Die Schmiedekunst bezeichnet allgemein das Wissen um die Bearbeitung schmiedbarer Metalle bzw. Legierungen in kaltem und warmem Zustand durch Hämmern oder durch Pressen, und insbesondere das Bearbeiten in glühendem Zustand. Gold und Silber lassen sich kalt bearbeiten. [1]
Allgemeines[]
Die Schmiedekunst wird von einem Schmied als Berufshandwerker in einer Schmiede als Werkstätte ausgeübt. Seine Hauptwerkzeuge sind Hammer und Amboss, sowie Esse und Blasebalg.
Japanische Klingenindustrie[]
Die Waffenschmiedekunst in Japan hat eine ungemein rühmliche Vergangenheit hinter sich, die sich in ihren besten Meistern fast bis an den Beginn unserer Zeitrechnung nachverfolgen läßt. Japanische Klingen gelangten bereits seit dem Altertum ohne eigentliche Montierung in die Hände des Bestellers.
Das zweihändige Langschwert (Katana), das Kurzschwert (Wakizashi) und der Panzerstecher (Ken) wurden in einer Scheide aus weißem Holz aus dem Stamm des Kiri-Baumes (Blauglockenbaum) verwahrt übergeben, auch die Angel steckte in einer hölzernen Hülse. Nach Entfernung zweier Holznägel konnte die Angel von der Hülse befreit und das auf ihr befindliche Schwertfegerzeichen betrachtet werden. Die Fassung ließ sich jeder Eigentümer nach seinen individuellen Ansichten fertigen. Das gehörte nicht mehr zur Aufgabe des Schwertfegers. Was man in Japan mit Schwert bezeichnet, ordnet sich fachlich unter die Krummschwerter.
Entwicklung[]
Dass der germanischen Schmiedekunst schon vor und während der Völkerwanderungszeit z.B. die Herstellung von damasziertem Stahl bekannt war, belegen litararische Zeugnisse über die oft erwähnten "wurmbunten"Klingen". So berichtet Cassiodor (um 480-583 n. Chr.) von einem Brief des Ostgotenkönigs Theoderich (451-526), worin dieser sich bei dem Vandalenkönig Thrasamund für das Geschenk eines herrlichen Schwertes „köstlicher als Gold" bedankte. „Seine Klinge glänzte so hell, dass es im Anschauen das treue Spiegelbild des Gesichtes zurückwarf. Im mittleren Teil erschienen schöne Vertiefungen wie krausendes Gewürm und es zeigten sich so vielfältige Schattierungen, dass man glauben mochte, es sei das glänzende Metall mit verschiedenen Farben durchwebt."
Frühmittelalter[]
Das gesamte Mittelalter hindurch gewann die orientalische Waffen- und Rüstungsschmiede einen vielfach fördernden Einfluss auf die abendländische Klingenproduktion. Bereits in der frühesten Zeit des Islams (7. Jh.) werden die indischen Schwertklingen und jene von Yemen gerühmt. Vom 9. Jh. an kamen die Klingen aus schwarzem Stahl aus Khorassan in Zentralasien zu hohem Ansehen. Auch die Klingenfabrikation von Toledo fand ihr Entstehen schon im frühen Mittelalter durch die Mauren. Abderhaman II. gestaltete in den Jahren 822 bis 852 die dortige Industrie vollständig um, ein Unternehmen, welches von ungemeinem Erfolg begleitet war.
Hochmittelalter[]
Zur Zeit der Kreuzzüge werden besonders die Klingen aus Syrien und von Damaskus gerühmt. Brescia in Italien, das schon den Etruskern Waffen schmiedete, stand in der späteren Römerzeit bezüglich seiner Waffenerzeugung unter einem Decurio armamentarii, dem auch die Werkstätten von Friaul, Steyermark und Kärnten unterstellt waren und von welchen aus die Legionen am Rhein, an der Donau, in Pannonien mit Waffen versehen wurden. Im 13. Jh. aber entwickelte sich Brescia bedeutend, so dass es mit staunenswertem Erfolg im Kampf um die beste Klingenfabrikation in die Bahn treten konnte.
