Mittelalter Wiki
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Unter den Schwertern der Renaissance finden sich z. B. Anderthalbhänder, Zweihandschwerter und die Katzbalger der Landsknechte. Am Ende des 15. Jhs. erscheinen lappenförmig gebildete Schwertknaufe, gebogene, attisch gegliederte Parierstangen und Beschlagformen an Scheiden, die bereits der Frührenaissance angehören.

Beschreibung[]

Mit der Verfeinerung des Kriegswesens bildete sich auch die Handhabung des Schwertes mehr durch; man beschränkte sich nicht mehr auf das Angriffsmoment des Schwertes, sondern versuchte auch in dessen Form und Führung Mittel zu finden, um sich vor den Hieben des Gegners zu schützen.

In der Bewaffnung des Fußvolkes der meisten Heere im 15. und 16. Jh. nimmt nicht das Schwert, sondern die Stangenwaffe, die erste Stelle ein. In seltenen Fällen gerieten die Heerhaufen allerdings so eng aneinander, dass diese unbrauchbar wurde; für diese Fälle des Handgemenges führten Italiener und Franzosen kurze Schwerter mit zuweilen säbelförmigen Klingen, die Schweizer schwere Hiebmesser oder ,kurze Wehren", sogenannte „Schweizerdegen" mit sich.

16. Jahrhundert[]

Im 16. Jh. fanden die italienischen Schwertformen auch in den deutschen Heeren Eingang, weil die Friauler und Brescianer Werkstätten allein dem Massenbedarf zu entsprechen im Stande waren. Diese fabriksmäßige Erzeugung war die erste Veranlassung zu einer gleichförmigen Bewaffnung der Truppe. Die Griffe der Kürißschwerter erhielten Faustschutz, die Klingen wurden leichter und schmaler. Die Form des Stichblatts wurde verwickelter und die Abwehrstangen hören auf, ein einfaches Kreuz zu bilden. Von dieser Zeit an hat das Schwert häufig den Eselshuf (s. Gefäß (Waffe)), Hinterabwehrstangen etc.

Am Beginn des 16. Jhs. bildete sich in den Landsknechtheeren für den Nahkampf der Heerhaufen (Handgemenge) eine besondere Form heraus, das Landsknechtschwert, auch Katzbalger genannt. Der Landsknecht führte dieses Schwert in der Magengegend in einem Gürtel, an welchem hinten an der rechten Seite der Landsknechtdolch befestigt wurde.

Um 1520, der Epoche der Verallgemeinerung des Krieges, gewahren wir das Bestreben, die Klinge der Schwerter zu anderen, als dem ursprünglichen Zweck, zu benutzen. So finden wir schon um etwa 1520 einschneidige Reiterschwerter mit als Säge gestaltetem Rücken, der zum Holzsägen verwendbar war (vgl. Sägeschwert). Andere haben an beiden Seiten einen Kalender eingeätzt (Kalenderschwerter); wieder andere besitzen kreisförmige Hohlschliffe für das Rosenkranzgebet (Schwerter mit Paternosterklingen).

Aus den Bohrschwertern, welche schwer zu regieren waren, bildete sich eine ähnliche leichtere Schwertgattung heraus: der Panzerstecher, der im westlichen Europa in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. allerdings schon wieder verschwand, um den von Spanien aus in die Mode gekommenen Stoßdegen Platz zu machen. In dieser Periode schien es als würde die Stichwaffe die Hiebwaffe völlig verdrängen, ja italienische Fußtruppen führten um 1560 neben den noch üblichen Schlachtschwertern (Zweihändern) auch zweihändige Stecher von oft riesenhafter Länge.

Eine Schwertform, welche im venezianischen Fußvolk auftritt und Schiavona genannt wurde, gelangte um 1580 zu einer ungemeinen Verbreitung in anderen Heeren. Ungefähr von 1590 an vervielfältigten sich die Schwertformen im kaiserlichen Heer unter italienischem Einfluss, die Klingen wurden länger, die Griffe erhielten Körbe aus durchbrochenem Blech. Gegen das Ende des 16. Jhs. sehen besitzt die deutsche Reiterei Schwerter mit auffällig kurzen, breiten Klingen, während die Italiener Korbschwerter mit langen Klingen tragen, die einen Übergang zum Haudegen darstellen. Ganz im Gegenteil trägt nun das Fußvolk in Haudegen mit übermäßig langen Klingen.

Griff- und Faustschutzbügel[]

Das Bestreben, die Faust vor den Hieben des Gegners zu schützen, führte zunächst zu einer Veränderung der Schwertgriffe. Man verbreiterte die Deckung und bildete die Faustschutzbügel; anfänglich an der Außenseite, später auch nach beiden Seiten. Dann traten zunächst in Italien zum Schutz der Fingerlage die Griffbügel auf. Sie wachsen anfänglich aus der Parierstange heraus und stehen mit dem Knaufe oberhalb nicht in Verbindung. Erst um 1560 sind sie vollständig geschlossen. Mitte des 16. Jhs. kamen Schwerter mit doppelten Faustschutzbügeln in Gebrauch, ein Bügel unter dem anderen, damit die aufgefangenen Hiebe nicht bis zur Faust dringen konnten... zum Hauptartikel.

