Das Schulterzeug, die Schiftung (engl. spaulder) bzw. der Schulterpanzer (engl. pauldron) an mittelalterlichen Plattenrüstungen steht in enger Verbindung mit dem Achselzeug, so dass diese beiden Rüstungsteile häufig untrennbar im Verbund erscheinen.
Arten[]
Stauchen und Stoßkragen[]
- Siehe Hauptartikel: Achselstauchen, Stoßkragen
Gegen Ende des 15. Jhs. trat eine merkbare Unterscheidung in der Form der Harnische des Adels und der Söldner ein. An ritterlichen Harnischen wurde die Achsel in ganz eigener Weise weitergebildet. Der adelige Reiter hatte als Streitobjekt wieder den Reiter vor sich, gegen dessen Reisspieß und dessen Schwert er sich zunächst zu schützen hatte.
Das Spießeisen konnte ihm die Achsel mit dem Helm abstoßen, ein Schlag mit dem Hammer, ein kräftiger Schwerthieb die Achselschienen zertrümmern. Man setzte daher an den Vorderflügen aufrechtstehende Schienen an, die so gestellt waren, dass jeder Spießstoß gegen den gefährdeten Punkt daran abglitt, so hoch, dass jeder Hieb nur die Kante der Schiene, nie aber die Schulter treffen konnte. Solche Schienen hießen, wenn sie niedrig gestaltet waren: "Achselstauchen", hohe, weit über die Schulter hinausreichende: "Brechränder", oder auch "Stoßkragen".
Steife und geschobene Flüge[]
- Siehe Hauptartikel: Achselflüge
Die Achselstücke sind an den Schulterpartien durchweg geschoben und zwar meist aufwärts. Von 1560 an setzt sich zuweilen an Harnischen das Geschübe auch bis über die Flüge hinaus fort. Man unterscheidet demnach Achseln mit steifen von solchen mit geschobenen Achselflügen. Die Befestigung der Achseln erfolgte in der Regel am Harnischkragen, seltener an den eisernen Schulterbändern, noch seltener an den Schulterriemen, anfänglich mittels Federbolzen, welche den Nachteil besaßen, dass sie leicht abgehauen wurden, später an Riemen.
Entwicklung[]
In der kriegerischen Ausrüstung des Frühmittelalters findet sich noch nirgends eine besondere Sorge für den Schutz der Schulterpartie, einer doch sehr der Verletzung ausgesetzten Körperstelle.
Hochmittelalter[]
Noch im 13. Jhd. finden wir weder an der Brünne (broigne) noch am Haubert die geringste Verstärkung, und demnach konnte ein Axt- oder mächtigerer Schwerthieb jene Stelle schwer verwunden. Als einziges Mittel, seine Schultern zu schützen, blieb dem Krieger bis gegen das Ende des 13. Jhs. der Schild, später die über den Hals gehängte kleine Tartsche.
Spätmittelalter[]

Rudolf VIII. von Thierstein († 1318, Basler Münster)
Erst um 1275 traten in Frankreich und England Achselschilde (fr. ailettes) auf, welche die Aufgabe hatten, nicht nur dem Hals, sondern auch den Schultern einen besseren Schutz zu bieten. Im ausgehenden 13. Jhd. trugen besonders die französischen Ritter diese kleinen Flügelchen, Wappenschildchen oder Schulterflügel. Das waren kleine Plättchen, die an den Schulterblättern der Maschenpanzerhemden und der bald außer Gebrauch gekommenen Leder- oder Hornplattenrüstungen befestigt wurden.
14. Jahrhundert[]
Solche mehr oder weniger hohe, oftmals auch ovale Wappenschilde (auch Achselnschilde) sieht man z.B. am Standbild von Rudolf VIII. von Thierstein († 1318) im Dom zu Basel. Diese Flügelchen trugen genau wie der Schild die Wappen der Ritter, indes waren sie jedoch nur etwa fünfzig Jahre in Gebrauch (1280 bis 1330). Üblicherweise waren sie hochstehend und konnten deshalb nicht zum Schutz der Schultern dienen. Die „Epauletten“ sollen davon abstammen.
Galerie[]
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. S. 65 ff.
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 70-71.