Der Rössener Typus bezeichnet eine bestimmte Art von Keramikfunden aus einer nord-, mittel- und westdeutsche neolithischen Kulturgruppe (ca. 4300 v. Chr. bis 3500 v. Chr.). Benannt ist sie nach einem großen Flachgräberfeld mit Hockerskeletten von Rossen a. d. Saale (oberhalb Merseburg, Prov. Sachsen), dessen Inhalt größtenteils das Museum für Völkerkunde Berlin bewahrt.
Archäologische Funde[]
Die keramischen Hauptformen der archäologische Funde sind verschieden große, urnenförmige Vasen mit kleinem Fuß und gut abgesetztem Hals, ähnliche fußlose, dann sphärische Gefäße, große weite Töpfe mit hemisphärischem Körper und weitem Hals, sowie bauchige Flaschen mit ziemlich engem, nicht abgesetztem Hals und mehreren Henkeln. Das reiche und charakteristische, tief eingestochene und weiß ausgefüllte Ornament der größeren Gefäße besteht häufig aus parallelen Zickzacklinien (in Bändern oder kürzeren Reihen), aus flächenfüllenden schrägen Linien und Punktreihen.
Auch Gliederung der Zonen in Felder und fransenartiger unterer Abschluß der verzierten Gefäßflächen findet sich und erinnert stark an die Ornamentik der nordwestdeutschen megalithischen Gräber. Die Vermutung, daß in den Gefäßformen Metallnachbildung zu erkennen sei, dürfte sich nicht bewähren; dagegen ist zutreffend bemerkt worden, daß das Ornament an Korbflechterei erinnert (siehe Korbstil).
Schmuck[]
Unter den Nebenfunden ragen die Schmucksachen und unter diesen künstlerische, schwere Marmorarmbänder hervor. Auch Ketten aus Muschel- und Steinperlen trugen die Bestatteten. Das Metall (Kupfer) spielt dagegen noch keine Rolle. Die Steinwerkzeuge und Steinwaffen sind altertümliche Typen: einerseits flache, anderseits hochgewölbte Hacken, durchbohrte, plumpe, fast konische Äxte, Flintmesser und trapezförmige Flintpfeilspitzen. Sie erinnern an Begleitformen der Bandkeramik, der man den Rössener Typus (stilistisch allerdings mit Unrecht) angeschlossen hat (s.a. Bandkeramik, Typ 2: Jüngere Winkelbandkeramik).
Siedlungsfunde[]
Außer in Gräbern findet sich der Rössener Typus an Wohnplätzen, meist in Herdgruben, seltener in Pfahlbauten, Höhlen usw. Sein Gebiet umfaßt in allerdings sehr ungleicher Stärke, zum Teil nur mit einzelnen Fundstücken, Elsaß-Lothringen, Baden, Württemberg, Bayern, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Westfahlen, Sachsen und Hannover.
Galerie[]
Verwandte Themen[]
Navigation Keramik |
---|
Keramik (Hauptartikel) • Steinzeit • Bronzezeit • Hallstattkultur • Vorrömische Eisenzeit • Latènekultur • Römische Eisenzeit • Völkerwanderungszeit • Frühmittelalter |
Aunjetitzer Typus • Aurither Typus • Bandkeramik • Bernburger Typus • Billendorfer Typus • Buckelgefäße • Kiewer Toneier • Lausitzer Typus • Michelsberger Typus • Rössener Typus • Schlesischer Typus • Tontrommel |
Töpferei (Hauptartikel) • Bandornament • Buckelverzierung • Korbstil • Kürbisstil • Mäanderverzierung • Schnurkeramik • Tongefäßornamentik • Töpferofen • Töpferscheibe |
Hauptkategorie:Keramik • Gefäß • Steinzeit • Bronzezeit • Hallstattzeit • Eisenzeit • Latènezeit • Völkerwanderungszeit • Frühmittelalter • Hochmittelalter |
Quellen[]
- Alfred Götze. Das neolithische Gräberfeld von Rössen und eine neue keramische Gruppe. In Zeitschrift für Ethnologie. Band 32, 1900, S. 237-253.
- P. Reinecke in Westdeutsche Zeitschrift. Ausgabe 19, S. 243.
- Prähistorische Zeitschrift. Ausgabe 1 (1909), S. 46. Carl Schuchhardt.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 2. Johannes Hoops, 1918-1919. S. 533. Artikel von Dr. Moritz Hoernes, ord. Professor an der Universität Wien.
Einzelnachweise[]
- Abbildung: Tafel 44. Rössener Typus. Tongefäße aus den Hockergräbern von Rossen, Kr. Merseburg. Nach. Prähistorische Zeitschrift Ausgabe I, S. 53.