Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Das Hausschwein ist die domestizierte Form des Wildschweins. Damit ist es eines der am frühesten domestizierten Haustiere in der menschlichen Zivilisationsgeschichte und wird seit vermutlich ca. 9000 Jahren zur Fleischerzeugung gehalten.

Beschreibung[]

Das Schwein wurde ab 8.000 v. Chr. aus dem Wildschwein domestiziert. Vermutlich wurde das Schwein mehrfach, in verschiedenen Regionen der Welt domestiziert. [1]

  • Schwalbenbäuchiges Mangalitza - Das Mangalitza Schwein stammt ursprünglich aus Ungarn. Schon im 13. Jh. wurde in Ungarn von „wolligen, fetten Schweinen“ berichtet. Das Wollschwein, wie wir es heute kennen, dürfte allerdings erst Anfang des 19. Jhs. entstanden sein. Der Name Mangalitza kann soviel wie „walzenförmig“ bedeuten. Anderen Quellen zufolge wurde es nach dem serbokroatischen Wort „mangulica“ benannt, was in etwa „leicht fett werdend“ heißt. Aus dem dunklen Fleisch wurde und wird die original ungarische Salami zubereitet. [2]
  • Schwedisches Linderöd Schwein - Das Linderöd stammt aus Südschweden. Sie sind Nachfahren einer alten schwedischen Landrasse und zählen bis heute immer noch zu einem relativ unbeeinflussten Restbestand. Das Schwedische Linderöd Schwein hat seinen Namen von dem Berg Linderödsasen, in der Nähe von Malmö. [3]

Als Lederlieferant[]

Schweinshäute wurden mitunter zu Leder verarbeitet, besonders in England, Österreich und Süddeutschland. Dabei dienten sie zumeist als festes Sattler- und Buchbinderleder, aber auch für Pergament- und Trommelleder. [4]

Religiöse Schweinefleischverbote[]

Im Judentum, im Islam und bei einigen christlichen Konfessionen war der Verzehr von Schweinefleisch verboten: „Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen. […] Ihr sollt für unrein halten das Wildschwein, weil es zwar gespaltene Klauen hat und Paarzeher ist, aber nicht wiederkäut. Ihr dürft von ihrem Fleisch nicht essen und ihr Aas nicht berühren; ihr sollt sie für unrein halten.“ (3. Buch Mose 11) Auch die keltischen Schotten teilten bis ins Spätmittelalter hinein aufgrund eines mythologischen Hintergrundes die Abneigung der syrisch-babylonischen Gegenden gegen den Genuss des Schweinefleisches.

Geschichtliches[]

Die Schweinezucht hängt, genau wie die Zucht anderer Haustiere, eng mit dem Ackerbau bzw. der Pflugkultur zusammen. Sie variiert stark in ihrer Form je nach Region und den wirtschaftlichen Umständen der Leute, die sie betreiben. So entwickelte sich z.B. die Zucht beim freien Lauf in Wäldern, aber auch die intensive Zucht im Kofen mit vorherrschender Stallfütterung. Bei freiem Weidegang war die Fütterung nicht auf die Früchte (z.B. Eicheln, Bucheckern) beschränkt, denn die Schweine fraßen auch direkt Gras und verschmäht auch Larven, Engerlinge und dergleichen nicht.

Bronzezeit[]

Der Genuss von Schwein als Fleischspeise scheint im Altertum noch verbreiteter als der von Rind- und Schaffleisch gewesen zu sein, zumindest findet sich von allen Vierfüßern das Schwein am häufigsten als Grabbeigabe der Bronzezeit. Von den Nauheimer Funden der Hallstatt- und Latène-Periode bargen von den untersuchten 57 Behältern 30, also mehr als die Hälfte, Knochen vom Menschen und Hausschwein. [5]

Latènezeit[]

Bei den Kelten wurde das Schwein nicht nur in seiner wilden Form verehrt, auch das gezähmte Hausschwein genoss hohe Wertschätzung. Es symbolisierte Nahrung, Genuss und Verwüstung. Schweinehirten waren in der Gemeinschaft sehr geachtet. Einerseits schätzte man die Schweine natürlich als Nahrungsquelle, aber die unzähligen Schweinebraten, die den Verstorbenen mitgegeben wurden, zeigen auch, dass in der Anderswelt Fleisch beliebt war. Selbst die Götter taten sich an Schweinen gütlich. Die uralte Sau Henwen („die alte Weiße“) gebar den Walisern den Weizen, die Honigbienen, die Gerste, einen Wolf, ein Adlerjunges und ein getüpfeltes Kätzchen. Die ersten drei Geschenke brachten Wohlstand, die letzten drei Unheil. [6]

In Schottland, stirbt der jugendschöne Diarmuid, eine Sagengestalt aus dem keltischen Finn-Zyklus, wie es ihm vorausgesagt wird, durch ein Schwein, indem er sich eine Borste in die Ferse sticht. Dies ist eine deutliche Reminiszenz an den antiken Adoniskult, wo der Gott ebenfalls durch einen Eber stirbt. So teilen die keltischen Schotten seltsamerweise auch die Abneigung der syrisch-babylonischen Gegenden gegen den Genuss des Schweinefleisches.

