Die ritterlichen Tugenden waren die Normen und Werte, nach denen sich ein guter, wahrer Ritter zu richten hatte.
Beschreibung[]
Haupsächlich setzen sich diese aus den Vorstellungen von einem tapferen, die Witwen und Waisen beschirmenden Kriegshelden und den im Zeitalter der Kreuzzüge aufkommenden Ideal des christlichen Ritters zusammen.
Zu dieser Zeit erst wurde aus dem bloßen schwergepanzerten, berittenen Soldaten durch den Einfluss, den die Kirche vor allem durch die Reformbewegung des Klosters Cluny und die Kreuzzugsideale ausübte und die Entwicklung eines auf Sitten Wert legenden Herrscherhof möglich.
Vorher galten die Panzerreiter nicht nur den transpyrrenäischen Mauren und den plündernden, skandinavischen Wikingern als Gefahr für Leib und Leben, sondern auch denen, die zu beschützen sie geschworen hatten. Durch Kirche und Herrscherhof konnten diese, in Friedenszeiten gelangweilten Soldaten quasi gezähmt werden, und sich schließlich zu einer eigenen Gesellschaftsschicht entwickeln.
Einige dieser Tugenden waren Stützen der mittelalterlichen Gesellschaft. So hielt die Treue das Lehenssystem aufrecht. Andere waren für einen guten Soldaten selbstverständlich (so z.B. Tapferkeit und Beständigkeit). Andere wiederum waren für viele Ritter nur von nachrangiger Bedeutung. Alle höfischen Tugenden spielten für die klassischen Ritter auf ihren mehr oder weniger kleinen Burgen eine eher untergeordnete Rolle.
Liste der wichtigsten Tugenden[]
- diemüete: Demut (S)
- êre: ritterliches Ansehen, Würde (P)
- güete: Freundlichkeit (S)
- hôher muot: seelische Hochstimmung (P)
- höveschkeit: Höfischkeit, Höflichkeit (S)
- manheit: Tapferkeit (S)
- mâze: maßvolles Leben, Zurückhaltung (P)
- milte: Freigiebigkeit, Großzügigkeit (S)
- staete: Beständigkeit, Festigkeit (P)
- triuwe: Treue (S)
- werdekeit: Würde (P)
- zuht: Erziehung nach festen Regeln, Anstand, Wohlerzogenheit (P)
(S)= soziale Tugend; (P)= persönliche Tugend