Die Gründung des Russischen Reiches geht auf die Wikingerzüge und die Verbindungen Schwedens mit seinen östlichen Nachbarländern zuück. Schon zu Anfang des 9. Jhds. hatten die Schweden in Osteuropa einen großen Einfluss gewonnen, und ihre Handelsfahrten dehnten sich bis zum Kaspischen und Schwarzen Meer aus.
Beschreibung[]
Frühmittelalter[]
9. Jahrhundert[]
- 859 - Waräger kommen über das Meer und erheben Steuern von den Tschuden, Slawen, Merern, Vesern und Kriwitschen.
- 862 - Waräger unter Rjurik erobern Nowgorod und begründen das Russische Reich.
- 866 - Die beiden Waräger-Häuptlinge Askold und Dir ziehen gegen Konstantinopel.
- 879 - Der Waräger Oleg übernimmt die Herrschaft in Nowgorod, erobert Kiew und wird erster Großfürst von Kiew.
Während der älteren Periode der Wikingerzeit (800-950) fuhren Schweden in östlicher Richtung nach Russland, Kleinasien und zur Balkanhalbinsel. In Russland bildeten schwedische Waräger (Rus) selbständige Fürstentümer aus den dort wohnenden slawischen und finnischen Völkern. In dieser Zeit wurde Russland von den Bewohnern des Nordens Svíþióþ hin mikla - Großschweden genannt.
10. Jahrhundert[]
- 944 - Das Reich der Kiewer Rus öffnet sich dem Christentum.
- 962 - Swjatoslaw I. der Eroberer wird Fürst der Kiewer Rus.
Um 950 änderten sich die Verhältnisse im östlichen Europa wesentlich. Die schwedischen Expeditionen dorthin wurden weniger zahlreich und ergebnisloser.
Hochmittelalter[]
11. Jahrhundert[]
Zwar werden noch auf Runensteinen des 11. Jhds. Männer genannt, die nach Osten zogen, nach Russland und Griechenland, aber ihre Fahrten hatten in der Regel nicht mehr den Charakter von Wikingerzügen. Die schwedischen Fürstentümer hatten Festigkeit gewonnen und wussten sich lästige Landsleute vom Leibe zu halten. [1]
- 1018 - Bolesław I. von Polen erobert Kiew und setzt Swjatopolk I. von Russland neuerlich als Großfürst der Kiewer Rus ein.
- 1019 - Jaroslaw I. Wladimirowitsch wird Großfürst der Kiewer Rus.
- 1036 - Russlandzug von schwedischen Wikingern unter Ingvar Vittfarne, der auf etwa 26 Runensteinen in Södermanland, Uppland und Ostgotland erwähnt wird (z. B. auf dem Runenstein von Vansta).
12. Jahrhundert[]
Gründung[]
In den Fränkischen Jahrbüchern ist 839 von einer Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Theophilus an Kaiser Ludwig den Frommen die Rede. Mit dieser Gesandtschaft kamen einige Männer, die dem Volke Rhos (siehe Rus) angehörten. Sie waren von ihrem König an den byzantinischen Kaiser geschickt worden; nun wünschten sie mit Kaiser Ludwigs Hilfe auf einem andern Weg in ihr Vaterland zurückzukehren.
Bei näherer Untersuchung fand der fränkische Kaiser, dass diese Männer dem schwedischen Volke angehörten. Ob die Gesandten an Kaiser Theophilus aus Schweden oder aus Russland kamen, ist jedoch ungewiss. Nach der russischen Überlieferung kamen im Jahre 859 die Warjager (Waräger) über das Meer und erhoben Steuern von den Tschuden und Slawen, von den Merern und Vesern und von den Krivitschen.
Im Jahre 862 jagten diese die Waräger über das Meer, gaben ihnen keine Steuern und fingen an, sich selbst zu regieren. Es ging aber schlecht, "und sie gingen über das Meer zu den Warjagern, zu den Russen, wie diese Warjager genannt wurden", und sagten zu ihnen: „Unser Land ist groß und fruchtbar, aber es ist keine Ordnung darin; so kommt doch, über uns zu herrschen!" Und drei Brüder mit ihrem Gefolge wurden ausgewählt; sie nahmen alle Russen mit sich und kamen.
