Als Reiterschwert, Seitschwert oder auch Feldrapier bezeichnet man ein schlankes Einhandschwert, welches im 15. bis 17. Jh. in Gebrauch war und zu den frühen Rapieren gehört.
Beschreibung[]
Unter den Merowingern (5.-8. Jh.) führten in der Reiterei nur Vornehme ein Schwert, die Spatha, deren zweischneidige flache Klinge aber, um vom Pferde aus besser wirken zu können, eine Länge von 60 bis 70 cm hatte. Diese Reiterschwert der Merowinger, von denen sich noch einige Exemplare in der Sammlung des Louvre, im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz [1] u. a. O. erhalten haben, ist als Urform des späteren Reiterschwertes zu betrachten.
Völkerwanderungszeit[]
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Eigentümlich ist den Reiterschwertern dieser Periode (um 580) der quer stehende, knebelförmige Knauf, das kurze Griffholz und die kurze gerade Parierstange. Die Scheidenbeschläge mit Mundbeschlägen, Mittelbeschläge und Ortband lassen orientalische Einflüsse erkennen, die sich auch, wie an dem bekannten Schwerte Chilperichs († 584) mit 48 cm Klingenlänge im Louvre, in der Form und Technik der Verzierungen aussprechen.
Hochmittelalter[]
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Zu Beginn des Hochmittelalters wird das Reiterschwert mit dem Ritterschwert gleichgesetzt. Erst im 12. Jh. macht sich eine strengere Unterscheidung des Ritterschwertes (im ursprünglichen Sinne eines Reiterschwertes) vom Schwert eines Fußkämpfers bemerkbar, insoweit man dem Fußknecht überhaupt das Führen eines Schwertes, das nur als Waffe des Adligen, des Ritters angesehen wurde, zugestand.
Spätmittelalter[]
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Im 14. Jh. erfuhr das lange deutsche Reiterschwert (vgl. Langschwert) als Kürißschwert am Griff viele Formenwandlungen, die den italienischen Geschmack der Zeit verraten. Mit dem langen Griff zu anderthalb Hand ohne Bügel und langer, mäßig breiter Klinge, wie sie sich in der Spätgotik (ca. 1350–1530) herausstilisiert hatte, hielt die deutsche Ritterschaft bis zu Beginn des 15. Jhs. an der alten Form des Kürißschwertes fest.
Eine besondere Eigentümlichkeit an Reiterschwertern sind die sogenannten "Taschen", zweilappig geschnittene, in der Mitte durchlöcherte Lederstücke, welche auf den Griff bis zur Parierstange herab derart gesteckt wurden, dass die Lappen beiderseitig über den Klingenansatz reichten. Die äußeren Lappen wurden häufig mit Messingnägeln geziert und wohl auch mit solchem Blech beschlagen. Der Zweck dieser Taschen war, die Angel der Klinge vor Nässe und damit vor Rost besser zu schützen. Diese Lappen treten schon um 1350 auf, und man findet sie noch an Schwertern des 16. Jhds. (Bild).
Renaissance[]
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Da das Griffholz an Reiterschwertern zu leicht der gepanzerten Hand entglitt, die noch von einem ungefingerten Eisenhandschuh (Hentze) bedeckt war, verjüngte und gliederte man den Griff, um ihn in der ungelenken Hand besser zu fühlen (Bild). Außerdem verbreiterte man die Deckung und bildete die Faustschutzbügel; anfänglich an der Außenseite, später auch nach beiden Seiten hin.
Das Kürißschwert, noch unter Kaiser Maximilian I. (1493-1519) von der einfachen Form, veränderte sich in der geworbenen Reiterei mit ungemeiner Raschheit, die Griffe erhielten Faustschutz, die Klingen wurden leichter und schmaler.
Um etwa 1520 finden wir einschneidige Reiterschwerter mit als Säge gestaltetem Rücken, der zum Holzsägen verwendbar war. Diese Spielart zählt eigentlich aufgrund ihrer Einschneidigkeit zu den Säbeln, auch wenn diese Klingen als Schwerter bezeichnet werden (vgl. Sägeschwert). Andere haben an beiden Seiten einen Kalender eingeätzt (Kalenderschwerter); wieder andere besitzen kreisförmige Hohlschliffe verschiedener Form. Man benutzte sie angeblich, um in der Nacht im Rosenkranzgebete durch das Tastgefühl die Anzahl der Paternoster zu bestimmen; man nennt sie Schwerter mit Paternosterklingen.
Galerie[]
Quellen[]
- Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. S. 230 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Homepage)