Die typische Ritterrüstung bestand im Hochmittelalter aus einer vollständigen Kettenpanzerung mit Helm und Schild. Im Laufe des 14. Jh. entwickelte sich dann der vollständige Plattenpanzer für den geharnischten Ritter.
Entwicklung[]
Im Hochmittelalter war der vollständige Kettenpanzer ein Hauptstück der Ritterrüstung, die wegen ihrer aufwendigen Herstellung zu den kostbaren Rüstungen wohlhabender Ritter gehörten (s.a. Rüstungen des Hochmittelalters).
13. Jahrhundert[]
In den letzten Jahrzehnten des 13. Jhds. trugen die Ritter eine den Kragen vollständig umgebende Schuppen- und Ringpanzerung mit Kettenkapuze. Darauf saß der Topfhelm, der nicht bis auf die Schultern herabreichte, sondern am unteren Teil nach vorn einen durchlöcherten Ansatz hatte, der das Kinn umgab. Derartige Topfhelme erscheinen in dieser Periode besonders in England und auch vielfach auf deutschen Reitersiegeln. Bemerkenswert ist die zu dieser Zeit schon weit vorgeschrittene Ausbildung der Heraldik, indem bereits vielfältige Helmzierde erscheinten. Zudem trugen die Ritter mitunter ein um den Helm gewundenes Tuch, zum Schutz gegen Regen und Sonnenschein, das bald in die heraldische Helmdecke überging. [1]
14. Jahrhundert[]
Anfangs des 14. Jhs. bestand eine ritterliche Rüstung aus Wams, Ringbrünne und plattenverstärkten Kettenbeinlinge, dem Waffenhemde oder Waffenrock aus Tuch und der Halsberge (Schulterkragen oder Maschenkapuze), welche meist mit der kleinen Beckenhaube verbunden war. Unter der Rüstung trug der Ritter meist lederne Kleidung; über der Rüstung zu Turnieren häufig einen Waffenrock aus Samt oder Seide in den Farben seiner Dame, der durch einen schmalen Gürtel zusammengehalten wurde, während ein breiter, reichverzierter Gurt, der Rittergürtel (Dupsing), links das Schwert, rechts den Dolch trug.
Einsatz[]
Eine vollständige Ritterrüstung wog bis 48 kg. Doch dadurch war der Reiter schwer und unbehilflich und die Pferde stürzten leicht im Kampf und waren wegen der zu tragenden Last unfähig zum Chok (Ansturm). Daher trugen die Ritter ihre Plattenrüstung nur im Moment des Turniers und großen Gefechts, sonst aber auf Heerzügen einen Kettenpanzer (Panzerhemd) oder einen Koller (Panzerkragen) aus Elchhaut.
Anlegen der Rüstung[]
Die Halsberge legte der Ritter zuerst an, weil an ihr der Harnisch mit Riemen befestigt wurde. Allerdings begann das Anlegen der Rüstung an den Füßen (s. Eisenschuhe), wozu der Ritter der Hilfe des Knappen bedurfte. Der Ritter saß ohne Eisenschnabel auf's Pferd auf; der Knappe »hackte ihm dann den Stachel an«.
Der Helm war mit einem Falz versehen, und dieser verband ihn direkt mit der Halsberge oder dem Ringkragen, so dass der Kopf seitlich bewegt werden konnte. Ferner musste er Kinnstück (Kinnreff) und Nackenschirm anlegen, ersteres wurde mit einem Haken an der Halsberge befestigt und hielt so den Helm. Denkt man sich noch die mit beweglichem Gesichtsschutze versehene Kesselhaube, einen Stechhelm oder Eisenhut hinzu, so war das Leben eines solchen Ritters unbestritten trefflich geschützt.
Und wenn der vollständige Platten- oder Schienenharnisch auch keineswegs eine bequeme Kleidung gewesen sein mag, so hemmte er doch den Gebrauch der Glieder weniger, seit kunstfertige Meister bemüht waren, den treibenden Hammer so geschickt zu führen, dass die Formen der einzelnen Panzerteile dem anatomischen Bau der Gliedmassen möglichst entsprachen.
Galerie[]
(13. Jh.)
(† 1298)
Quellen[]
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 17, S. 334-337 (Rüstung).
- Reallexicon der Deutschen Altertümer (Volltext auf Zeno.Org). E. Götzinger. Leipzig 1885., S. 363-369 (Artikel Harnisch).
Einzelnachweise[]
- ↑ Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. III, S. 3, Tafel 146 A