Mittelalter Wiki
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Die Schnurkeramik ist ein ornamentaler Typus der Steinzeitkeramik, der sich im Endneolithikum (2.800-2.200 v. Chr.) im Übergang zur Bronzezeit, während der sog. Kupfersteinzeit herausbildete. [1]

Beschreibung[]

Schnurkeramik ist die leitende Tonware einer nach ihr benannten, räumlich sehr ausgedehnten spätneolithischen Kulturgruppe, deren Vorkommen beschränkt ist auf die Gebiete nördlich der Alpen und, weiter östlich, der Donau. Die schnurkeramische Kultur markiert das Ende der Jungsteinzeit und lieferte bislang die wichtigsten und umfangreichsten Funde dieser Epoche.

Unscheinbar und archäologisch schwer nachweisbar sind die kleinen Siedlungsstellen der jungsteinzeitlichen Bauern. Häufig weisen nur einige wenige Funde auf menschliche Aktivitäten vor über 5.000 Jahren. Die steinernen Waffen und Werkzeuge haben sich nahezu unverändert erhalten. Die poröse, schwach gebrannte Keramik ist häufig sehr fragmentiert. Alle organischen Materialien einschließlich der Knochen sind komplett vergangen. [2]

Die Formen sind „Amphoren" mit 2, 4 oder mehr Henkeln, geschweifte hohe „Becher" mit oder ohne Henkel, zylindrische Trinkgefäße, flache, kreisrunde oder längliche (wannenförmige) Schalen in feiner oder grober Ausführung. Diese Tongefäße mit Schnurverzierung wurden lange Zeit höchst unterschiedlich beurteilt, und vielfach an die Spitze der steinzeitlichen Stilarten im heutigen Deutschland gestellt.

Ornamentik[]

Die Ornamente sind mit intermittierenden (schnurabdruckähnlichen) oder ununterbrochenen, eingeflochtenen Linien hergestellt und überaus einfach, meist geradlinig: Umlauf streifen, Zickzack- („Fischgräten-") und schraffierte Dreiecksbänder. Ihre Formen stehen den west-und südeuropäischen Formen nahe; ihre Verzierungen sind mit einer Schnur eingedrückt, um den Anschein hervorzurufen, als ob das Gefäß mit Schnüren umwunden oder ganz aus feinem Geflecht hergestellt wäre. Die Verzierungen selbst sind dem Flechtstil der nordischen Megalithkeramik verwandt.

Sie lassen immer den unteren Teil der Gefäße frei. Unter den Nebenfunden erscheinen Kupfer und Bronze nur in Gestalt kleiner Halsschmucksachen, Drahtrollen oder Perlen, nicht als Waffen oder Werkzeuge. Das charakteristische Steingerät ist das facettierte Hammerbeil von oft sehr schöner und eleganter Ausführung, sicher eine Waffe, kein Arbeitswerkzeug. Als letzteres dienten undurchbohrte, flache Beilklingen.

Ausdehnung[]

Das Gebiet der Schnurkeramik erstreckt sich von Nord- und Westrussland (Ukraine) über Ostgalizien und die Bukowina, Wolhynien, Podolien, Westgalizien, Ost- und Westpreußen, Posen, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Dänemark, Hannover, Holland, Kurhessen, rheinaufwärts bis in die Schweiz, dann über Süddeutschland, Böhmen, Mähren und Schlesien. Es schließt also nur Teile Nordeuropas, dann West- und Südeuropas sowie das südöstliche Mitteleuropa aus.

In Mitteldeutschland war zum Ende der neolithischen Zeit (2.800 bis 2.200 v. Chr.) die Schnurkeramik als besonderer keramischer Stil in Thüringen - speziell dem Saalegebiet - als Zentrum, zu Hause. In der norddeutschen Tiefebene findet sich Schnurkeramik auch an den Werkstätten der Feuersteinarbeiter.

Kulturelle Zusammenhänge[]

Ob die Schnurkeramik nur einem „Volke" angehört und welchem, ist nicht auszumachen. Die früher von einzelnen vertretene Ansicht, dass ihr ein sehr hohes Alter innerhalb der jüngeren Steinzeit zukommt, oder dass sie in zwei getrennten Stufen der letzteren auftritt, erwies sich als unhaltbar. Sie grenzt an die Kupferzeit und hat stilistische Beziehungen zu den Glockenbechern und der Keramik der ostalpinen Pfahlbauten, d. h. zur Rahmenstilgruppe.

Begräbniskultur[]

Die Fundorte der Schnurkeramik sind zumeist Hügelgräber, oft mit rohen Steinkisten, seltener Flachgräber, und mit geringen Ausnahmen Skelettgräber („Hocker“-Gräber). Markant für die schnurkeramische Kultur sind heute stark verflachte Hügelgräber, in denen die sozial herausragenden Personen der Gemeinschaft bestattet wurden. Zwei Arten von Gräbern unter Hügeln kennen wir - Doppelbestattungen und Einzelgräber. Die unscheinbaren Gräber der gewöhnlichen Schnurkeramiker sind jedoch mitunter schwer zu finden. [2]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Schnurkeramische Kultur
  2. 2,0 2,1 Slawenburg Raddusch: Infotafel im Museum. Abgerufen am 19.07.2021
  3. Becher der Einzelgrabkultur (Obj. IV 60-689). Kreismuseum Jerichower Land, Genthin. Abt. Archäologie / Paläontologie in Museum Digital