Als Nutztier war das Schaf im Mittelalter und auch noch heute in erster Linie ein Lieferant für Wolle und Fleisch. Als Nutztier hatte es eine ähnlich wichtige Bedeutung wie das Rind. Neben dem Schaffleisch wurde auch die Milch, besonders in England und Island genutzt.
Beschreibung[]
Das Schaf ist eines der ältesten Haustiere. Bereits um ca. 8200 v. Chr. begann die Domestikation des Mufflons, der Stammform aller heutigen Hausschafe in Südwestasien, Anatolien und dem Gebiet des fruchtbaren Halbmondes. Zunächst wurde das Schaf aufgrund seines Fleisches domestiziert, dann folgte die Nutzung von Wolle und Milch. [1] So wurde das Schaf im Anschluss an die Rinderzucht in die menschliche Wirtschaft in die Pflugkultur eingeführt. Da das Schaf beim Weiden geht, ganz anders als die Ziege, wird es meist nicht mit einer Schelle auf die Einzelweide geschickt, sondern es weidet mit Hirt und Hund als Herde.
Historische Rassen[]
Verschiedene Schafsrassen sind bereits aus der Bronzezeit bezeugt. So fanden sich z.B. in bronzezeitlichen Pfahlbauten vierhörnige Schafe und neben dem Torfschaf später hornlose und stark gehörnte Schafe. Zu den historischen Schafsrassen zählen u.a.:
- Mufflon - Das vorderasiatische Mufflon gilt als Stammform des Hausschafes. Um 10000 v.Chr begann der Mensch aus den Mufflons Hausschafe zu züchten. Mit den Bauern der Jungsteinzeit gelangten die Mufflons in den Mittelmeerraum und auf die Inseln Korsika und Sardinien. [2]
- Skudde - Geht auf die primitiven Schafe der Wikinger zurück. Die ursprüngliche Heimat der Skudde liegt in Ostpreußen und dem Baltikum. [3]
- Soay-Schaf - Eine der ältesten Schafrassen, bis zum Mittelalter in Europa verbreitet. [4]
- Tiroler Steinschaf - Das Tiroler Steinschaf ist die älteste Tiroler Schafrasse und stammt ursprünglich vom bereits ausgestorbenen Zaupelschaf ab. Bei einem Forschungsvorhaben der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde das Erbgut der Steinschafe mit dem der ausgestorbenen Torfschafe verglichen. Deren Reste waren bei jungsteinzeitlichen Pfahlbauten entdeckt worden. Ergebnis: Der verglichene Genabschnitt der Mutterlinie stimmt überein. Sie sind praktisch verwandt mit den Tieren, die schon Gletschermann „Ötzi“ und seine Zeitgenossen einst als Haustiere hielten. [5]
- Torfschaf - Ausgestorben. Das dünnbeinige ziegenähnliche Torfschaf (Ovis aries palustris R.) lebt vielleicht in einzelnen scheinbar primitiven Arten noch fort.
- Walachenschaf - Der Ursprung der Walachenschafe liegt zwischen dem 13. und 16. Jh. Walachenschafe haben sich ohne Einkreuzungen anderer Rassen entwickelt. Sie kommen im Gebiet der Hohen Tatra (Karpaten) bis in die rumänische Walachei vor. In ihrem Ursprungsgebiet wurden sie gemolken. Darüber hinaus wurden auch Fleisch und Wolle genutzt. [6]
- Zackelschaf - Das Zackelschaf stammt aus Ungarn und der Karpatenregion. Es ist eine alte ungarische Schafrasse. Sie entstand durch Kreuzung einiger ursprünglicher Karpatenrassen. Man geht davon aus, dass die Zackelschafe schon im 9. Jh. mit ungarischen Einwanderern in die Karpatenregion kamen. [7]
- Zaupelschaf - Ausgestorben
Als Nutztier[]
Große Bedeutung für die Wirtschaft erhielt das Schaf nicht nur als Fleischlieferant, sondern vorrangig durch seine Wolle, deren Verwertung in Europa bis in die Jungsteinzeit hinaufreicht. Spätere Arten lieferten wohl bessere Wolle, allerdings reicht die Nutzung des Lodens der alten, primitiven Rassen bis in neuere Zeiten hinein. Wolle und versponnene Wolle gehören mit zu den ältesten Handelswaren der Welt überhaupt.
