Mittelalter Wiki
Mittelalter Wiki
Information Für weitere Personen mit dem Namen "Robert" siehe Begriffsklärungsseite.

Robert Grosseteste bzw. Grossetete (* um 1170/75; † 9. Oktober 1253), auch genannt Greathead (Dick-, Großkopf) bzw. Robert Capito, war ein englischer Theologe, Philosoph und Bischof von Lincoln (1235-1253). Er stammte aus Strodbrook (Suffolk) und studierte am Domstift in Hereford die Sieben Freie Künste, später in Paris Theologie und wurde im Jahr 1224 Kanzler der Universität Oxford.

Lebenslauf[]

Als Diakon erhielt Robert Grosseteste 1225 seine Klerikerpfründe. An der Universität Oxford kümmerte er sich um die theologische Ausbildung der Brüder des gegründeten Franziskanerordens. Im Jahre 1229 wurde er Erzdiakon von Leicester und Kanoniker dieser Kathedrale - als Bischof von Lincoln war er vom 17. Juni 1235 bis zu seinem Tod im Amt. Er galt als ein Mann des Lernens und der Inspiration für Wissenschaftler und ebenso als ein kluger Verwalter. [1]

Der ihm eigene reformerische Impetus brachte ihn, vor allem nach dem Konzil von Lyon (1245), in zunehmendem Gegensatz zum Papsttum. So überreichte er Papst Innozenz IV. (1243–1254) im Jahr 1250 eine Denkschrift, worin er die päpstliche Benefizienvergabe kritisierte und diese für die Missstände in der englischen Kirche verantwortlich machte. Grosseteste deckte den Verfall der Kleriker und des päpstlichen Hofes auf und widersetzte sich den hierarchischen Verordnungen des Papstes Innocenz IV. [2]

Als einer der ersten Nordeuropäer las Grosseteste die kurz zuvor übersetzten Werke des Aristoteles – mit dem Ziel, daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen zu den damals drängenden Fragen “Was können wir über die Welt wissen?” (Ontologie), und “Wie können wir dies wissen?” (Epistemologie). Seine Arbeiten über Optik beeinflussten Generationen von Mathematikern und Naturphilosophen, vor allem im Oxford des 14. und im Prag des 15. Jhs. Einer seiner berühmtesten Schüler war der Philosoph Roger Bacon, auch genannt doctor mirabilis, der größte Experimentalphysiker des Mittelalters. [3] Dieser nannte seinen Lehrer "den größten Mathematiker" seiner Zeit. Grosseteste starb am 9. Oktober 1253 und wurde in seiner Gedächtniskapelle in der Lincoln Kathedrale begraben.

Werke[]

Robert Grosseteste galt als Meister der aristotelischen Logik, als Beobachter von Naturphänomenen (Optik, Klima, Form, Bewegung, Zeit), die er mit der Mathematik und Geometrie analysierte. Mit Hilfe seiner eigenen Physik (inklusive Berechnungen über die Interaktion von Materie und Licht im frühen Universum) erklärte er die Entstehung des Kosmos (s. Kosmogenie). Nach mathematischen Methoden sah er die Masse selbst als Funktion der Energie und entwickelt eine Theorie des Raumes als Funktion des Lichts. [4] Das war insofern herausragend, da nach der im Mittelalter gängigen Vorstellung die Erde im Mittelpunkt eines Kosmos aus perfekten Sphären stand, in denen sich die Himmelskörper und Tierkreiszeichen aufhalten. Dieses Modell legte auch Grosseteste im 13. Jahrhundert seiner Arbeit zu Grunde.

Außerdem wirkte er als Übersetzer aus dem Griechischen (aristotelische Ethik, Schriften des Johannes von Damaskus und des Pseudo-Dionysius) und Metaphysiker („Gott ist Licht“). So vereinigte Grosseteste die Platonische mit den Aristotelischen Lehren: Die Physik beschäftige sich mit den dem Stoffe immanenten Formen. Stofflose Formen seien Gott, die Seele, die ewigen Ideen. Schriftkommentare, beispielsweise ein Hexaemeron, Predigten und ein allegorisches Gedicht über die Erlösung (Château d’Amour) runden das literarische Oeuvre des bedeutenden konservativen Kirchengelehrten ab. Überliefert ist z.B. ein Auszug aus den acht Büchern des Aristoteles: Summa in octo physicorum Aristotelis libros (1498, 1538) und seine Kommentare zu Pseudo-Dionysius und Aristoteles.

Übersicht[]

Von etwa 1220 bis 1235 schrieb Grosseteste eine Reihe von wissenschaftlichen Abhandlungen, einschließlich:

  • De accessu et recessu maris. Über Gezeiten und Gezeitenbewegungen. (obwohl einige Gelehrte seine Autorenschaft bestreiten)
  • De colore. Eine Studie zur Farblehre.
  • De generatione sonorum. Ein Werk über die Erzeugung von Klängen.
  • De iride. Über den Regenbogen.
  • De lineis, angulis et figuris. Mathematische Begründung in den Naturwissenschaften.
  • De luce (Über das Licht) - Über die Metaphysik des Lichts.
  • De sphera. Ein einleitender Text zur Astronomie.

Weblinks[]

Quellen[]

Wikipedia
Wikipedia
Dieses Dokument basiert in seiner ersten oder einer späteren Version auf dem Artikel „Robert_Grosseteste“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 21:24, 19. Mär. 2014‎ und steht unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

Einzelnachweise[]

  1. Inschrift der Grabplatte in der Gedächtniskapelle der Lincoln Kathedrale
  2. Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 201-203.
  3. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 369-370.
  4. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. München 1963, S. 927-938.