Als Reiterstreitaxt, Reiteraxt, auch Streithacke oder Barte genannt, wird die von der Reiterei genutzte Streitaxt bezeichnet, die in Mitteleuropa ab dem Ende des 11. Jhs. vermehrt genutzt wurde und sich im 15. Jh. zu einer eigenen Form durchbildete.
Beschreibung[]
Die kurzgestielte Reiteraxt war die Waffe der Ritterschaft. Reiterstreitäxte besaßen kurze, meist nicht viel über 60 cm lange Stiele und wurden an starken Riemen über den Sattel hängend geführt (daher auch die Bezeichnung „Sattelaxt“). Sie zeigen vom Ende des Mittelalters an bisweilen ein in den Stiel eingefügtes Feuerrohr - sei es die anfängliche oder die Radpistole.
Hochmittelalter[]
Als im Hochmittelalter (11. Jh.) der Harnisch immer widerstandsfähiger wurde und die Wirkung von Lanze und Reiterschwert darauf nur noch unzureichend war, begann auch die Reiterei sich allmählich der Streitaxt zu bedienen. Diese Umwandlung in der Bewaffnung machte sich schon im 1. Kreuzzug (1096–1099) bemerkbar und es ist durchaus unmöglich, dass das Vorbild hierzu von den Orientalen gegeben wurde, unter denen wir die Reiteraxt schon sehr früh antreffen.
Spätmittelalter[]
Italienische Reiteräxte sind vom 14. Jh. an schmal und leicht; die meisten besitzen metallene Schäfte und als charakteristisches Merkmal am Mitteleisen einen Haken, da sie dort nicht am Sattelbogen, sondern am Gürtel getragen wurden. Italienische Äxte besitzen häufig eigene, mit Handschutzscheiben ausgestattete Handgriffe.
Im 15. Jh. führten ebensowohl die schwer geharnischten adligen Reiter, wie deren reisige Knechte, später die deutschen Kürisser und die französischen Gens d'armes eine Art Streitbeil, dessen Form darauf berechnet war, zunächst den Harnisch des Gegners zu zertrümmern. Aus diesem Grund besaß diese Streithacke keine scharfe Schneide, sondern war bei ansehnlicher Stärke und Schwere keilartig gebildet.
Einige Varianten der Streithacken wurden auch von Fußknechten geführt und waren mit Stoßklinge und statt des Hakens mit einem Hammer ausgestattet. Vornehme bedienten sich statt der Äxte lieber der Streithämmer; der Streitkolben aber, im Orient weit allgemeiner im Gebrauch, bildete im Abendland ein besonderes Würdezeichen.
Renaissance[]

Parade- bzw. Prunkbeil, Schnabelaxt (16. Jh.)
Im 16. und 17. Jh. führten die Reiter oft Stechschnabelstreitäxte, die auch Satteläxte hießen. Außer Schweden, Dänemark, Polen, Ungarn und Russland gehört auch Sachsen zu den Ländern, in denen bis ans Ende des 16. Jhs. die Streithacke als Trabantenwaffe geführt wird.
Im 17. Jh. führten die Unterbefehlshaber der türkischen Reiterei Streitäxte mit zwei- oder dreifachen Beilen, die fast jenen auf den antiken Darstellungen der Amazonenkämpfe gleichen, aber in zwei verschiedenen Formen vorkommen; die aus drei Beilen bestehenden erscheinen öfter mit Tausia geziert, weshalb zu vermuten ist, dass sie höheren Truppenführern angehörten (s.d. Tabar Zin).
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 370 ff.
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 814 ff.