Mittelalter Wiki
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Roger Bacon (* um 1220; † nach 1292), genannt Doctor Mirabilis, war ein englischer Franziskaner und Philosoph im Ausgang der Scholastik. Er gilt als einer der ersten Verfechter empirischer Methoden. [1]

Beschreibung[]

Geboren wurde Roger Bacon zwischen 1214 und 1220. Er stammt aus reicher Familie und widmete sich in Oxford und Paris den Studien, insbesondere der Mathematik und Naturwissenschaft. Umgang mit Gelehrten, Unterricht armer Jünglinge, besonders aber physikalische Experimente waren seine Hauptbeschäftigung. Im Dienste der letzteren ging allmählich sein ganzes Vermögen (2000 Pf. St.) darauf. Nach dem Tod seines Gönners, Papst Clemens IV., wurde Bacon, der schon früher im Verdacht des Unglaubens und der Zauberei stand, aufs neue verdächtigt. Er wurde verfolgt und erhielt, wie es heißt, zehn Jahre Klosterhaft.

Philosophische Ansichten[]

Roger Bacon war ein Zeitgenosse des Thomas von Aquin und Duns Scotus. Doch nimmt er im Gegensatz zu den beiden Philosophen der Blütezeit der Scholastik eine ganz eigene Stellung in der Philosophie des Mittelalters ein. Dieser "Dr. mirabilis" musste in der Tat seinen scholastischen Zeitgenossen "wunderbar" erscheinen, denn es regten sich in ihm schon sehr moderne Tendenzen. Auch Goethe interessiert sich für ihn und erkannte in seiner Farbenlehre seine Bedeutung in rühmenden Worten an.

Das Grundlegende und Neue bei Roger Bacon war, dass er im Gegensatz zu den Formeln der Scholastik auf das Kennen der Dinge drängte. Albertus Magnus und Thomas von Aquin waren für ihn Knaben und Lehrer, ehe sie selbst gelernt hatten. Aquin hatte dicke Bücher über Aristoteles geschrieben, ohne Griechisch zu verstehen und ohne mathematisch-physikalische Kenntnisse. Auch Bacon schätzte den Aristoteles hoch und daneben dessen Ausleger Avicenna; aber die Hauptsache war für ihn doch die Rückkehr zu den Dingen selbst.

Die Welt steckt voller Vorurteile: Autorität, Gewohnheit, Phrase. Mangel an Selbstkritik. Und die Wissenschaft war ein langsames Fortschreiten in stetem Kampf mit dem großen Haufen von Ungebildeten und Gewohnheitsmenschen. Ihr schlimmster Feind war die Meinung, als ob sie schon abgeschlossen sei, die Anbetung der Autorität, die stete Berufung auf berühmte Namen. Die Logik und Grammatik gewisser Meister nachzubeten, hatte für Bacon keinen Wert.

Es hieß: an der Quelle studieren! Daher tüchtig Hebräisch, Griechisch, Arabisch zu lernen, wenn man die Bibel, Aristoteles, die Araber wirklich verstehen wollte; mit physikalischen und astronomischen Instrumenten arbeiten, wenn man die Natur wahrhaft kennen zu lernen strebte. Es gab für ihn einen doppelten Weg der Erkenntnis: durch Vernunftbeweis oder durch Erfahrung. Bacon drängte, im Gegensatz zu den Scholastikern, vor allem auf den letzteren.

Freilich genügten nicht einzelne unzusammenhängende Beobachtungen. Sie mussten auch methodisch geregelt, in Zusammenhang gebracht, die bedingenden Ursachen erforscht und so das Gesetz gefunden werden. Das ABC der Philosophie, die Grundlage aller Wissenschaften war für Bacon die Mathematik, die vollkommenste aber, die Königin aller die scientia experimentalis. Keinerlei magische Künste vermochten den Naturlauf zu ändern.

Gottesansicht[]

Doch auch Roger Bacon als Franziskanermönch führt diese Ansätze der echten Wissenschaft nicht konsequent durch. Neben der der menschlichen Wissenschaft erkennbaren natürlichen Kausalität gab es noch eine übernatürliche der schöpferischen Gottheit; neben der äußeren Erfahrung noch eine innere, von Gott eingegebene, deren Gipfelpunkt die ekstatische Verzückung war.

Die höhere Vernunft war für ihn nur möglich durch göttliche Wirkung. Die Autorität, die er sonst so energisch bekämpfte, wurde doch gefordert für die Kirche. In ihr war der Glaube das Erste, die Erfahrung das Zweite, das Begreifen erst das Dritte. Die Theologie hieß an solchen Stellen die edelste Wissenschaft, der die Philosophie absolut dienen musste. Alle den Menschen nützliche Weisheit lag in der Heiligen Schrift, wo sie allerdings nur von Kundigen gefunden wurde. Der Papst war für Bacon der Stellvertreter (vicarius) Gottes auf Erden usw.

Freilich, um die Ungläubigen zu überzeugen, sollte man sich nur an das Vernunftgemäße, Allgemein-Menschliche halten. Das Christentum war schließlich doch nichts anderes als die von Gott durch Christus offenbarte natürliche Religion; das zum Heil Notwendige war allen gemein, desgleichen die wesentlichen Grundzüge der Sittlichkeit. "Jeder Mensch trägt in seiner Seele ein großes Buch über die Sünden, die er von Jugend auf begangen hat, und selbst Bauern und alte Frauen, nicht bloß bei Christen, sondern auch bei den Sarazenen und anderen Ungläubigen, verstehen in sittlichen Fragen zu überzeugen."

Vermächtnis[]

So mischt sich in Roger Bacon Altes und Neues, kirchlicher Glaube und Keime moderner Wissenschaft. Ohne Zweifel war er seiner Zeit an naturwissenschaftlicher Einsicht weit voraus. Er erfand Vergrößerungsgläser, kannte die Wirkung des Pulvers, stellte Beobachtungen über die Strahlenbrechung und Optik sowie über die Größe von Sonne und Mond an, versuchte den Kalender zu verbessern und machte chemische Entdeckungen, deren Verständnis uns nur durch die von ihm gebrauchten rätselhaften Ausdrücke erschwert werden; ja, er ahnte hat die pfeilschnelle Bewegung von Schiffen ohne Segel und Ruder und von Wagen ohne Zugtiere rund 700 Jahre voraus.

Dennoch muss man sich vor seiner Überschätzung hüten. Neben all diesen richtigen Beobachtungen fand sich doch auch vieles Phantastische und Fehlerhafte. So waren bei Bacon mit der Willensfreiheit des Menschen astrologische Einflüsse (Konstellation der Planeten) verbunden. Er bedauerte Aristoteles, weil er die Quadratur des Kreises nicht gefunden hatte. Bacon rühmte sich, einem Schüler in drei Tagen Hebräisch und Griechisch beibringen zu können und verwechselte selbst doch dia mit dyo u. a. So wirkte er denn zwar anregende aber nicht nachhaltig auf die Nachwelt und hinterließ kaum unmittelbare Spuren.

Werke[]

Für Papst Clemens IV. schrieb Roger Bacon 1266-68 sein Opus maius, ein Erläuterungsbuch dazu (Opus minus) und eine Einleitungsschrift (Opus tertium). Sein geplantes Hauptwerk (Opus principale) blieb unvollendet.

  • Opus maius - mit Erläuterungsbuch Opus minus und Einleitungsschrift Opus tertium)
  • Opus principale - unvollendetes Hauptwerk

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Roger Bacon (Version vom 05.01.2017)