Mittelalter Wiki
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Dieses Reliquienkästchen aus der Ornatkammer des Würzburger Doms ist aus geschnitzten Elfenbeinplatten zusammengesetzt und datiert in die Zeit um 450-550 (Spätantike).

Beschreibung[]

Die Teile der Leistenfassungen zeigen sich wiederholende Rosettenornamente. In der Mitte des Deckels thront ein Drache, zu beiden Seiten finden sich Greifen-artige Bestien mit Lämmern im Rachen. Auf der Vorderseite befindet sich unter dem Schloss ein Zentaur zwischen zwei Vögeln mit Menschenköpfen.

Auf der Seitenwand rechts sind ein Hirsch und eine Hirschkuh abgebildet, links ein Adler, der einen Hasen zerreißt und ein Pfau. Die Rückwand zeigt abermals in der Mitte einen Pfau, zwischen einem Rehbock und einer Geis, beinahe gleich jenen auf den Seitenwänden dargestellten Figuren.

Datierung[]

Ursprünglich wurde die Entstehung dieses Kästchens in eine spätere, früh- bzw. hochmittelalterliche Periode datiert, da sich ähnliche Ornamentik im römischen Typus teilweise noch bis in das 10. auch 11. Jh. erhalten hat. Fasst man jedoch den konsequent streng durchgeführten antiken Stil sowohl in der Ornamentik als in den figürlichen Darstellungen ins Auge und vergleicht diesen mit den Skulpturen römischer Denkmale, so muss man dieses Werk in seiner ganzen Zusammengehörigkeit in die spätrömische ober frühchristliche Periode datieren.

Das Reliquienkästchen war möglicherweise einst ein römischer Schatzbehälter, der später zu christlichen Zwecken benutzt wurde, wie es davon mehrere Beispiele gibt. Ein sehr ähnliches Reliquarium, auch aus Elfenbein, befindet sich im Domschatz zu Cividale (Italien) [1]; Dieses Kästchen gehört entschieden noch der Römerzeit an und zeigt fast dieselben Friesverzierungen mit Rosetten und Pfeilspitzen, das Bildwerk mit figürlich mythologischen Darstellungen, ganz in demselben Stil wie die beim Reliquienkästchen von Würzburg vorliegenden Tiergestalten. Dieses berechtigt umso mehr zur Angabe der Entstehungsperiode in die Spätantike.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Beschrieben und abgebildet in den Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. Wien 1850, 23b. IV., S. 326, Tafel X.