Die Römerschanze bei Potsdam, liegt nahe dem Ortsteil Sacrow und Nedlitz. Diese altgermanische Volksburg (Wallanlage) wird auch Königswall, Röber- oder Räuberschanze genannt, ist eine der ältesten Wehranlagen Europas.
Die Bezeichnung Römerschanze ist irreführend. Sie wurde nie von einem Römer betreten. Noch heute heisst der Wald „Königswald“ und der alte Weg am Fuße der Burg „Königsweg“.
Beschreibung[]
Die Römerschanze liegt 5 km nördlich Potsdam an der Ecke zwischen Jungfern- und Lehnitzsee zwischen dem Ort Nedlitz und Sacrow (Potsdam), 20 m über dem Seespiegel. Ihre Form bildet ein Viereck mit ausgezogener Südwest-Spitze und misst im Durchmesser 175 m in Nord-Süd- und 125 m Ost-West-Richtung.
Der Wall wurde von innen her aus einer Mulde aufgeworfen. Er besitzt drei Tore; das nordwestliche (Seetor) wurde in slawischer Zeit (8./9. Jh.) hinzugebaut. Der Wallbau besteht aus Holz und Erde und ist 3,30 m dick. Die Pfosten in der Vorder- und Rückwand stehen 1,60 m voneinander entfernt und sind durch den Wall durch übereinander gelagerte Riegelhölzer verbunden, die zum Teil erhalten waren. Die Wallwände (Planken) bestehen aus Bohlen, die mit Holznieten an den Pfosten befestigt wurden.
Hinter der Wallmauer findet sich hier und da eine Anschüttung als Bank mit Pfosten abgesteift. Gräben erblickt man nur an den Seiten, wo ein sanfter Abfall, ein Steilabfall jedoch im Westen glatt bis zum See führt. Der erste Graben misst 6 x 2 m, der zweite 9 x 3 m; zwischen ihnen liegt ein über 5 m breiter Steg, der wo es nötig war, künstlich planiert wurde. Das Seetor im Nordwesten ist einfache, 5 m weite Öffnung zwischen den Wallenden, in der Mulde dahinter liegt eine ebenso breite Erdbrücke. Das Osttor ist 6½ m weit mit einer Torhalle, die lang auf der Erdbrücke vorspringt. Es wurde vielfach umgebaut und in slawischer Zeit verengt und verkürzt.
Geschichte[]
Eine erste Besiedlung des Platzes begann in der Hügelgräberbronzezeit und erstreckte sich kontinuierlich bis zum Ende der Hallstattzeit (Stufe IIIa - Vb; ca. 1.250 bis 550 v. Chr.). Ob der Platz von Beginn an befestigt war, ist unbekannt.
Die Wallburg kann der Lausitzer Kultur zugerechnet werden, die in der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit (1.300 bis 500 v. Chr.) auf den heutigen Gebieten von Ostdeutschland, Polen, Teilen Tschechiens und der Slowakei und in Teilen der Ukraine bestand. Starke Brandschichten am Ende der Besiedlung im 6. Jh. v. Chr. deuten auf eine Zerstörung beziehungsweise Brandkatastrophe.
Erst im 8./9. Jh. wurde die Stelle von Slawen wiederbesiedelt. Die slawische Burg bestand bis zum 10. Jh. und wurde dann, wie alle Höhenburgen der Wilzen, aufgegeben. Die slawische Vorburgsiedlung wurde erst mit Beginn des 13. Jh. aufgegeben.
Bronzezeit[]
Zur späten Bronzezeit war der Innenraum der Burg dicht bebaut, ohne Burghof in der Mitte. Die Bebauungsperioden liegen allerdings so reich und dicht übereinander, dass für einzelne die Grundrisse kaum erkennbar ist. In der Südwestecke finden sich drei Herde als Mittelpunkte von rechteckigen Häusern, etwa 5-6 m breit, vielleicht 7-8 m lang.
Weiter nördlich fanden Archäologen den vollständige Grundriss eines spätbronzezeitlichen Pfostenbaus von 11 : 6½ m Größe, davon der Hauptraum 8 : 6½ m (25 : 20 germanische Fuß), mit Vorhalle und Herd im Hauptraum, ganz entsprechend dem Urtypus des nordisch-osteuropäischen und griechischen Hauses. [1] Dabei hatte die Langseite 8, die Schmalseite 4 Pfosten, in der Front der Vorhalle nur eine Mittelstütze. Die Zwischenräume zwischen den Pfosten waren aus Flechtwerk mit Lehmverstrich, das Dach offenbar aus Stroh oder Schilf, obenauf Giebel, wie sie auch Hausurnen zeigen. Die Tür lag in der Mitte der Schmalseite. [2]
Im Hauptraum, etwas nach hinten, lag der Herd, eine Kochgrube von 40 x 40 cm mit Feldsteinen umlegt und stark angebrannt, der Sandboden darunter war gerötet. Der Inhalt bot wenig Holzkohle, Tierknochen und Tonscherben. Auffallend war die Verwandtschaft der Tonscherben mit den Megara von Troja, Tiryns und Mykene. Derselbe Grundriss aber lebte auch in Griechenland noch lange weiter: so z.B. in Pergamon neben der Bibliothek, in Priene in über 30 Beispielen als Hauptraum der Wohnhäuser. Gefunden wurden fast nur Tongefäßscherben der Lausitzer Kultur, dem späteren Siedlungsgebiet der Semnonen, des Kernvolkes der Sueben.
Als Sachsenburg[]
Der Historiker Ludwig Hölzermann (1830-1868) erklärte 1868 die Römerschanze bei Potsdam wegen ihres von innen her aufgeworfenen Walls, der eingebogenen Wallenden am Tor und der vermehrten Grabenlinien für das Nachtlager eines sächsischen Heerhaufens, der in der Völkerwanderungszeit in diese östlichen Gegenden versprengt worden sei. [3]
Die Beobachtung von der nahen Verwandtschaft dieser Burg mit sächsischen zwischen Weser und Elbe ist durchaus richtig, die Erklärung musste aber umgekehrt lauten: was die Sachsen in der Völkerwanderungszeit zwischen Weser und Elbe bauten, ist bei den Semnonen in der Mark und der Lausitz seit Jahrhunderten vorgebildet, und zwar nicht allein die Bergburgen in der eben geschilderten Form, sondern auch die einfachen runden oder ovalen Burgen in der Ebene. Daher gilt die Römerschanze auch als Beispiel einer ostgermanischen und zwar semnonischen Gauburg. Die Richtung, die hier die Kulturentwicklung nimmt, können Forscher auch sonst mehrfach beobachten, z. B. an der Keramik und an den Urnenfriedhöfen.
Quellen[]
- Wikipedia: Römerschanze bei Potsdam
- Die Römerschanze im Königswald (Waldjugend in Berlin und Brandenburg)
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 207 (Befestigungswesen, § 6); Bd. IV, S. 436 (Volksburgen, § 6.)
Einzelnachweise[]
- ↑ vgl. Henning, Rudolf. Das Deutsche Haus in Seiner Historischen Entwickelung (Internet Archive). Strassburg : Karl J. Trübner, 1882.
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 454 f. (Haus)
- ↑ Lokaluntersuchungen, die Kriege der Römer und Franken, sowie die Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen und des späteren Mittelalters betreffend (ULB Münster). Hrsg: Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, Paderborn 1878.