Mittelalter Wiki
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Die Quaden (lat. Quadi) waren eine zu den Sueben gehörende Völkerschaft der Elbgermanen, die im Südosten Germaniens, im späteren Böhmen, Mähren und Oberungarn, siedelte und zusammen mit den Markomannen die Römer bekriegte. [1] Der Name verschwand in der Völkerwanderungszeit. [2]

Beschreibung[]

Die Quaden waren ein außerordentlich kriegerischer und volkreicher Stamm, der zur Gruppe der Sueben zählte. Daher kann man sie im Wesentlichen mit den Suebi bei Caesar gleichsetzen, die auch am Main schon bei anderen Stämmen, die sich selbst zu den Sueben zählten, noch unter einem Sondernamen bekannt waren.

Über die Herkunft und Einwanderung der Quaden, die in ihrem Siedlungsgebiet an der March (dem Hauptfluss in Mähren) auf einem den Kelten abgenommenen Boden stehen, fehlen unmittelbare Zeugnisse. Mit die erste Erwähnung finden die Quaden wohl durch den griechischen Geschichtsschreiber Strabon (63 v.Chr. - 23 n.Chr.) in dessen Geôgraphiká. [3]

Allerdings ist es merkwürdig, dass Strabon die Quaden und daneben andere Sueben in der Nachbarschaft der Geten, d.h. Daken, erwähnt. Es handelt sich um einen Bericht, der älter ist als die Gründung des vannianischen Reiches (um 19 n.Chr.) in Oberungarn, so dass man die in Strabons Beschreibung angegebene Ortsbestimmung in Hinblick auf die kleinen Karpaten und die außerhalb derselben stehenden Sueben nicht auf jene Sueben beziehen kann die, gemäß dem späteren Bericht von Tacituts, zwischen Marus und Cusus siedelten.

Wahrscheinlich bezog sich Strabon auf Böhmen und somit würden die Quaden nach Böhmen und andere Sueben weiter nach Osten gesetzt, auch wenn ungewiss bleibt, welche suebische Völkerschaft damit gemeint sein sollte. Insgesamt bleibt Strabons Passus in seiner Geographika strittig. Sicher ist, dass die Quaden zusammen mit den Markomannen sie in die Sudetenländer kamen. Zunächst siedelten sie wohl in dem durch seine Fruchtbarkeit verlockenden Marchgebiet in Mähren, und es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Quaden als dessen Bewohner auch schon den Namen *Marah-warja- 'Mährer' führten, der später auf ihre slawischen Nachfolger überging.

1. Jahrhundert[]

Sie erschienen in steter Verbindung mit ihren westlichen Nachbarn, den Markomannen, und standen zeitweise auch unter der Führung ihres Königs Marbod (um 30 v.Chr. - 37 n.Chr.). Nach dessen Sturz im Jahre 18 n. Chr. erkannten sie die römische Oberhoheit an.

Eine Erweiterung erfuhr das quadische Reich durch die Ansiedlung der Gefolgscharen des Marbod und Catualda in Oberungarn östlich der unteren March. So berichtet Tacitus [4] im Jahre 19 n.Chr., dass über die zwischen Marus und Cusus angesiedelten Gefolgsscharen des Maroboduus und Catualda der Quade Vannius von Drusus Caesar als König gesetzt wurde. Dadurch war ihre Verschmelzung mit den Quaden angebahnt, deren Name später auch an Stelle der gr. Bαἰμοι (Baimoi) begegnet.

So gründeten die Quaden im Gebiet des späteren Böhmen und Mähren unter römischem Schutz ein eigenes Reich, gegenüber von Pannonien. Vannius regierte von 19 bis 50 n.Chr. Als Ostgrenze des sich ausdehnenden Regnum Vannianum (Reich des Vannius) wird von Tacitus [5] der Fluß Cusus, von Plinius [6] der Duria genannt. Beide Flüsse sind allerdings nicht sicher bestimmbar.

In ihrer östlichen Nachbarschaft waren ein paar kleine Völkchen keltischer und pannonischer Herkunft, die Cotinen und Osen ihnen zinspflichtig. Auf dieser Seite treten sie außerdem in Beziehung zu dem in die Ebene zwischen Theiß und Donau eingedrungenen sarmatischen Stamm der Jazygen. Schon Vannius hatte im Jahre 50 n.Chr. jazygische Reiter in seinem Sold und später treten Quaden und Jazygen meist als Verbündete auf. Andrerseits bleibt das traditionelle enge Verhältnis zu den Markomannen bestehen, mit deren Geschichte die der Quaden lange Zeit parallel läuft. Doch sind sie länger noch als diese den Römern feindlich gesonnen.

