Das Römerlager Oberaden liegt im gleichnamigen Stadtteil von Bergkamen an der Lippe, etwa 4 km oberhalb von Lünen in Nordrhein-Westfalen. Erbaut wurde dieses Mehrlegionenlager um 11 v. Chr. im Zuge der Drusus-Feldzüge in Germanien. [1]
Beschreibung[]
Auf Reste eines großen Römerlager aus der Zeit des Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) bei Oberaden wies erstmalig 1905 Pfarrer Otto Prein hin. Das Lager wurde dann vom Städtischen Museum für Vor- und Frühgeschichte in Dortmund [2] gemeinsam mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts untersucht und stellte sich als eine sehr bedeutende Lage heraus.
Areal und Anlage[]
Die Fläche des Lagers bildet ein unregelmäßiges Polygon, welches das 35 ha große Feldlager in Haltern an Größe noch erheblich übertrifft. Umschlossen wird dieses Gebiet von einem Graben und einem holzversteiften Wall, von dem einige Reste noch erhalten sind.
Die sorgfältige Bauweise (es haben sich in dem feuchten Boden Reste der vierkantig behauenen Hölzer erhalten) zeigt, dass das Lager für die Dauer, nicht als temporäres Marschlager angelegt wurde. Bestätigt wurde diese Vermutung durch weitere Untersuchungen, die auch tiefe, sorgfältig mit Holz verschalte Brunnen zutage förderten.
Die (wahrscheinlich vier) Tore weisen die gleiche Anlage wie beim großen Lager von Haltern auf. Der Wall hatte in regelmäßigen Abständen Türme. In der Mitte wurde das Praetorium freigelegt sowie Reste mehrerer anderer Gebäude. Auch wenn die Untersuchungen durch die ungünstige Beschaffenheit des Bodens sehr erschwert wurden, so konnte doch das Straßennetz durch Verfolgen der Straßengräbchen nahezu vollständig festgestellt werden, so dass die Disposition des Innern klar liegt. Von besonderen Anlagen sei noch ein großes holzverschaltes Wasserbassin in der Nordwest-Ecke erwähnt.
Die Anlage ist durchaus einheitlich; Umbauten ließen sich im Gegensatz zu Haltern nicht nachweisen. Aufgegeben wurde das Lager nach einem Kampf. In den Gräben fanden sich noch gespitzte Eichenhölzer, wahrscheinlich als pila muralia ('Mauerspeere') zu deuten, die mit den Namen der einzelnen Centurien bezeichnet sind und vom Wall herab auf die Angreifer geschleudert werden konnten.
Funde[]
Der Vergleich der Einzelfunde mit denen von Haltern ergibt, dass Oberaden im Gegensatz zu jenem nur der Frühzeit der römischen Kriegszüge angehört. Die keramischen Funde tragen sogar einen noch etwas altertümlicheren Charakter als die der ältesten Halterner Anlagen. Andererseits fehlen die Altarmünzen von Lyon, welche in Haltern zahlreich zutage tragen, in Oberaden vollständig. Oberaden ist also in der Zeit des Drusus angelegt und kann nicht viel über diese hinaus bestanden haben.
1911 wurde von Gerhard Kropatschek etwa 2 km vom Lager entfernt ein Uferkastell an der Lippe festgestellt, das wohl zum großen Lager in einem ähnlichen Verhältnis steht, wie die Uferkastelle in Haltern zum dortigen Lager. Auch im Gebiet des Lagers von Oberaden fanden sich zahlreiche germanische Scherben, die z. T. aus Gräbern, z. T. aus Wohngruben stammen. Nach den Fundumständen gehören sie einer germanischen Siedlung an, die vor der Anlage des Lagers dort bestanden hat.
Identität[]
Auch Oberaden hatte Anspruch darauf erhoben, das gesuchte Aliso zu sein. Otto Prein [3] wies unter anderem auch auf den Namen „Elsey“, der an dem Burgterrain haftet, hin und wollte sogar die Seseke, die an Oberaden vorüberfließt, mit dem Elison bei Dio Cassius (um 163-229) in Beziehung bringen. Die Identität wurde ferner besonders von Friedrich Knoke [4] und H. Nöthe [5] behauptet.
Allerdings zeigt das bisherige Grabungsergebnis, dass Oberaden nur der Drususzeit angehört, womit die Identität dieses Lagers als Aliso ausgeschlossen ist. Beachtenswert ist die Hypothese von Kropatscheck, die das von Dio Cassius [6] erwähnte Lager, das Drusus 11 v. Chr. auf dem Rückzug aus dem Sigambrergebiet am Zusammenfluss von Elison und Lippe anlegte, mit Oberaden als eines der ältesten Römerlager in Westfalen identifiziert.
Quellen[]
- Ausgrabungsberichte in Korrespondenzblatt der "Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst (Internet Archive). Ausgabe 26. Trier, 1907. S. 60.
- Ausgrabungsberichte in Römisch-Germanisches Korrespondenzblatt (Digitalisat UB Heidelberg). Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung. ISSN 2365-4724. Jhrg. 1909, Nr. 1; Jhrg. 1910, Nr. 3; Jhrg. 1911, S. 59.
- Dragendorff, Hans; Barthel, Walther: Neues zur Geschichte der römischen Occupation Germaniens in Bericht der Römisch-Germanischen Kommission (WP). Ausgabe 3 (1906/7), S. 161 (Digitalisat UB Heidelberg).
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 349 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Römerlager Oberaden (Version vom 30.10.2019)
- ↑ Christoph Albrecht: Das Römerlager in Oberaden. Veröffentlichung des Städtischen Museums für Vor- und Frühgeschichte Dortmund II, l (1938).
- ↑ Prein, Otto: Aliso bei Oberaden. Münster, 1906, Nachtrag 1907.
- ↑ Knoke, Friedrich: Neue Beiträge zu einer Geschichte der Römerkriege, S. 54 ff.
- ↑ Nöthe, H.: Die Drususfeste Aliso, in Beiträge für Geschichte Niedersachsens und Westfalens, Bd. II, S. 11.
- ↑ Cassius Dio, Historia Romana 54, 33, 4.