Ritzlinien-Verzierungen als Ornamentik gehören zu den eingetieften Verzierungen. Man findet sie zumeist auf Tongefäßen, Bein- und Holzarbeiten oder auch auf Steingeräten.
Beschreibung[]
Bei Ritzlinien als Tongefäßornamentik handelt es sich um vor dem Brand eingeritzte, schmale, meist lineare Vertiefungen, die im Querschnitt V-förmig sind. Sie kommen durch die verschiedenen Zeitstufen hindurch besonders häufig und in vielen verschiedenen Variationen vor. Neben der reinen Zierfunktion könnte auch, ähnlich wie bei der Gefäßunterteilschlickung, eine bessere Handhabung von Großgefäßen der Grund sein, da durch die Vielzahl von Ritzlinien eine insgesamt rauhere, weniger glatte und rutschanfällige Oberfläche entsteht.
- Ritzlinien am Halsumbruch sind die einfachste Variante der Ritzlinien. Sie erscheinen einzel, vorwiegend an Terrinen, Kannen oder Tassen.
- Flechtband als Ritzlinienverzierung besteht aus abwechselnd stehenden und hängenden schraffierten Dreiecken, die umlaufend aneinander gereiht sind. Sie findet sich zumeist auf oder oberhalb der Schulter von jüngstbronzezeitlichen Gefäßen.
- Flächige Ritzlinienverzierung der Gefäßunterteile sind besonders häufig und überwiegend unregelmäßig. Neben den sich überschneidenden und sehr unregelmäßig angeordneten, flächigen Ritzlinien erscheinen auch u.a.:
- abwechselnd horizontale und vertikale Ritzliniengruppen,
- gebogene Ritzliniengruppen (Jüngstbronzezeit, 920-720 v. Chr.) an überwiegend Terrinen und Schalen, z.B. an der Wandung von Turbanrandschalen,
- Gitternetzanordnung kommt seltener vor,
- Horizontale Ritzliniengruppen finden sich häufig auf dem Gefäßkörper von bauchigen und ungegliederten Tassen der Jüngstbronzezeit (920-720 v. Chr.).
- Hängende Strichgruppen finden sich fast ausschließlich auf der Schulter von Terrinen, Kannen und Tassen. Sie kommen sowohl als vertikal gerade Strichgruppen, schräge Strichgruppen oder abwechselnd gerade und schräge Strichgruppen vor.
- Konzentrische Kreise als eingeritzte Verzierungsform treten ab der Jüngstbronzezeit (920-720 v. Chr.) auf, und zwar zumeist oberhalb der Schulter am Hals von Terrinen, Kannen oder Doppelkoni.
- Lineare Strichgruppenverzierungen auf der Randlippe sind eine Besonderheit, die nur selten und überwiegend auf Schalen vorkommen.
- Schraffierte Dreiecke sind ritzliniengefüllt und kommen als stehende und hängende Dreiecke vor, häufig in Verbindung mit horizontalen Ritzlinien. Schraffierte Dreiecke finden sich meist auf der Schulter oder oberhalb der Schulter von Terrinen und Doppelkoni. Diese Verzierungsart beginnt erst am Ende der Jungbronzezeit und findet sich besonders häufig in der Jüngstbronzezeit (920-720 v. Chr.).
- Sparrenmuster sind eng mit den hängenden Strichgruppen verwandt. Hierbei sind die Strichgruppen wie die schräg liegenden Hölzer eines Satteldachgerüstes schräg gegeneinander angeordnet.
- Tannenzweigmuster (Fischgrätmuster) bestehen aus ornamentalen Ritzlinien, die an einen Tannenzweig oder eine Fischgräte erinner. Sie sind häufig auf dem Gefäßunterteil bei Schalen angebracht, erscheinen aber auch an Textilien.
Einfache Ritzlinien, horizontale Ritzliniengruppen, hängende Strichgruppen, Sparrenmuster, schraffierte Dreiecke und Flechtbandmuster kommen ab der ausgehenden Jungbronzezeit (ab 950 v. Chr.) und vor allem in der Jüngstbronzezeit (920-720 v. Chr.) häufig in Kombination mit umsäumenden Punkteinstichen und vereinzelt mit konzentrischen Kreisen vor. Vor allem die Verzierung mit Punkteinstichen wird als charakteristisches Hauptmerkmal des Aurither Stils gewertet.
Bodenverzierung[]
Die verschiedenen Varianten der Ritzlinienverzierung, wie Liniengruppen, hängende Strichgruppen und schraffierte Dreiecke kommen vereinzelt auch als Bodenverzierung bei Omphalosschalen (Schalen mit innen aufgesetztem Sockel) vor. Teilweise sind sie auch punktumsäumt und scheinen ein Merkmal dieser Schalen zu sein.
Quellen[]
- Rücker, Julia: Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (bonndoc). Dissertation. Bonn, 2007. S. 75 ff. (Hochschulschriftenserver der ULB Bonn).