Mittelalter Wiki
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Der Schwedische Handel des 9. und 10. Jhs. hatte seinen Mittelpunkt in dem um 800 gegründeten Birka auf der Insel Björkö in Mälaren. Birka war - durch Natur, wie durch Kunst - stark befestigt und extra zu Handelszwecken angelegt worden. So waren auch die ursprünglichen Einwohner Birkas keine wilden Wikinger, sondern friedliebende Kaufleute.

Beschreibung[]

Birka war zur Wikingerzeit der Sitz vieler reicher Kaufleute und besaß Überfluss an allen Gütern und an Geld. Die Einwohner der Insel unterhielten Handelsverkehr vor allem mit Schleswig, dem friesischen Dorestad und dem Frankenreich, aber auch mit England und Osteuropa. Runensteine sprechen ebenfalls von Verkehr zwischen Birka und Hedeby (Schleswig).

Nach Adam von Bremen wurde Birka des Handels wegen von Schiffen aus Dänemark, Norwegen, Wenden und Samland besucht, und man segelte von dort in 5 Tagen nach Schonen und Russland. Nachdem Birka am Ende des 10. Jhs. zerstört worden war, wurde das naheliegende Sigtuna die wichtigste Handelsstadt Schwedens. Hier war zu Anfang des 11. Jhs. die Münzstätte Schwedens, wo die ältesten schwedischen Königsmünzen geprägt wurden. Zudem gab es hier, wie zu Birka, eine Niederlassung friesischer Kaufleute.

Birka Stadt- und Handelsrechte[]

Nach Birka bzw. der Insel Björkö waren die ältesten Stadt- und Handelsrechte Schwedens, Norwegens und Dänemarks benannt (aschwed. bjærköærætiær, anorw. bjarkeyjarréltr, dän. biærkeræt). Das Wort bjarkeyjarréltr kommt schon 1083 auf Island in Verbindung mit Norwegen vor. Nach der altberühmten Mälarstadt wurden wahrscheinlich ebenfalls mehrere Inseln, die an den großen Verkehrsadern lagen oder wo Jahrmärkte gehalten wurden, „Birkeninseln" (oder aber von fries. Berik - 'Bereich einer Handelsniederlassung' [1]) genannt.

Beispiele dafür sind z.B. Björkö im Finnischen Meerbusen, wo die Kaufleute in den Frieden des Großfürsten von Nowgorod aufgenommen wurden, Birkö an der Mündung der Torneá, die Heimat der sog. birkarlar (d. h. Birkókarlar), Großbauern von Västerbotten, die mit den Lappländern handelten, Bjarkey im nördlichsten Norwegen, Björkö an der nördlichen Mündung der Götaelf, und Bjarkey (Bjerkö) an der Einfahrt nach der Stadt Tönsberg).

Der schwedische Literaturwissenschaftler Henrik Schück (1855-1947) war der Ansicht, dass die obengenannten Inseln „Birkeninseln" genannt wurden, weil der Stellvertreter des Königs den fremden Kaufleuten selbst Frieden verkündete und weil dieser Beamte in einem Amtslokal aus Birkenreisern saß, und auch das Zelt des Praefectus Bircae war zur Zeit Ansgars von Bremen aus Laub und Zweigen gemacht [2].

Der Handel Gotlands[]

Von verhältnismäßig weit größerer Bedeutung als der Handel des schwedischen Festlandes war jedoch der Handel Gotlands, das während dieser Zeit durch eine Art Personalunion mit Schweden vereinigt war. „Als die Gotländer Heiden waren, segelten sie mit Kaufmannswaren nach allen Ländern, sowohl christlichen wie heidnischen", heißt es in der Guta saga (c. 4). So fand man denn auch in der Erde Gotlands mehr Münzen und Altertümer als in irgendeinem anderen Teile des skandinavischen Nordens.

Die Zahl der gefundenen Münzen (ca. 67.000 Stück) bildet die Hälfte der im ganzen Norden gefundenen. Alle diese Münzen, die aus dem 10. und 11. Jh. und älter sind, gelangten meist nicht durch Kriegszüge, sondern durch Handel und friedlichen Verkehr nach Gotland. Von diesen sind ca. 180 byzantinische, 23.000 kufische (arabische), 14.000 englische und beinahe 27.000 deutsche, niederländische, böhmische und polnische Münzen. Mit allen diesen Ländern haben die Einwohner Gotlands Verkehr unterhalten.

Handel des Hochmittelalters[]

Der schwedische Aktivhandel war zu Beginn des Hochmittelalters vergleichsweise unbedeutend. Die Ausfuhr bestand hauptsächlich aus Pelzwaren, Häuten etc. Sigtuna wurde nach der Zerstörung Birkas zur bedeutendsten Stadt Schwedens und von vielen fremden Kaufleuten besucht; u. a. gab es in Sigtuna eine friesische Niederlassung und eine friesische Gilde.

Nach der Zerstörung Sigtunas im Jahre 1187 nahm das zuerst 1252 erwähnte Stockholm dessen Stellung als Handelsstadt ein. Mit den Ostseehäfen unterhielt auch das alte Kalmar, das den Handel Ölands übernommen hatte, einen lebhaften Verkehr. Schwedische Schiffe erschienen im 13. Jh. in Lübeck und Greifswald. Auch mit den baltischen Ländern, Russland und Dänemark unterhielten die Schweden Handelsverkehr.

Nach Westeuropa kamen schwedische Schiffe im 11. und 12. Jh. jedoch so gut wie überhaupt nicht. Von der geringen Bedeutung des schwedischen Handels zeugen auch die großen Vorrechte, die ausländische Kaufleute in Schweden genossen. Den Lübeckern wurde (1167-1179) in Schweden Zollfreiheit gewährt (von Herzog Birger 1252 erneuert).

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Reinhard Dzingel: Friesen in der frühmittelalterlichen Ostsee?, Moisburg 2012 (PDF; 420 kB)
  2. Vita Anskarii c. 19: "folia ramorum de umbraculo ibi facto"; vgl. H. Schück, Birka. S. 26 f.