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Roscelin von Compiègne (* um 1050; † um 1124) war ein berühmter französischer Philosoph und Theologe in der Zeit der frühen Scholastik. Er erlangte große Bedeutung im sog. Universalienstreit als Vertreter des extremen Nominalismus.

Beschreibung[]

Von Roscelin selbst ist nur ein Brief an seinen Schüler Abälard erhalten; das übrige weiß man durch die Schriften seiner Gegner, besonders Abälards und Anselm von Canterbury. Roscelin bildete im Universalienstreit die nominalistische Doktrin so folgerecht durch, daß er auch die Unterscheidung von Teilen an den Einzeldingen für eine willkürliche, nur der menschlichen Auffassung und Mitteilung dienliche Zerlegung erklärte.

Indessen hätte man ihm Sätze wie: "Es gibt keine Farbe an sich, sondern nur gefärbte Körper", "es gibt keine Weisheit an sich, sondern nur weise Menschen", seitens der Kirche wohl noch hingehen lassen. Gefährlich wurde ihm, daß er den Nominalismus auch auf die Dreieinigkeitslehre anzuwenden wagte. Da die Wirklichkeit nur in den Individuen existiert, so, lehrte er, seien auch die drei Personen der Gottheit drei getrennte Substanzen, also im Grunde drei Götter. Wegen dieses "Tritheismus" wurde er von einer Synode zu Soissons 1092 verurteilt und zum Widerruf gezwungen. Mit Roscelin erlosch der Nominalismus auf lange Zeit und kam erst im 14. Jh. wieder empor.

Quellen[]

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