Als Räuchergefäße wird eine Gruppe von eigentümlichen Geräten bezeichnet, die besonders im sog. "Billendorfer Typus", einer der jüngsten Gruppen des "Lausitzer Typus", auftritt und der jüngeren Bronzezeit, etwa um 1000 v. Chr., angehören.
Beschreibung[]
Diese Räuchergefäße sind teils topf-, teils pokalförmig; der untere Teil ist meistens mit Durchbrechungen versehen, der obere oft schalenförmig und mit aufrecht gestellten Randzacken ausgestattet. Gewöhnlich ist eine runde Tonscheibe als Unterlage hinzugefügt, auch ist der obere Teil nicht selten vom Unterteil getrennt und bildet eine Schale oder einen Napf, der in der Mitte einfach durchlocht ist.
Meistens sind diese Geräte schlicht und unverziert; nicht selten scheinen sie auch nur Modelle von Gebrauchsgeräten zu sein, die den Toten symbolisch ins Grab mitgegeben wurden. Die übrige Ausstattung der Gräber besteht aus der Urne mit den Überresten des Leichenbrands und zahlreichen Beigaben von Ton, unter denen nicht wenig spielzeugartige Gefäßchen sind, die offenbar auch nur symbolische Bedeutung besitzen. Metallbeigaben von Bronze und Eisen sind spärlich vorhanden.
Ähnliche Geräte sind aus etruskischen Gräbern, z. B. von Falerii, bekannt, und auch griechische Kohlenbecken aus der Zeit um 150 n. Chr. können zum Vergleich dienen; ebenso neuzeitliche kleine Kochherde aus Portugal (fogueiro) und marokkanische Kohlenbecken, die in ihrer ganzen Einrichtung diesen prähistorischen „Räuchergefäßen" entsprechen.
Verwendung[]
Über die Verwendung dieser Räuchergefäße in Verbindung mit Feuer bestehen kaum Zweifel. Es sind Wärmvorrichtungen in kleinem Maßstab für den häuslichen Gebrauch, besonders wohl für die Kinderpflege, die auch für Räucherungen verwendet wurden, die in der Volksmedizin und im Volksglauben eine Rolle spielten. Der untere Teil des Geräts mit den Luftlöchern an der Seite nahm das Feuer in Form glühender Kohlen auf; in die obere Schale legte oder goß man den zu erhitzenden Stoff. Die Randzapfen des Oberteils hatten den Zweck, eine Schale aufzunehmen, ohne den Luftzug abzuschließen.
Etymologisches[]
Neben dem Herd auf dem Boden der Hütte ist das sog. Räuchergefäß die älteste bekannte Heizvorrichtung des germanischen (?) Altertums, und es könnte in seiner topfartigen Form mit dem gemeingermanischen Wort got. aúhns, altnord. ogn und ofn, ags. ofen, ahd. ovan gleichgesetzt werden, das zunächst nur ein großes topfartiges Gefäß bezeichnet, in dem glühende Kohlen zum Backen enthalten sind.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 3. Johannes Hoops, 1918-1919.
- Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft (EconBiz). 1892, S. 203; 1880, S. 432.
- Zeitschrift für Ethnologie Zeitschrift für Ethnologie (Internet Archive). 1902, S. 212 (Art. v. G. Kossinna). 1909, S. 946 (Art. von C. Schuchhardt)
- Prähistorische Zeitschrift (De Gruyter), Ausgabe 1, S. 364 ff. Ausgabe 4, S. 83 (Art. von U. Kahrstedt).