Die Qualität der Felle verschiedener Schafrassen ist sehr verschieden; im allgemeinen kann man sagen, dass diejenigen Rassen, welche eine schlechte Wolle liefern, bessere Felle produzieren als solche mit seiner, guter Wolle; es stehen demnach unter der Voraussetzung, dass die Ernährung in beiden Fällen eine gute ist, die Qualität der Wolle und die des Felles im umgekehrten Verhältnis. Die Schaf- und Lammfelle, welche meist im getrockneten, weniger im gesalzenen Zustand in den Handel kamen, stammten vorrangig aus Kleinasien, Griechenland, den Balkanländern, Italien, Spanien und Nordafrika. [8]
Schaf- und Lammfelle liefern Leder von geringerer Stärke für Handschuhe, Pantoffel, Futterleder, auch farbiges Leder für Buchbinderei etc. Lammfelle liefern vorzügliches Handschuhleder. [9] Für die Lederverarbeitung besaßen Schaffelle einen geringeren Wert als Ziegenfelle; geschätzter waren die von jungen Tieren stammenden Lammfelle, welche ab dem 18. Jhd. vorallem in Frankreich vorzugsweise zur Herstellung von Glacéleder verwendet wurden.
Als Milchlieferant[]
Als Milchlieferant war das Schaf von jeher ziemlich unbedeutend, denn die von ihm gewonnene Menge an Milch bleibt weit hinter der der Ziege oder des Rindes deutlich zurück. Im Gegensatz zu Kuh- und Ziegenmilch wurde Schafsmilch kaum getrunken, sondern fast ausschließlich zu Käse und Butter verarbeitet. Allerdings wurde auch sie mitunter in der Heilkunde eingesetzt. So wird z.B. im Lorscher Arzneibuch (8./9. Jh.) das Gurgeln mit Schafmilch in einem Rezept gegen Rachenschmerzen empfohlen. [10]
Mythologische Bedeutungen[]
Als Agnus Dei - Lamm Gottes ist das Schaf im Christentum ein seit ältester Zeit verbreitetes Symbol für Jesus Christus. Auffällig ist, dass das Schaf in der Germanischen Mythologie quasi keinerlei Rolle spielt, obgleich aus etwas älterer Zeit eine (wohl göttliche) Schlange, die Widderhörner hat, in Mittel- und Nordeuropa bekannt war.
Der Widder in der Astrologie[]
Das astrologische Zeitalter des Widders wurde im Christentum durch Moses repräsentiert. Es folgt auf das Zeitalter des Stiers. Den Übergang dieser beiden Zeitalter beschreibt das Alte Testament in der Geschichte, dass Moses auf dem Berg Sinai erzürnt darüber war, dass sein Volk ein goldenes Kalb verehrte, wobei das Kalb das Sternbild des Stier symbolisiert. Moses hingegen repräsentiere die neue Ära des Widders, weshalb die Juden noch heute das Widderhorn Schofar blasen. Auch bei anderen Gottheiten lassen sich diese Übergänge finden, wie etwa bei Mithras, der den Stier tötet (Tauroktonie). [11]
Angang[]
Das Schaf spielte auch im Angang (einer Art von Weissagung) eine Rolle. So galt: Wer bei frühem Ausgang Schafen begegnet, wird ein willkommener Gast sein. Ebenso heisst es: als willkommener Gast wird der Wanderer empfangen werden, wenn ihm die Schafe rechter Hand, als unwillkommener, wenn sie ihm linker Hand aufstossen. [12]
Geschichtliches[]
Bronzezeit[]
Aus der Urnenfelderkultur (1300-800 v. Chr.) kam der Widdergott zu den Kelten. Er symbolisierte Stoßkraft, Fruchtbarkeit und Sexualität. Die Hörner des Widders waren spiralförmig gebogen, und die Spirale war eines der wichtigsten Symbole für den Kreislauf des Lebens. Kriegsgötter trugen diese Hörner, vor allem der frühe Teutates, bis er später den Eber als Abzeichen wählte. Seltsamerweise verschwanden die Widdermotive nach und nach aus der keltischen Kunst, und auch in der Mythologie gab es - abgesehen von ihrem Bezug zur Anderswelt kaum Hinweise auf diese Tiere mehr. [13]
Das Tragen von Kleidern aus gewebter Schafswolle bestätigen auch Funde aus der dänischen Frühzeit, doch wich in Nordeuropa das Schaf der Ziege, die durch ihre größere Milchmenge den Vorrang hatte.
