Mittelalter Wiki
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Der Rainfarn (Achillea millefolium, Tanacetum vulgare, Chrysanthemum vulgare, mhd. reynevan) wurde im Mittelalter als Heilpflanze, aber auch zum Färben von Stoffen verwendet. Bereits Karl der Große berichtete von ihrem Anbau.

Beschreibung[]

Der Korbblütler ist schon von weitem an einem unangenehm aromatischen und herben Geruch erkennbar. Die Pflanze gedeiht am besten auf trockenem, sandigen Boden. Die austreibenden Blätter erinnern etwas an ein Farn, daher der Name. Die bis zu 12mm großen, goldgelben Blütenkörbchen bilden eine Schirmrispe.

Praktische Anwendung[]

Als Zutat beim Kochen wurde Rainfarn z.B. im "Buoch von guoter Spise" (Buch von guter Speise) um 1350 in der Ausgabe als "Würzburger Kochbuch" überliefert (siehe z.B. Rezept: "Haselhühner aus Friesland"). [1]

Als Färberpflanze[]

Rainfarn verwendete man beim Färben von Stoffen für zitronengelbe bis bräunliche Färbungen. Wenn die Pflanze in voller Blüte steht, werden die Blüten und Blätter gesammelt und getrocknet. Da die Pflanze hautreizende Stoffe enthält, sollte man dabei möglichst Handschuhe tragen. Die getrockneten Pflanzenteile werden zuerst in einem Färbetopf mit Wasser aufgekocht. Danach wird der Extrakt durch ein Leinentuch filtriert. Das Vorbeizen der Seide oder der Wolle erfolgt in der Regel mit Alaun. Anschließend werden dem Färbebad ein paar Teelöffel Kalk zugegeben werden. Nach der Kalkzugabe färbt man das vorgebeizte Material eine Stunde lang im kochenden Färbesud. Man erhält je nach Beize zitronengelbe bis bräunliche Färbungen.

Als Heilpflanze[]

Rainfarn wurde in der Naturheilkunde als Wurmmittel und bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Als ambrosia erscheint er als Heilpflanze im Hortulus (um 827-840) des Walahfrid Strabo. Dort heißt es:

„Nahe [beim Odermennig] erhebt sich der Rainfarn, Ambrosia, wie er gewöhnlich heißet. Man lobt ihn zwar sehr; aber manche bezweifeln doch, ob es jene Ambrosia sei, die die Bücher der Alten so häufig nennen. Sicher verwenden in ihrem Berufe die Ärzte ihn als Arznei: er entzieht, als Mittel getrunken, dem Körper so viel Blut, wie er Säfte ihm heilsam wiederum zuführt.“ [2]

Magische Bedeutung[]

Mit Kräutersträußen aus Rainfarn zu Mariä Himmelfahrt glaubte man, sich vor Hexen und Zauberern schützen zu können. Oft warf man zu diesem Zweck die Sträuße in den Herd. Bei Gewittern verbrannte man die Sträuße im Kamin, in der Hoffnung, dass dadurch der Blitz abgehalten würde.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Das Buoch von guoter Spise". Auch "Würzburger Kochbuch" aus dem Hausbuch des Michael de Leone ("Würzburger Liederhandschrift"). Digitalisat auf Wikisource.
  2. Hortulus (lateinisch und deutsch). Walahfrid Strabo, um 827-840. Volltext auf TURBA DELIRANTIUM
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