Germanische Eisenzeit[]

Die älteren mythologischen Anschauungen des Schweines drangen auch in die Vorstellungen der germanischen Mythologie. Allerdings findet man in den germanisch bewohnten Gebieten, auch dort, wo die zahlreichen Hackelberend-Sagen auftauchen, wo der Held an einer Wunde, die der Eber ihm geschlagen hat, stirbt, nichts von einer Abneigung gegen Schweinefleisch oder von Unreinheit des Tieres selbst. So liefert das Schwein auch in Walhalla den Braten. Das fette Schweinefleisch war Hauptobjekt des Räucherprozesses und so erlangte Schweinefleisch in Form von Räucherschinken schon früh eine größere Bedeutung als Handelsartikel.

Frühmittelalter[]

Im Frühmittelalter hatte die christliche Kirche bei der Mission des Bonifazius (673-755) große Bedenken, ob sie nicht das geräucherte Fleisch als rohes Fleisch ganz verbieten müßte. Allerdings überstand der geräucherte Schinken diesen Angriff zumindest in Mitteleuropa siegreich, während er im englischen Gebiet wie rohes Fleisch angesehen und behandelt wurde. Im Lorscher Arzneibuch (8./9. Jh.) wird ausgelassenes Schweinefett als Heilmittel gegen Schwindelanfälle empfohlen. [7]

Nach dem Zeugnis Walahfrid Strabos (807-849) [8] spielte das Schwein bei den Belgen eine große Rolle und zwar zumeist nicht so sehr durch die Verwertung der Abfälle der Wirtschaft, sondern vielmehr durch die Haltung auf freier Weide, besonders durch den Waldgang. Dies begründet sich auch in dem verhältnismäßig großen Eichenbestand, der damals in den Wäldern Deutschlands und Nordfrankreichs herrschte und auch die Buchenwälder konnten bei reichlicher Mast große Mengen Schweine ernähren. Der Weidegang erfolgte im Wald in geschlossener Herde unter einem Hirten, zum Teil wohl auch freier, wie die Schelle andeutet, die man ihnen anhängte.

Hochmittelalter[]

Mit der Entwicklung der Städte erscheinen Schweine als Zuchtobjekt der Städter und forderten bald obrigkeitliche Maßregeln gegen allerlei Übelstände, die sich bei ihrer Zucht in der Stadt zeigten. Spätestens seit dem 12. Jh. wurde versucht, die Schweinefleischverbote mit der „unreinen“ Lebensweise von Schweinen zu begründen. So schrieb Maimonides (1135-1204), jüdischer Leibarzt des Sultans Saladin: [9] „Wenn das Gesetz das Schweinefleisch verbietet, so vor allem deshalb, weil die Lebensgewohnheiten und die Nahrung des Tiers höchst unsauber und ekelerregend sind. […] Das Maul eines Schweines ist so schmutzig wie der Kot selbst.“

Spätmittelalter[]

Die schottische Abneigung gegen Schweinefleisch hielt sich bis König Jakob I. (Schottland) (1406-1437), der dieses jedoch wohl nur persönlich noch teilte.

Quellen[]

  1. Schweine - Arche Warder; Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e.V. Langwedeler Weg 11, 24646 Warder.
  2. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/schwalbenbaeuchiges-mangalitza/
  3. Arche Warder: https://www.arche-warder.de/tiere/schwedisches-linderoed-schwein/
  4. Lueger, Otto. Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften (auf Zeno.Org). Stuttgart, Leipzig 1906. Bd. 6, S. 82-108. (Leder)
  5. Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 64 ff.
  6. Ansha - Die magische Welt der Kelten, Ludwig, 1900.
  7. Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1) - Curationes capitulationibus V comprehensae, Buch 1 (Fol. 17v-22v). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Lorsch, 8. / 9. Jahrhundert. Fol. 23r, Nr. 4
  8. Strabo, lit. IV 4 § 3.
  9. Wikipedia: Schweinefleisch: Religiöse Schweinefleischverbote
Advertisement