Mittelalter Wiki
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Die Gartenrosen des klassischen Altertums und des Mittelalters sowie zahlreiche moderne Rosenarten stammen von der Essigrose (Rosa gallica L.) ab, die in Südeuropa und Kleinasien wild wächst. Die Zentifolie (R. centifolia L.), Damaszener Rose (R. damascena Mill.) und die weiße Rose (R. alba L.), die alle wildwachsend nicht vorkommen, sind Varianten der Essigrose.

Beschreibung[]

Heckenrose[]

Die Heckenrose (R. canina L.) wächst in Mittel- und Nordeuropa überall wild. Für ihre Früchte, die Hagebutten, haben die germanischen Völker einen gemeinsamen volkstümlichen Namen, der bis in die Urzeit zurückreicht: ahd. hiufa f., mhd. hiefe swf., nhd. dial. Hiefe, Hufe, Hifte; ags. héope swf., me. hepe, ne. hep, hip; aschwed. hjupon. Danach wird der Heckenrosenstrauch genannt ahd. hiufoltra, hiufaltra swf., hiufolter, hiufalter; and. hiabrámio. [1]

Kulturrose[]

Die kultivierte Rose wurde wahrscheinlich durch Mönche in Nordeuropa eingebürgert. Sie führt deshalb, ähnlich wie die Kulturobstarten (s. Obstbau), im Gegensatz zu der Wildrose in allen germanischen Sprachen den lat. Namen: ahd. rosa f. Die kultivierte Form der Rose fand erst im 6. Jh. Einzug in die germanischen Sprachen. Selbst in den beiden In beiden karolingischen Garteninventarenvon 812 wird die Lilie, aber nicht die Rose aufgeführt. Dagegen treten im Capitulare de villis (Kap. 70) und im Entwurf des St. Galler Klostergartens von 820 dann beide auf, und Walahfrid Strabo († 849) besingt in seinem Hortulus sowohl die Rose als auch die Lilie. Die kultivierte Rose dürfte also zur Zeit Karls des Großen, etwa um 800 in Deutschland heimisch geworden sein.

Nutzung[]

Als Heilpflanze[]

Auf dem Bauriss von 820-830 für den Arzneikräutergarten im Kloster St. Gallen erscheint die Rose zusammen mit der Madonnenlilie an der Spitze der Heilkräuterliste. Als rosas erwähnt sie auch Walahfrid Strabo in seinem Hortulus (um 827-840) des . Dort heißt es:

„Wäre ich nicht zu müde, den Weg noch weiter zu wandern, schreckte mich nicht der beschwerliche Bau eines neuen Gedichtes, müsste die köstlichen Sträucher der Rose ich mit des Pactolus Gold und der Araber schimmerndem Edelgestein nun umkleiden. Weil Germanien tyrischen Purpurs entbehrt und das weite Gallien nicht der leuchtenden Puprurschnecke sich rühmet, schenkt zum Ersatz die Rose alljährlich üppig goldgelben Flor ihrer purpurnen Blüte, die allen Schmuck der Gewächse alsbald an Kraft und Duft, wie man sagt, so weit überstrahlte, dass man mit Recht als die Blume der Blumen sie hält und erkläret.

Sie erzeuget ein Öl, das nach ihrem Namen genannt wird, wie oft dieses zum Segen der Sterblichen nützlich sich zeiget, - keiner der Menschen vermag es zu wissen oder zu sagen. Ihr zur Seite, bekannt und geehrt, stehn der Lilien Blüten, deren wehender Duft noch weiter die Lüfte durchtränket. Wenn aber einer zerquetscht das glänzende Fleisch ihrer weißen Frucht, so wird er verwundert bemerken, daß wie verflogen alsbald entschwindet jeder Gedanke an lieblichen Nektar. Reinheit der Jungfrau, selig gepriesen, strahlt aus der Blume; dann nur leuchtet sie duftend, wenn Not der Sünde ihr fernbleibt, wen unheiliger Liebe Begier ihre Blüte nicht knicket. Gehet jedoch ihrer Unberührtheit Kleinod verloren, werden in üblen Gestank sich die holden Düfte verwandeln.“