Die drei Brüder[]
Der älteste Bruder, Rurik (Hraerikr), ließ sich in Nowgorod (bei dem See Ilmen) nieder, der andere, Sineus (Signiutr), in Bjelo-Osero (nördlich von Smolensk) und der dritte in Isborsk (südlich vom Peipus-See); der hieß Truvor (þorvarðr). „Nach diesen Warjagern wurde das Russische Reich genannt," sagt der russische Mönch und Chronist Nestor von Kiew. Man kann jedoch aus den Worten der slawischen Chronik schließen, dass die Schweden nicht nach Russland gerufen worden sind, sondern dass sie das Land erobert haben, und dass sie sich zuerst in Nowgorod niedergelassen haben.
Schon vorher hatten sie wahrscheinlich in Alt-Ladoga eine Niederlassung. Rurik und seine Brüder gehörten dem schwedischen Königshaus an. Dass die Eroberung Russlands eine von Schweden geplante Unternehmung war, ist nicht ausgeschlossen. Um dieselbe Zeit hatten zwei von den Männern Ruriks: Askold (Höskuldr) und Dir (Dyri), ein eigenes Reich im Land der Polen mit Kiew als Hauptstadt, gegründet.
Im Jahre 866 unternahmen diese beiden Häuptlinge einen großen Zug gegen Konstantinopel. Askold und Dir gehörten nach Nestor nicht dem fürstlichen Geschlecht Ruriks an. (Waren sie nicht Schweden, sondern Dänen?) Deshalb zog Oleg (Helgi), der Nachfolger Ruriks, gegen Kiew, eroberte die Stadt und ließ Askold und Dir töten. Kiew wurde später die Hauptstadt des russischen Reiches.
Wikingerzüge[]
Von den schwedischen Eroberern Russlands wurden mehrere große Wikingerzüge unternommen, z.B. der Zug Olegs nach Konstantinopel (911), nach welchem zwischen Russen und Griechen Friede geschlossen wurde. Sogar auf dem Kaspischen Meer, nach Tabaristan und den arabischen Ländern machten die Russen Raubzüge (ca. 880 und 909-910).
Mehrere Jahrhunderte nach Ruriks Zeit war das schwedische Königshaus mit den Großfürsten in Nowgorod durch Heiraten verschwägert, und mehr als einmal erhielten diese Fürsten Hilfe aus Schweden. Das stehende Heer der Großfürsten bestand zum größten Teil aus nordischen Kriegern. Die lebhafte Verbindung zwischen Schweden und Russland dauerte bis in die Mitte des 11. Jhds., bis zur Zeit Jaroslavs. Nach dessen Tode (1054) bekam das slawische Element das Übergewicht.
Handelswesen[]
Nordischer Handel[]
- → Hauptartikel: Nordischer Russlandhandel der Wikingerzeit
Die Begründung des Russischen Reiches in der zweiten Hälfte des 9. Jhs. durch schwedische Waräger öffnete den Nordgermanen ganz Osteuropa und brachte sie in Handelsbeziehungen zu Arabern und Griechen. Zwei Verkehrswege führten ins innere Russland:
- der eine führte die Düna hinauf nach Polozk und Witebsk und ferner über Land nach Smolensk und den Dnjepr hinab;
- der andere und wichtigere Weg führte die Newa hinauf und über den Ladogasee nach Aldagen (anord. Aldeigjuborg) und der Mündung der Wolchow (in hanseatischen Urkunden Wolcoweminne genannt, aus anord. minni - 'Flußmündung'), wo Kaufleute und Waren das Schiff verlassen mussten, um von den russischen Vorschkerle (an. forskarlar) über die Stromschnellen gerudert zu werden.
Die Haltestellen an der Wolchow trugen noch im 13. Jh. nordische Namen, z. B. Gestevelt (aschwed. Gæstafiælder) und Dhrelleborch (anord. þrælaborg)... Weiterlesen. [2]
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 530 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 38 f. (Runenschrift, § 17.)
- ↑ Hoops, RdgA. aaO. Bd. II, S. 426 f. (Nordischer Handel, § 24 ff.)