2. Jahrhundert[]

Auf der Karte des Ptolemäus (um 100-160) erscheinen noch, von den gr. Κούαδοι (Kouadoi) durch die gr. Αούνα ύλη (Aouna yli) getrennt, unter besonderem Namen die gr. Bαἰμοι (Baimoi), so - mit einer Variante von gr. Bαι(ν)oχαἰμαι (Bainochaimai) - als Leute aus Boiohaemum bezeichnet.

  • 167 n.Chr. beteiligten sich die Quaden wieder lebhaft am Markomannenkrieg gegen die Römer.
  • 176 n.Chr. wurden sie von Kaiser Marc Aurel geschlagen und mussten Frieden schließen, blieben aber fortan Feinde der Römer und beunruhigten deren Grenzen fortwährend.
  • 177 n.Chr., zu einer Zeit während der Markomannenkriege (166-180), wo die Quaden durch die römischen Besatzungen in ihrem Land besonders zu leiden hatten, versuchten sie, zu den Semnonen auszuwandern. Allerdings wurde dieser Versuch durch Marcus Aurelius vereitelt.
  • 180 n.Chr. schloss der römische Kaiser Commodus Frieden mit ihnen; dennoch fielen sie später mehrmals ins römische Gebiet ein.

3. Jahrhundert[]

Später wurden sie bedeutend geschwächt. Kaiser Caracalla (211-217) entzweite sie zu Anfang des 3. Jhs. mit den Markomannen und ließ ihren König Gualmar ermorden.

4. Jahrhundert[]

Darauf erschienen sie in Gesellschaft der Sarmaten, verwüsteten die römischen Provinzen, besonders seit 374, wo der römische Feldherr ihren König Gabinius bei einem Gastmahl ermordet hatte.

Mehr als 200 Jahre nach dem ersten Versuch, während der Markomannenkriege zu den Semnonen auszuwandern, brachen die Quaden dann zum großen Teil tatsächlich aus ihren Sitzen auf, um sich den Vandalen und Alanen auf deren Zug nach dem Westen anzuschließen. Auch daheim trat schon vor dieser Auswanderung der Name Sueben für die Quaden wieder hervor und auch für die daheim Zurückgebliebenen ist er fortan der einzig übliche. Gegen Ende des 4. Jhs. gingen die gebliebenen Quaden zusammen mit den Markomannen in dem Volksstamm der Baiern auf.

5. Jahrhundert[]

Seit dem 5. Jh. verliert sich ihr Name aus der Geschichte. Bei Hieronymus [7] werden im Jahre 409 n.Chr. die Quaden noch unter ihrem Namen als eines der Völker aufgeführt, die damals Gallien verwüsteten. Sie zogen nach Spanien ab, wo sie fortan nur mehr als Sueben erschienen und im Nordwesten des Landes ein Reich begründeten, das schließlich durch die Westgoten zu Fall kam.

Quadischer Herkunft und in Oberungarn zu suchen sind wohl die Sueben, die sich mit den Ostgoten herumschlugen und ebenso die Suavi, die vom Langobardenkönig Wacho unterworfen und von Alboin (526-572) nach Italien mitgeführt wurden. Jedenfalls fanden die einwandernden Slawen noch Reste von ihnen in Oberungarn vor. Der Flussname slaw. Vaha, älter Vaga - 'Waag', der germanisch ist und mit asächs. wág - 'hochflutendes Wasser', ahd. wág - 'Wasserstrom, wogendes Wasser', got. wégs usw. zusammengehört, wurde von den Slaven aus suebischem Munde übernommen.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Georges, Karl Ernst: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch (Zeno.Org). Hannover 81918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 2, Sp. 2111.
  2. Herders Conversations-Lexikon (Zeno.org). Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 643.
  3. Strabo: Strabo’s Erdbeschreibung, übersetzt und durch Anmerkungen erläutert von Albert Forbiger. 7 Bände + 1 Registerband. Hoffmann’sche Verlags-Buchhandlung, Stuttgart 1856-1862. Bd. III, Buch 6-8 (Kap. 290).
  4. Tacitus, Annales. 2, 63
  5. Tacitus, Annales. 2, 63
  6. Die Natugeschichte des Cajus Plinius Secundus (Internet Archive). Plinius der Ältere (um 77 n.Chr.). Ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen: Wittstein, Georg Christian; Tippmann Collection. Leipzig : Gressner & Schramm, 1881. Buch 4, 80
  7. Hieronymus, ep. 123 ad Ageruchiam
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