Klingenmarken am Ansatz[]

Mit dem Auftreten der doppelten Faustschutzbügel trat eine kleine Neuerung in der Klingenkonstruktion ins Leben. Man verlängerte die Angel so weit, dass die Klinge selbst erst unmittelbar am unteren Bügel ansetzte. Der bis zur Parierstange reichende Teil der Angel „Ansatz“ wurde mit Vorliebe als Stelle für die Klingenschmied- und Beschaumarken benutzt. Die ersten so gebildeten Klingen kamen am Beginn des 16. Jhs. aus Spanien. Bei Schwertern war die Klinge mit Ansatz zwar nicht allgemein gebräuchlich, wohl aber bei Degen.

Schießschwerter[]

Wie nahezu bei allen Angriffswaffen kamen in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. auch bei Schwertern und Haudegen Schießvorrichtungen vor. Sie sind, je nachdem ob deren Läufe an nur einer oder beiden Klingenflachseiten angeordnet sind, einfach oder doppelt, die Radschlösser liegen meist unterhalb oder neben dem Ansatz. Ihre Brauchbarkeit im Gefecht war allerdings nur gering. Mit Vorliebe wurden derlei Schießschwerter bei Festlichkeiten, Turnieren und dergleichen verwendet, wo sie zur Vermehrung des Geräusches trefflich dienten.

Ornamentik[]

In der Verzierung der Klingen tritt mit dem Beginn des 16. Jhs. eine bemerkenswerte Änderung insofern ein, als die neue Erfindung der Ätzkunst nun auch hier als Ziermittel zur Verwendung gelangte, während wir vor diesem Zeitpunkt nur gravierten Klingen begegnen. Von Italien her kam das Bläuen der Klingen und das Verzieren durch Goldschmelz in Aufnahme. Auch das Violett- und Rotanlaufen der Klinge kommt in Aufnahme, nicht minder die ein- oder aufgeschlagene Tausia.

Galerie 16. Jahrhundert[]

17. Jahrhundert[]

Der Schwertgriff des 17. Jhs. ist noch komplizierter als der des 16. Es kommen eine Menge verschiedener Stichblätter, Hinterabwehrstangen und Eselshufe vor (vgl. Blankwaffe: Aufbau). Die Formen verraten die Entwicklung weg von der Einfachheit der Linien. Einige Degen des 16. und 17. Jhs. sind auch am unteren Teil des Gefäßes mit Daumeningen versehen.

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) erscheinen die kaiserlichen Reiter mit mäßig langen Schwertern, deren Griffe viel Ähnlichkeit mit den Schiavonas besitzen. Nach dem Ende des deutschen Krieges beim Beginn der Großen Türkenkriege (1683–1699) tritt der ungarische Einfluss immer merkbarer auf und erstreckt sich bald auf alle westlichen Heere.

Nun nimmt die deutsche Reiterei eine Waffe mit gerader Klinge und säbelartiger Fassung an, die direkt von dem alten ungarischen Säbel abstammt In dieser Form findet sie auch im französischen Heer Eingang. Die säbelartige Fassung charakterisiert sich besonders durch das nach vorn gebogene Griffholz, welches nach hinten mit einem Beschlag, der sogenannten „Kappe", verstärkt ist. Die übrigen Bestandteile sind die Parierstange, das Stichblatt, bei älteren Exemplaren an der inneren Seite auch der Daumenring, endlich der Griffbügel, dieser oft in Verbindung mit einem Korb.

Das Fußvolk erhält um jene Zeit eine Waffe, deren Fassung ein französisches Muster darstellt; es ist eine kurze Klinge mit dem Griff des noch heute üblichen Degens; mit diesen Umwandlungen verschwand das Schwert in seiner alten charakteristischen Gestalt aus den Heeren.

Galerie 17. Jahrhundert[]

Quellen[]

Anmerkungen[]

  1. Hinweis: Aus der Sammlung des Marquis di Villaseca, wo es fälschlich Boabdil, dem letzten maurischen König von Granada zugeschrieben wird, der im Jahre 1492 entthront wurde. Diese Waffe gleicht sehr dem in der Real Armería de Madrid aufbewahrten Schwert, angeblich aus dem Besitz Don Juan d'Austrias († 1587) (s. Bild). Zwei ähnliche Schwerter befinden sich im Medaillenkabinett zu Paris und im Besitz des Don Ferdinand Nunez. Das im Medaillenkabinett befindliche trägt eine Inschrift, welche überfetzt heißt: "Gott allein ist Sieger".

Einzelnachweise[]

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