Spätmittelalter[]
14. Jahrhundert[]
Ab dem 14. Jhd. wurden im Heiligen Römischen Reich besonders Metallarbeiten für Polen gefertigt. Bei ritterlichen Gürteln (Cingulum militare) z.B. erkennt man diesen Umstand daran, dass sie zwar dieselben Gliederungen haben, doch andere Ornamente. [2]
15. Jahrhundert[]
Im 15. Jh. gingen die alten orientalischen Klingenindustrien im sehr zurück, dafür hoben sich jene in Ägypten, Marokko und Spanien; letztere Orte hatten schon zur Zeit der Vandalenherrschaft eine hervorragende Bedeutung. So stritten am Ende des 15. Jhs. in der Klingenfabrikation, in der bisher der Orient dominierte, Toledo, Passau und Brescia um den Vorrang. Zwei dieser Zentren der Waffenschmiedekunst leiteten ihren Ursprung in die vorgeschichtliche Zeit zurück.
Toledo verdankte seinen späteren hohen Ruhm den Mauren, und Passau, eine Waffenstätte aus nachrömischer Zeit, erhob sich später zur ersten Stätte der Kunstindustrie. Neben Toledo glänzten in der Klingenerzeugung in Spanien im Spätmittelalter Almeria, Murcia, Granada, vor allem aber Sevilla, im 15. Jh. auch Valencia, Saragossa, Barcelona und Cuelar in der Provinz Segovia.
Die spanisch-maurischen Waffen reichen bis ins 15. Jh. Die schönsten besitzen die Armeria Real im Palacio Real [3] und die Sammlung des Marquis von Villasecca in Madrid, in letzterer bewahrt man die Waffen Boabdils (um 1459-1536), dem Emir von Granada. Unter den berühmten Meistern spanischer Klingenindustrie ragt der Maure Julian del Rey hervor (s.a. Klingemarke). Er war vor 1492 noch Boabdils Dienstmann, nahm später das Christentum an und erfreute sich der hohen Gunst seines Taufpaten, des Königs Ferdinand des Katholischen (1452-1516). Er arbeitete anfangs in Granada, dann in Saragossa, zuletzt aber in Toledo, zu dessen Ruhm er außerordentlich beigetragen hatte.
Wiewohl die Eisenindustrie von Damaskus vom 15. Jh. an im merklichen Rückgang begriffen war, so gelang es ihr doch noch, die persischen Klingen vom westorientalischen Markte nahezu zu verdrängen, so dass um 1550 Khorassanklingen nur über Griechenland und Venedig einen Weg fanden.
Klingenmarken[]
- Hauptartikel: Klingenmarken

Das Passauer Wolfszeichens als Schmiedemarke (14.-15. Jh.)
Im Spätmittelalter wurde auch die Markierung der Werkstätten durch eingehauene oder ins Gesenk geschlagene Zeichen allgemein üblich, und vereinzelt treffen wir auch schon Namen oder Monogramme von Waffenschmieden darauf. Eine der ältesten Klingenmarken, die schon im 14. Jh. bekannt war, ist der sogenannte „Wolf", das Zeichen der Passauer Werkstätten, welches bis in den Orient durch Jahrhunderte eine große Berühmtheit erlangte, leider aber auch vielfach gefälscht wurde... zum Hauptartikel.
