Pferde dienten mitunter auch als Lieferant für Rossleder. Die Ross-, Esel- und Maultierhäute standen hinsichtlich ihrer Dicke und Fertigkeit zwar den Rindshäuten nach, waren aber ein geeignetes Material für Oberleder für Schuhe.
Beschreibung[]
Während früher die Rosshaut ganz vernachlässigt wurde, spielt sie sowie das Rossleder am Anfang des 20. Jhds. wieder eine bedeutende Rolle. Pferde-, Esel-, Maultierhäute sind dünn, wurden aber viel verarbeitet und lieferten Sohlleder, ein Surrogat für Kalbleder, Leder für Kutschenverdecke und Sattlerarbeiten; hauptsächlich wurden sie aber zu Corduan verwendet. [1]
Charakteristisch für die Rosshaut, ebenso wie für die Haut des Esels und des Maultiers, ist, dass diese auf der Fleischseite am hinteren Rückenteil mit zwei über den ganzen Afterteil reichenden, oft miteinander zusammenhängenden, kautschukähnlichen Schichten belegt sind. Diese Teile der Haut, welche der Gerber als „Spiegel“ bezeichnet, waren in gegerbtem Zustand als Schuhvorderteile sehr geschätzt. Bei der Verarbeitung der Häute wird dieser Spiegelteil meist herausgeschnitten und, wie die übrigen Hautteile, für sich gegerbt, da beide verschiedene Verwendungsweisen haben. Die Rosshäute gelangten gesalzen oder getrocknet in den Handel. Die Verarbeitung der Rosshäute zu Leder wurde besonders in Norddeutschland, England und Dänemark betrieben.
Herstellung[]
Die Herstellung des als Oberleder eine bedeutende Rolle spielenden Rossleders ist etwas abweichend vom normalen Lohgerbungsverfahren. Gewöhnlich erfolgt die Verarbeitung der Rossschilder (Rückenteil) und der Rosshälfe (Hals- und Seitenteile) getrennt.
Nach dem Äschern wird der Spiegel, der einer längeren Äscherung bedarf, herausgeschnitten und nochmals auf mehrere Tage in den Äscher zurückgebracht; sehr häufig verwendet man bei Rossleder zur Haarlockerung auch die Schwefelnatriumschwöde, wobei man zur genügenden Erweichung des Spiegels den letzteren mit einer dickeren Schicht und mit einer reicheren Schwöde bestreicht. Die Reinmachearbeiten werden sehr sorgfältig ausgeführt.
Die Gerbung erfolgt in ähnlicher Weise wie beim Rindsoberleder in einer Reihe von Farben und in einem Versenk, woran sich meist noch ein Satz anschließt. Wurde der Spiegel am Hinterteil nicht bereits nach dem Äscher herausgeschnitten, so erfolgt dies nach den Farben. Die Spiegel werden für sich weitergegerbt und erfordern bis zur Gare eine etwas längere Zeit als die übrigen Teile. Nach vollendeter Gerbung werden die einzelnen Teile für den Zweck ihrer Verwendung (in die einzelnen Schuhteile) ausgeschnitten und jeder einzelne Teil wird seiner Verwendung entsprechend zugerichtet.
Der Spiegelteil wird auf der Fleischseite und die übrige Haut auf der Narbenseite zugerichtet. Die Ausbeute an Oberleder aus der Rohhaut ist außerordentlich wechselnd; es sind hierbei außer der Schlachtung und der Gerbmethode besonders noch die Fettmenge, die das Leder erhält, und die Menge des Leders, welches in Form von Blanchierspänen entfernt wird, von großem Einfluss.
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Quellen[]
- Lueger, Otto. Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (auf Zeno.Org). Stuttgart, Leipzig 1906. Bd. 6, S. 82-108. (Leder)
Einzelnachweise[]
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 12, S. 307-313 (Leder).