Germanische / römische Eisenzeit[]
Bei den Germanen findet sich eine ausgeprägte Hauswirtschaft der Bauern, die Wert auf einen ausreichenden Schafbestand legten. Schon früh wird auch von ausgedehnten Schafherdenbetrieben größerer Landbesitzer berichtet, die die Wolle der großen Herden von den Mägden bearbeiten ließen oder sie gleich an Händler absetzten.
Völkerwanderungszeit[]
In den völkerwanderungszeitlichen Gesetzesschriften kommt gelegentlich vor, dass neben dem weißen auch ein schwarzer Widder gehalten werden musste. Möglich, dass man von Natur aus schwarze oder dunkle Wolle liebte, es ist aber nicht ganz unwahrscheinlich, dass man die schwarzen Schafe vorzog, um ihr Fell direkt zu verwenden. Das Schafsfell mit der Wolle spielte für die Winterkleidung eine große Rolle, und das schwarze empfahl sich dafür besonders.
Um 500 n. Chr. schrieb der griechische Arzt Anthimus in seinem Werk De observatione ciborum über Schafsfleisch (speziell Hammelfleisch): „Hammelfleisch hingegen ist - auch bei häufiger Verwendung - zuträglich, sowohl gesotten in einfacher Brühe als auch gebraten, wenn es weit vom Feuer brät. Denn wenn es zu nahe am Feuer ist, brennt es außen an und bleibt innen roh. Lammfleisch aber [...] ist sehr bekömmlich in jeder Zubereitung: gedämpft oder in Brühe gesotten; auch gebraten ist es zuträglich.“ [14]
Frühmittelalter[]
Noch im Frühmittelalter wurde das Fell der Schafe nicht nur als Kleidung in Form von Fellumhängen getragen, sondern diente in Nordeuropa als sog. Handelspelz zugleich als Bezahlungsmittel und Handelsware. [15] Walahfrid Strabo (807-849) [16] erwähnt bei den Belgen Mäntel, die wie der Plaid auch als Decken benutzt werden konnten, als Ausfuhrartikel. Von König Aethelstan von England (924-939) ist ein Verbot überliefert, Schilde mit Schaffellen zu belegen, welches ihm von einigen Forschern als Fürsorge für die Schafzucht ausgelegt wurde. [17]
Hochmittelalter[]
Aus dem Hochmittelalter ist ein Vorfall überliefert, bei dem die Fleminge um 1150 ein Widderfell als Rheinzoll in Koblenz zu entrichten hatten.
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 88 ff., S. 351 (Trachten, §21.)
- Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Lorsch, 8. / 9. Jahrhundert. Transkription und deutsche Übersetzung von Ulrich Stoll. Stuttgart : Steiner 1992.
Einzelnachweise[]
- ↑ Schafe - Arche Warder; Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e.V. Langwedeler Weg 11, 24646 Warder.
- ↑ Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/mufflon/
- ↑ Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/skudde/
- ↑ Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/soay-schaf/
- ↑ Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/tiroler-steinschaf/
- ↑ Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/walachenschaf/
- ↑ Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/ungarisches-zackelschaf/
- ↑ Lueger, Otto. Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (auf Zeno.Org). Stuttgart, Leipzig 1906. Bd. 6, S. 82-108. (Leder)
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905-1909. Bd. 12, S. 307-313 (Leder).
- ↑ Lorscher Arzneibuch. aaO. Curationes. Buch 2, Fol. 25v, Nr. 45.
- ↑ Zeitgeist: Film,Untertitel,Orientation Video,Radio Show zeitgeistmovie.com
- ↑ Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands (Volltext auf Zeno.Org). Adalbert Kuhn. 2 Bände. Leipzig 1859, Bd. II, S. 55 (Vorgeschichte. Weissagung. Vorbedeutung. Angang).
- ↑ Ansha - Die magische Welt der Kelten, Ludwig, 1900.
- ↑ Lorscher Arzneibuch. aaO. Medicus Anthimus. Epistula Anthimi ad Theodoricum regem, Fol. 72r-74v.
- ↑ Hoops, aaO. Bd. IV, S. 351. Art. Trachten § 21.
- ↑ Strabo, Lib. 504. § 4.
- ↑ Thorpe, Benjamin: Ancient Laws and Institutes of England (Internet Archive). London, Commissioners of the public records of the kingdom, 1840. Vol. I, p. 208