Renaissance[]
Im 16. Jh. stand die Plattner- bzw. Harnischmacherkunst in höchster Blüte. Bis gegen die Mitte des 16. Jhs. wurden Plattenrüstungen noch ganz aus poliertem Stahl, sog. lichtem Eisen, gefertigt; seither versahen die Plattner Helme und Harnische mit den kunstvollsten figürlichen und ornamentalen Darstellungen in getriebener Arbeit und schmückten das lichte Eisen durch Gravieren, Niellieren, Tauschieren, Vergolden, Ätzen und Bohrarbeit (s.a. Prunkharnisch). Dabei waren Nürnberg, Augsburg, München und Innsbruck in Deutschland die Hauptstätten der Plattnerkunst. [4]
Zu Beginn des 16. Jhs. kamen die besten Degenklingen aus Toledo, Sevilla, Mailand, Serravalle, Brescia und aus Solingen. Je geringer der Querschnitt einer Klinge war, desto mehr Sorgfalt musste der Schmied bezüglich ihrer Brauchbarkeit auf die Fertigung legen. Toledaner Klingen standen darin anfänglich in bedeutendem Ruf; sie wurden, um ihre unübertreffliche Elastizität zu demonstrieren, auch kreisförmig eingebogen in den Handel gebracht. Am Ende des 16. Jhs. hatten aber die Belluneser und Brescianer Werkstätten ihre Rivalen in der Güte der Klingen erreicht, ja teils überflügelt, denn diese erzeugten nun Klingen von vollständiger Güte, dabei aber von so fabelhaft geringem Gewicht, als seien sie aus Holz gefertigt. Die berühmten Belluneser Schwertfeger Ferrara versendeten um 1560 ihre Klingen gleichfalls in eingebogenem Zustand.
Damaszener Stahl[]
Vom 16. Jh. an beschränkten sich die Damaszener Werkstätten hauptsächlich nur auf die Erzeugung von Säbel- und Dolchklingen und überschwemmten damit den ganzen Orient. Die Damaszener arbeiteten ebenso die gemeinste Ware wie Klingen von ausgezeichneter Güte. Für die Erzeugung der letzteren hatten sie ein übrigens aus Indien stammendes Verfahren, welches sie lange als Geheimnis bewahrten und nur an ihre Söhne selbst vererbten; aus diesem Verfahren erstand der seit dem 16. Jh. so berühmt gewordene Damaszenerstahl, dessen hoher Wert sich später nicht nur für Klingen, sondern auch für Gewehrläufe darstellte.
Dieser Stahl ist äußerlich durch eine gewässerte, von Streifen oder Spirallinien bedeckte Oberfläche erkennbar, wurde aber im 18. und 19. Jahrhundert besonders in Frankreich vielfach nachgeahmt. Von etwa sieben besonderen Arten sind die charakteristischsten: der Banddamast mit streifigen Linien und den so geschätzten, nebenher gesagt, aber weit leichter zu erzeugenden Rosendamast mit spiralen Linienformen.
Durchbrochene Klingen[]
Zwar finden sich schon im 11. Jh. deutliche Spuren von dem Bestreben, die Klinge dadurch zu erleichtern, dass man sie durchlöcherte; nun aber wurde diese Kunst mit einer Geschicklichkeit weitergebildet, die Staunen erregt, denn nun werden die Degenklingen mit tiefen Rinnen und hohen scharfen Rippen ausgestattet und nicht nur letztere, sondern auch nach der Quere die Rinnen unzählige Male derart durchlöchert, dass die Klinge selbst von allen Seiten betrachtet durchsichtig erscheint. In dieser Kunsttechnik treten auch häufig Dolchklingen auf.
Auch diese eminente Fertigkeit hatten die Mailänder und Brescianer den Spaniern bald abgelauscht, sie fertigten schon um 1560 die kunstreichsten „Giftzugklingen“. Allerdings ist die Behauptung, dass diese Durchlöcherungen dazu dienten, um einen Giftstoff, in welchen die Klinge getaucht wurde, in dieser aufzunehmen und wirksam zu erhalten, wenigstens für den Kriegsgebrauch nirgends zu erweisen. Überhaupt gehören die meisten Erzählungen von vergifteten Klingen ins Gebiet der Romantik.
Quellen[]
- Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8.
Einzelnachweise[]
- ↑ Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (auf Zeno.Org). Otto Lueger. Stuttgart, Leipzig 1906. Bd. 7, S. 740-750. (Schmieden)
- ↑ Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. III, S. 28 f., Tafel 196
- ↑ Real Armería de Madrid (engl. Royal Armoury of Madrid) (Spanien)
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 17, S. 334-337 (Rüstung).