Die Schwanenjungfrauen sind weibliche Sagengestalten aus dem Volksglauben, die die Kraft besitzen, sich in Schwäne verwandeln zu können.
Beschreibung[]
Schwanenjungfrauen wurzeln in demselben mythischen Ideenkreis wie der Werwolf und Berserker, im Glauben an die Verwandlung des Menschen im Leben und nach dem Tode. Sie gehören zu den Weisen Frauen und besitzen daher prophetische Gabe. Zuweilen gehen sie Liebesverhältnisse mit Helden ein, stehen diesen bei und berühren sich so mit den Walküren und Fylgjen.
So schwebte z.B. in den Fornaldarsögur die Kára in Schwanengestalt über ihrem Geliebten Helgi und brachte ihm den Sieg, bis er sie einst mit seinem Schwert aus Unvorsichtigkeit tödlich verwundete; von dieser Zeit an wich das Glück von ihm. Laut Saxo Grammaticus forderten den Dänenkönig Fridlav drei Schwäne durch ein Lied auf, einen gefangenen Königssohn aus der Hand eines Riesen zu befreien.
Ehen mit Menschen[]
Zuweilen gehen die Schwanenjungfrauen auch Ehen mit Männern ein, die ihnen während ihres Bades das Schwanenhemd oder den Schwanenring entwendet und sie dadurch in ihre Gewalt Hz bekommen haben. Sobald sie sich aber dieser Dinge wieder bemächtigen können, verschwinden sie. So hatten nach der Völundarkvidha, einem der ältesten eddischen Gedichte, dessen Stoff niederdeutschen Quellen entlehnt ist, Völund seine Brüder solchen Mädchen ihre Schwanenhemden entwendet und sie zur Ehe gezwungen, bis es nach neun Jahren diesen gelang, wieder in den Besitz ihrer Gewänder zu kommen und zu entweichen.
Ganz ähnlich erzählt eine alte schwedische Sage, wie einst ein junger Ritter solchem Schwanenmädchen das Gewand genommen und sie dadurch zur Ehe gezwungen hatte, bis sie endlich nach vielen Jahren dieses wiedererlangte und dann sofort entfloh, obgleich sie ihrem Gatten mehrere Kinder geschenkt hatte [1].
Eine ähnliche Sage kennen auch altdeutsche Quellen, wonach das Mädchen ihrem Gatten auf einmal sieben Kinder gebar, die alle, wie die Mutter, Goldringe am Halse trugen. Denn wenn diese Schwanenjungfrauen im Wasser baden, legen sie ihr Schwanenhemd ab und sind dann schöne Frauengestalten. Solche Mädchen waren auch Hadburc und Sigelint im Nibelungenlied, die Hagen durch Vorenthaltung ihrer Gewänder zwang, den Burgunden ihr Schicksal in Etzels Landen zu künden.
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Quellen[]
- Deutsche Mythologie (Internet Archive). 3 Bände. Jacob Grimm. 4. Aufl. von E. H. Meyer. Berlin, F. Dümmler, 1875. Bd. I, S. 412.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 146 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ Volkssagen aus Schwedens älterer Zeit (Internet Archive). Arvid August Afzelius. Leipzig : Verlag Kollmann, 1842. Band II, S. 301 ff.