Form, dass neben der Ehefrau Kebsweiber (s. u. Beischläferin) gehalten wurden, sondern auch als Ehe mit mehreren echten Ehefrauen. Dem Charakter der Ehe als Kaufehe entsprach es, dass der Begüterte sich mehrere Frauen kaufen konnte (s. Brautkauf).

Deshalb fand sich Vielweiberei vorwiegend in den höheren Kreisen, insbesondere den Herrscherhäusern, in denen sie wohl ein durch den höheren Stand geforderter Luxus, vielfach auch ein Mittel zur Anknüpfung vielfacher politischer Beziehungen war, während der einfache Freie sich meist mit einer Frau begnügte.

Dazu stimmt die Schilderung, die Tacitus von den Westgermanen entwirft, wenn er schreibt (Germ. 18): „...Denn fast nur sie allein unter den Barbaren sind mit einer Frau zufrieden, ganz wenige ausgenommen, welche nicht der Wollust zuliebe, sondern ob ihres hohen Adels mit gar vielen Heiraten umworben werden.“ [2]

Dagegen scheint Vielweiberei bei den Nordgermanen nach den Berichten des Adam von Bremen [3] (um 1050-1085) und des normannischen Chronisten Dudo von Saint-Quentin [4] sehr viel verbreiteter gewesen zu sein; bekannt sind, abgesehen von Island, jedoch nur Fälle aus Herrscherfamilien (Ariovist, Harald Harfagr). Dafür, dass eine der Frauen, wie bei den Indern, einen Vorrang vor den anderen hatte, besteht kein Anhaltspunkt.

Wandlung im Christentum[]

Mit der Einführung des Christentums wurde die Vielweiberei verboten. Die zweite Ehe gilt als nichtig, und Bigamie (anord. tvíkvenni) wurde unter kirchliche, später auch unter weltliche Strafen gestellt. Im Hause der Merowinger und Arnulfinger erhielten sich noch Reste des älteren Zustands: Chlothar I., Theudebert I., Pippin von Herstal hatten gleichzeitig zwei, Dagobert I. sogar drei Ehefrauen. Auch Harald Hardradi, der Bruder des hl. Olaf, lebte in Bigamie.

Polyandrie[]

Vielmännerei (Polyandrie) war bei den Germanen, ebenso wie bei allen anderen indogermanischen Völkern, unbekannt. Die Ehe von Odins Gemahlin Frigg mit Odins Brüdern Vili und [5] beweist nichts für menschliche Verhältnisse, ganz abgesehen davon, dass Vili und Vé ursprünglich wahrscheinlich keine selbständigen Götter, sondern bloße Namen Odins waren.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Polygamie (Version vom 18.08.2020)
  2. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania) (Wikisource). Übersetzung Die Germania des Tacitus (Wikisource). Anton Baumstark: Freiburg 1876. Kap. 18.
  3. Adam von Bremen. Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum. 4, 21
  4. Dudo von Saint-Quentin. De moribus et actis primorum Normanniae ducum. I in.
  5. Lokasenna 26, Ynglingasaga 2