Das Ruderschiff ist ein eigener Schiffstypus, der im Mittelalter aus dem altgermanischen Rojer- (Ruderer) Schiffahrtsbetrieb hervorgegangenen und an diesen angepaßt war.
Beschreibung[]
Allerdings waren auch Ruderschiffe so ausgestattet, dass sie nicht nur ausschließlich mit Remen fortbewegt werden konnten. Sie waren vielmehr auf beide Betriebsarten eingerichtet (Rudern und Segel), wobei hier im Gegensatz zum Handelsschiff die Ruderausstattung vorherrschte.
Die Ruderschiffe sind älterer Herkunft, sie fanden hauptsächlich innerhalb der Küstenmeere und überall da Verwendung, wo es sich um Fortbewegung einer größeren Menschenzahl handelte (die zugleich die Triebkraft lieferte), also zum Personenverkehr jeder Art, besonders zu Reisen der Fürsten und Häuptlinge und zum Krieg. Die größte Typus der Ruderschiffe, waren die Langschiffe, vom 25-Sitzer an.
Die nordischen Ruderschiffe, mit denen die Bewohner der deutschen und dänischen Küsten das Meer und die Flüsse befuhren, waren schlanke, scharf gebaute Schiffe bis zu 23 m Länge bei 3 m Breite und für bis zu 30 Ruder eingerichtet. Ihre Form machte sie geeignet zum Vor- und Rückwärtsrudern. Der flache Kiel gestattete bequemes Ausziehen auf den Strand. Die Schiffe waren klinker gebaut und die einzelnen Planken unter Benutzung von Holzkauschen mit Flechtwerk innenbords fest verbunden. Ein altgermanisches Ruderboot aus dem 3. Jh. fand sich z.B. im Sundewitt (Dänemark) im Nydamer Moor und enthielt römische Kriegsbeute aus dem 2. und 3. Jh. [1]
Arten[]
Die mittelalterlichen Ruderschiffe gliederten sich nach ihrer Größe, genauer gesagt, nach der Zahl der Remen, in drei Klassen:
- I. Boote - ihre Größe bemaß man nach der Gesamtzahl der Remen, z.B. tolfaeringr = Zwölfremer, d.h. mit 6 Remen auf jeder Seite (die größte Art).
- II. Küsten- und Fjordschiffe - von kleineren Ausmaßen, hauptsächlich für Privatzwecke und Spezialdienste. (Arten: z.B. Karfe, Schute)
- III. Langschiffe - Großschiff. Größter Typus des Ruderschiffs
Küsten- und Fjordschiffe[]
Die Größe der mittelgroßen Küsten- und Fjordschiffe wurde zum Unterschied zu Booten einerseits, den Langschiffen anderseits meist nach der Zahl der Ruderer (Rojer) an je einer Seite berechnet, z.B. ein Karfe (aschwed. karfi - 'kleines Schiff'; vgl. aschwed. Krawel - 'Karawelle' [2]), der von 16 Mann an jeder Seite gerojet wird. Möglicherweise liegt die Unterscheidung darin, dass bei diesen Schiffen nicht jedes Remenpaar von einem einzigen Mann gehandhabt wurde, wie bei den Booten, noch besondere Rudersitze vorhanden waren, wie bei den Langschiffen.
Die Rojer saßen bei diesen Küsten- und Fjordschiffen vielmehr auf den Deckbalken, indem für jeden Mann eine der losen Deckdielen weggenommen wurde. Zu dieser Klasse, deren Remenzahl an einer Seite in der Regel zwischen 6 und 19 lag, gehörten wahrscheinlich die Schiffe von Oseberg (mit 15) und Gokstad (mit 16 Remen). Sie umfaßte hauptsächlich zwei Typen, die Karfen und die Schuten.
Bei Karfen und Schuten wird besonders oft erwähnt, dass sie über Land geschleppt wurden, was ebenfalls darauf hindeutet, dass ihr eigentlicher Verwendungsbereich das innere Küstenfahrwasser Norwegens war (s.a. Schiffsführung).
Langschiffe[]
- Siehe Hauptartikel: Langschiff
Das wikingerzeitliche Langschiff war der größte Typus der Ruderschiffe, vom 25-Sitzer an. Im Gegensatz zur Knorre dienten diese Schiffe vorwiegend militärischen Zwecken und waren erheblich länger als breit. Seinen Namen hatte das Langschiffe vom lat. navis longa entlehnt. Es bildete die eigentliche Masse der Kriegsschiffe aus, obwohl gelegentlich auch andere Schiffsarten, z.B. die Knorre, als solches Verwendung fanden.
Zu den größten Langschiffen, welche die Überlieferung nennt, gehören die Drachenschiffe mit einem angeblichen Sechzigbänker Knuts des Großen (1027), ein Fünfunddreißigbänker Harald Hardraades (1062), sowie die "Ormr hinn langi" Olaf Tryggvasons (999) mit wahrscheinlich 34 Ruderbänken. Bei diesem Schiff wird als außergewöhnlich hervorgehoben, dass seine Bordwände so hoch waren wie bei Hochseeschiffen. Auch von Hákon Jarl wird ein Vierzigsitzer überliefert... Weiterlesen.
Archäologische Funde[]
- Gokstadschiff - Vestfold, Norwegen (2. Hälfte 9. Jhs.)
- Nydamboot - Nydam-Moor, Südjütland (ca. 320 n. Chr.)
- Osebergschiff - Oslofjord, Norwegen (um 820-834)
Galerie[]
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 117.
Einzelnachweise[]
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17 (auf Zeno.Org). Leipzig 1909, S. 765-768.
- ↑ Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1307. Art, Die Caravelle (Zeno.Org)