Als Richtschwert oder auch Henkersschwert bezeichnet man ein besonderes Zweihandschwert, das vom 13. bis 19. Jh. im Justizwesen in Gebrauch war. Es diente der Enthauptung von Verurteilten, besaß eine breite Klinge und einen abgerundeten Ort. [1]
Beschreibung[]
Richtschwerter dienten zwar nicht dem kriegerischem Gebrauch, werden jedoch in Sammlungen nicht selten angetroffen. Die ältesten Schwerter der Art datieren vom Ende des 13. Jhs. und stammen von städtischen Gemeinschaften, wo zuerst eine geregeltere Rechtspflege Platz gegriffen hatte.
Aufbau[]
Die Formen der Klingen blieben von jener Zeit bis ins 18. Jh. gleich. Die Richtschwertklinge ist in ihrer gesamten Länge sehr breit, flach, kolbig, unterhalb meist flach abgerundet. In der Nähe des Endes findet sich zuweilen ein Loch, welches dazu diente, das Schwert an der Wand aufzuhängen. Nach Berichten einiger Fachschriftsteller benutzten die Scharfrichter dieses Loch auch, um eine Bleikugel hineinzupressen und dann flach zu schlagen, um die Hiebwucht zu vergrößern.
Dieser Gebrauch könnte sich aber erst aus dem 17. Jh. herschreiben. Ältere Autoren berichten von Richtschwertklingen, welche im Inneren einen hohlen Raum besaßen, der zur Hälfte mit Quecksilber angefüllt war. Beim Hieb strömte das Quecksilber mit Gewalt gegen die Spitze und steigerte die Wucht um ein Bedeutendes. Es dürfte sich hierbei allerdings nur um vereinzelte Versuche gehandelt haben.
Die Griffe haben in der Regel nur eine Länge für zwei eng aneinander gepresste Fäuste, kurze Parierstangen, welche bei den ältesten Exemplaren zuweilen mit Schellen besetzt sind. Wenn das Richtschwert eine Scheide besaß, was nicht immer der Fall war, dann war diese in der Regel mit einem Besteck ausgestattet, welches 2 bis 3 Messer enthielt, die bei besonderen Hinrichtungsarten dienten.
Design und Inschriften[]
Die meisten Richtschwerter weisen figurale Designs und Inschriften auf, welche sich auf deren traurige Bestimmung beziehen. So führen viele Galgen und Rad, den Tod Christi, die schmerzhafte Mutter Gottes, die heilige Katharina etc. auf den Klingen. Nicht selten erscheint der Name des Scharfrichters mit einer Jahreszahl, dann bezügliche Bibelsprüche und moralisierende Verse, wie z.B.
- „Wenn ich das schwert thu erheben, wünsch ich dem sünder das ewige leben. Führ ich mit macht den todesstreich, kommt er von stund ins himmelreich."
- Oder: „Wer findt eh 's verloren wird, Wer kauft eh's feil wird. Der stirbt eh er alt wird. u. dergl.
Umgang[]
Das Richtschwert galt als „unehrlich“ und durfte deshalb nicht im Kampf verwendet werden. Auch das Scharfrichteramt zählte zu den „unehrlichen“ Berufen. Vor der Verwendung bat der Scharfrichter Gott um Vergebung für sein Amt. Nur Personen höheren Standes wurden mit dem Schwert enthauptet. Diese Hinrichtung galt als ehrenvoll. Straftäter niederen Standes wurden zum Galgen geführt. [2]
Galerie[]
Quellen[]
- Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. S. 265 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Richtschwert
- ↑ Das Anklamer Richtschwert (Inv. Nr. V0104) im Museum im Steintor (Anklam) auf Museum Digital