„Denn diese beiden Blumen, berühmt und gepriesen, sind Sinnbild seit Jahrhunderten schon der höchsten Ehren der Kirche, die im Blut des Martyriums pflückt die Geschenke der Rose und die Lilien trägt im Glanze des strahlenden Glaubens. Jungfrau Maria, Mutter, die du den Sohn hast geboren, Jungfrau, im Glauben ohn' Makel, du Braut nach des Bräutigams Namen, Braut und Taube, du Hort und Herrin, verläßliche Freundin, pflücke Rosen im Streite und brich frohe Lilien im Frieden.

Aus dem Königsstamm Jesse ist dir eine Blüte entsprossen, Retter und Bürge allein des erneuerten alten Geschlechtes. Er hat die lieblichen Lilien geweiht durch sein Wort und sein Leben, färbend im Tode die Rosen, hat Frieden und Kampf seinen Jüngern auf dieser Erde gelassen, die Tugenden beider verbindend, beiden Siegen verheißend die Krone des ewigen Lebens. “ [2]

England[]

In England war die Rose früher bekannt. Bereits Aldhelm (Ende 7. Jhs.) erwähnt in seinem Rätsel De Creatura (V. 15) [3] Rose und Lilie, und der angelsächsische Bearbeiter zeigt in seiner erweiterten Umschreibung (Rats. 41, 2 3 ff.) deutlich, daß er die Eigenschaften beider Pflanzen aus persönlicher Anschauung kennt:

  • Ic eom on stence strengre (micle) þonne ricels oþþe rose sy, [þe.....] on eorþan tyrf wynlic weaxeð: ic eom wræstre þonne heo.
  • d.h. "Ich bin an Geruch (weit) stärker als Weihrauch oder die Rose ist, (die.....) auf dem Erdrasen wonniglich wächst: ich bin schöner als sie."

In den ältesten angelsächsischen Glossaren aus der 1. Hälfte des 8. Jhds. werden Rose und Lilie nicht erwähnt. In den angelsächsischen Arzneibüchern aus dem 10. Jh. ist von Rosensaft, Rosenblättern und -bluten sowie von Rosenöl (gerósod ele) dann jedoch mehrfach die Rede. In den Predigten, insbesondere bei Erzbischof Aelfric von Canterbury (um 1000), spielen Rose und Lilie eine bedeutende Rolle: die Rose ist wegen ihrer roten Farbe das Symbol des Märtyrertums, die weiße Lilie das Sinnbild der Reinheit und Unschuld. Hieraus ergibt sich zugleich, daß im älteren Mittelalter nur die rote Rose bekannt war; vgl. auch Bückling Homilies (7, 30): „seo readnes þaere rosan lixeþ on þe". Die weiße Rose wird zuerst von Albertus Magnus im 13. Jh. erwähnt.

Angelsächsischer Volksglauben[]

Ein bemerkenswerter Aberglaube tritt uns in einem angelsächsischen Bruchstück [4] entgegen: um zu wissen, ob eine schwangere Frau einen Knaben oder ein Mädchen gebären werde, reiche man ihr eine Lilie und eine Rose zur Auswahl hin; nimmt sie die Lilie, so wird sie einem Knaben, nimmt sie die Rose, einem Mädchen das Leben schenken.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Björkman in Zeitschrift für deutsche Wortforschung: Ausgabe 2 (1902) (Internet Archive). Friedrich Kluge. Karl J. Trübner. S. 222
  2. Hortulus (lateinisch und deutsch). Walahfrid Strabo, um 827-840. Volltext auf TURBA DELIRANTIUM
  3. Aldhelmi Op. ed. Giles S. 271 ff.
  4. Leechdoms, Wortcunning, and Starcraft of Early England (Internet Archive). 3 Bände. Thomas Oswald Cockayne. London 1864-66. Bd. III, S. 144, 10 ff.
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