Runensteine finden sich im gesamten nordeuropäischen Raum. Hierbei handelt es sich um aufrechte Bautasteine, die mit Runeninschriften versehen sind. Durch ihre Inschrift unterscheiden sie sich auch vom Bildstein, der reine Ornamentik aufweist.
Beschreibung[]
- Siehe auch: Runenzeugnisse der Nordgermanen
Runensteine finden sich ab der nordischen Eisenzeit sowie während der Vendel- und Wikingerzeit zwischen dem 5. und 12. Jhd. Sie wurden meist zur Erinnerung an Verstorbene oder Gefallene gesetzt, aber auch als Denkmäler eigener Leistungen. [1]
In den Skandinavien hielt sich die Runenschrift lange im allgemeinen Gebrauch, so dass sie im Laufe der Zeit vielfache Veränderungen erfuhr und sich an verschiedenen Stellen sehr verschieden ausprägte. Die Anwendung von Runen in Inschriften auf Steinen zur Erinnerung an Verstorbene entwickelte sich besonders im Nordeuropa, wo Runensteine eine bedeutende Rolle spielten. Dagegen fand sich kaum ein Gedenkstein mit Runen in den Gegenden auf dem europäischen Festland, wo Goten und Kontinentalgermanen wohnten, gleichwie auf den Britischen Inseln die wenigen Runensteinfunde vereinzelt dastehen.
Die Sitte, den Toten Runensteine zu errichten, kam zuerst in Norwegen und Schweden auf, da in Dänemark zwar mit die ältesten Runendenkmäler aus der älteren nordischen Eisenzeit zu Tage kamen, es sich dabei aber nicht um Grabsteine handelt, die in diese Zeit gesetzt werden können. Später jedoch erstreckte sich dieser Brauch über den ganzen Norden, und in der ersten Periode der jüngeren nordischen Eisenzeit, war er besonders in Dänemark und zumal auf den dänischen Inseln verbreitet. Jedoch sind diese Denkmäler gerade aus dieser Zeit vergleichsweise wenig.
Norwegen[]
Die Sitte, Bautasteine mit Runeninschriften zu versehen, entstand - zuerst im Norden und in der germanischen Welt überhaupt - in Norwegen. Diese Sitte erlangte in der Wikingerzeit und dem älteren (nordischen) Mittelalter eine ungeahnte Blüte in Skandinavien. Unter den norwegischen Runenzeugnissen der Nordgermanen gehören der Runenstein von Tune (um 200-450 n. Chr.) und der Runenstein von Einang aus Valdres (um ca. 350-400 n. Chr.) zu den ältesten Steinen, die mit einer Runeninschrift versehen sind.
(um 200-450 n. Chr.)
(um 350-400 n. Chr.)
(400-450 n. Chr.)
(um 1050-1100 n. Chr.)
Dänemark[]
Aus dem alten dänischen Gebiet - d. h. Jütland mit Schleswig, den Inseln und Schonen mit Bornholm - sind ca. 200 eigentliche Runensteine bekannt. Ein Stein des ältesten Typus aus der Zeit von 800-850 ist der Runenstein von Helnæs auf Fühnen. Im 10. Jhd. war das Errichten von Runensteinen in Dänemark zur Mode geworden und allmählich bildete sich ein gewisses Schema für die Inschrift und gewisse Grundsätze für die Anbringung der Inschrift auf dem Stein aus.
Die Blütezeit der Runensteine in Dänemark fällt zwischen die Jahre 900 und 1025 oder etwas später. Aus dem Anfang dieser Periode stammen die Runensteine von Nørre-Nærå, Glavendrup und Tryggevælde. Ferner dienen zwei historische Steine als Vertreter: Der kleine Jellingstein aus der Zeit um 935-940 und der Runenstein von Hällestad I in Schonen (heute Schweden). Auf diesem und dem gleichzeitigen Runenstein von Sjörup (Schonen), der dasselbe historische Ereignis berührt, begegnet die erste punktierte Rune.
Etwas nach 1025 n. Chr. nahm der Brauch, Runensteine zu errichten, in Dänemark plötzlich ein Ende, blieb aber noch vollständig in Kraft auf Bornholm, wo die Runendenkmäler wegen der Lage der Insel und der Zeit der Inschriften einen vermittelnden Übergang zu den mit dänischen Runen versehenen Steinen in Schweden bilden. Hierher gehört z. B. der Nylarsker Runenstein II (BH34) von ca. 1050 n. Chr..
(800-900 n. Chr.)
(um 900 n. Chr.)
(um 935-940 n. Chr.)
(Ende 10. Jhd.)
(um 1000 n. Chr.)
Schweden[]
- Siehe Hauptartikel: Runensteine in Schweden
- Siehe Kategorie: Runenstein (Schweden)
Als Schweden während der jüngeren Wikingerzeit (um 1000 n. Chr.) in engere Berührung mit Dänemark kam und die schwedische Kultur einen starken dänischen Einfluss erhielt, nahmen die Schweden die Sitte, Runensteine für ihre Toten zu errichten, in größerer Ausdehnung als vorher an. Sie adaptierten nicht nur das dänische Schema zum Errichten von Runensteinen, sondern auch die dänischen Runenformen... → zum Hauptartikel
Die Sitte der Runensteine erlangte in Oberschweden eine Verbreitung, die ohne Beispiel ist. Uppland besitzt nahezu 1.000 Steine, Södermannland 300 und Ostgotland zwischen 200 und 300 usw. Die Zeit und die äußeren Verhältnisse, unter denen man anfing, Runensteine in Schweden häufiger zu errichten, geht aus einer Anzahl historischer Inschriften hervor. Beispiele dafür sind u.a.:
- der Runenstein von Grinda II (Sö 166) in Södermanland
- die Runensteine von Orkesta (U 344) in Uppland
- der Runenstein von Väsby (U 194) in Uppland
- der Runenstein von Landeryd (Ög 111) in Ostgotland
- der Runenstein von Vansta (Sö 254) in Södermanland
(990-1020 n. Chr.)
(1010-1050 n. Chr.)
(um 1017 n. Chr.)
(um 1020 n. Chr.)
(1036-1041 n. Chr.)
Island[]
Aus Island stammen aus dem Spätmittelalter und dem Beginn der Neuzeit etwa 40 mit Runen beschriebene Grabsteine mit der Formel: h(j)ér hvíler etc. Im Allgemeinen sind diese Inschriften kurz und von geringem Interesse.
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 5 ff. (Runenschrift).
- Wimmer, Adalbert. Die Runenschrift (Internet Archive). Berlin : Weidmann, 1887.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Runenstein (Version vom 24.09.2020)