Seit der Völkerwanderungszeit, insbesondere aber in der Wikinger- und Sagazeit, werden in überlieferten Aufzeichnungen und anderen historischen Zeugnissen zahlreiche Namen von Schiffsarten in Mittel- und Nordeuropa genannt.
Beschreibung[]
Am deutlichsten sind die Typen des skandinavischen Schiffswesen des 10. bis 12. Jhds. gekennzeichnet. Die Einteilungsmaßstäbe waren dabei:
- die Verwendung und Seetüchtigkeit,
- die Größe,
- die Zahl der Remen und besondere Eigentümlichkeiten der Bauart.
Nach Verwendung unterschied man zunächst:
- A) Ruderschiffe, die aus dem altgermanischen Rojer- (Ruderer) Schiffahrtsbetrieb hervorgegangenen und an diesen angepaßt waren.
- B) Fracht- oder Handelsschiffe (anord. kaupskip), die eher für den Segelbetrieb eingerichtet waren.
Allerdings sollte man diese Unterscheidgung nicht so auffassen, als ob die Ruderschiffe ausschließlich mit Remen, die Handelsschiffe ausschließlich mit Segeln hätten fortbewegt werden können. Beide Gattungen waren vielmehr auf beide Betriebsarten eingerichtet, aber das Vorherrschen des einen und des anderen spricht sich doch deutlich in ihrem Bau aus.
In gewissem Sinne vertreten diese Hauptarten zugleich zwei verschiedene Zeitalter. Die Ruderschiffe sind älterer Herkunft, sie fanden hauptsächlich innerhalb der Küstenmeere und überall da Verwendung, wo es sich um Fortbewegung einer größeren Menschenzahl handelte (die zugleich die Triebkraft lieferte), also zum Personenverkehr jeder Art, besonders zu Reisen der Fürsten und Häuptlinge und zum Krieg.
Die erst in späterer Zeit aufgekommenen Handelssegelschiffe dienten dem Transport größerer Gütermengen mit geringer Mannschaft, besonders auf weiten Reisen. Ihre Entstehung knüpfte sich an das Aufkommen eines gewerbsmäßigen Seehandels und der Massenauswanderung der Wikingerzeit.
Hoch- und Spätmittelalter[]
Im Hoch- u. Spätmittelalter repräsentierten Kogge und Hulk den reinen Segelschifftypus, der vom skandinavischen Remensegelschiff scharf unterschiedenen wird. So liegt es nahe, den Ursprung dieses reinen Segelschifftypus und damit den des Segelschiffs der neueren Zeiten überhaupt in den niederrheinisch-friesischen Gebieten zu suchen, die durch ihre früh entwickelte Handelstätigkeit am ehesten Anlaß zur Ausbildung eines solchen menschen-und kraftsparenden Handelsschiffstyps gaben.
Weitere Schiffstypen[]
Mittelmeerschiffstypen, die nur in der Literatur gelegentlich vorkommen, sind Dromone und Galeere. Mythische und dichterische Schiffsbezeichnungen sind im Altnordischen z.B. nór (oberd. Naue), nǫkkvi (nhd. Nachen) oder kæna (nhd. Kahn), sowie anord. elliði (lit. eldija, aslav. aludija, ladija, russ. lodija, mnd. lodie, oberd. lædin), anord. bakki, bekkr oder kjöll (Kiel).
Liste von mittelalterlichen Schiffsarten[]
Zu den mittelalterlichen Boots- und Schiffstypen gehören u.a.:
- Boot - Bezeichnung der kleinsten Art von Schiffen
- Coracle - Häufiges Seefahrzeug der Nordseegermanen während der Eisenzeit (1.-5. Jhd.)
- Kahn (kæna) - Flaches, größeres Arbeitsboot, Lastschiff, Schleppschiff
- Einbaum - Seit dem Mesolithikum (ab ca. 9600 v. Chr.) in Europa nachgewiesener Bootstyp
- Nachen (nǫkkvi) - Ursprünglich ein Einbaum, ein kompaktes, flaches Boot bzw. Kahn
- Naue - Alternative Bezeichnung für Nachen (ein kleines Schiff)
- Floß
- Fracht- oder Handelsschiffe - Meist Segelschiffe.
- Büse (buzur) - Ab dem 11. Jh. aufkommender Name für Langschiffe, später Fischfang- und Handelsschifftypus
- Byrding (byrdingar) - Kleinere Art von Frachtschiffen.
- Hulk (hulc) - Mittelalterliches Segelfrachtschiff, ehemals ein gezogenes Frachtschiff, eine „Treckschuit" - eine getreidelte 'Treckschute'
- Karavelle - Segelschiff
- Kiel (céol) - Angelsächsisches Plankenschiff. Name für das gewöhnliche große Handelsschiff in England.
- Kogge - Segelschiffstyp der Hanse.
- Ruderschiff - Nach Anzahl der Remen unterteilt in Boote, mittelgroße Küsten- und Fjordschiffe und Großschiffe.
- Dromone - Byzantinisches Kriegsschiff (6.-12. Jh.)
- Galeere - ursprünglich antikes Ruderkriegsschiff
- Karfe - Mittelgroßes Küstenruderschiff der Wikingerzeit (von altschwed. karfi - 'kleines Schiff' [1])
- Schute - Mittelgroßes Küstenruderschiff der Wikingerzeit
- Wikingerschiff - nordeuropäische Schiffsarten der Wikingerzeit (800–1100)
- Knorr (knǫrr) - Wikingerschiff. Größter Typus des Handelsschiffs der Wikingerzeit.
- Langschiff (langskip) - Wikingerschiff (Rudersegelschiff). Größter Typus des wikingerzeitlichen Ruderschiffs.
- Drachenschiff (dreki) - Die größten und prächtigsten Langschiffe, besonders Königsschiffe, mit drachenköpfigem Stevenschmuck.
- Leidangsschiffe (leiðangrskip) - gewöhnlichste Art wikingischer Kriegsschiffe, meist Zwanzigsitzer.
- Schnigge (snekkjur) - schnelles, einmastiges Segelschiff.
- Skeide (skeið) - Typisches Langschiff der größeren Gattung mit hohen Steven, aber meist ohne Stevenköpfe.
Liste von Schiffsfunden[]
- Brigger Einbaum (Bild) - Eisenzeit (1.-5. Jhd.).
- Brösener Schiff - Danzig, Polen. Frühmittelalter (vor 1250)
- Brügger Boot (Bild) - Eisenzeit (6./7. Jhd.)
- Gokstadschiff - Vestfold, Norwegen (2. Hälfte 9. Jhs.)
- Nydamboot - Ruderschiff. Nydam-Moor, Südjütland (ca. 320 n. Chr.)
- Osebergschiff - Oslofjord, Norwegen (um 820-834)
- Snaper Boot - Angesächsisch. Suffolk, England (6. Jh.)
- Tune-Schiff
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Hjalmar Falk: Altnordisches Seewesen. Sonderdruck aus Wörter und Sachen Bd. 4. Heidelberg, 1912.
- Vogel: Geschichte der deutschen Seeschiffahrt. Bd. I, S. 93 f. Bd. III, S. 136 f. 464 f.
- Schäfer: Der Stamm der Friesen und die niederländiche Seegeltung (Marine-Rdsch. 1905), S. 1358 f.
- Hagedorn: Die Entwicklung der wichtigsten Schiffstypen bis ins 19. Jahrhundert. (Berlin 1914),
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 117.
Einzelnachweise[]
- ↑ Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1307. Art, Die Caravelle (Zeno.Org)