Als altenglische Scop (ahd. und frühmhd. scof, scopf) bezeichnet einen Dichter, speziell den Hofdichter oder auch Hofsänger. Er trug vor allem Lobgedichte und Heldenlieder am Fürstenhof vor.
Beschreibung[]
Das Beowulfepos und Deors Klage zeigen, dass scop die altenglische Bezeichnung des Hofsängers als Bewahrer der beiden höheren Kunstarten (Loblied, Heldenlied) der vorliterarischen Zeit ist. Als solcher ist er von freier Geburt und betätigt seine Kunst in der Fürstenhalle. Bei seinem heimischen Herrn ist er Mitglied der dryht.
Der Scop kann zeitweise ein Wanderleben führen und fremde Höfe besuchen. Auch dort gehört er zu den Vertrauenspersonen; seine Kunst ist mehr als Gelegenheitsverdienst, sie sichert ihm zumindest dem Lebensunterhalt: die fremden Fürsten, auf die er seine Preislieder singt, belohnen ihn laut den Quellen mit Goldringen. Die Stellung, die er als Gefolgsmann des eigenen Herren einnimmt, ruht gutenteils auf seiner Kunst: daneben kann er auch ererbten Landbesitz haben.
Etymologie[]
Das aengl. scop ist ein Wort für Dichter (as. scoplíco - 'poetisch'), ahd. und frühmhd. scof, scopf (in Gloss. auch scophare), dazu verb. scopphen - 'dichten'. Auch dass das ae. scop von Homer und Virgil gebraucht wird, sowie die althochdeutschen Glossen (z.B. vates - scof; egregius psaltes - márrér scopf) weisen dem Wort einen würdigen Klang zu.
Dazu paßt, dass eine altenglische Glosse für den 'fahrenden Schauspieler' - unwurð scop setzt. Anderseits finden wir das ae. scop als Gegenwert von 'Komiker'. Bezeichnet das erst eine jüngere Stufe, als der Hofdichter zum Straßendichter geworden war? Oder gehört ae. scop sprachlich zum anord. mnl. skop n. 'Spott'. In diesem Fall wäre die Bedeutung 'Spottdichter, Lustigmacher' die ältere und scop wäre anfangs eine Übertragung von 'Spaßmacher' gewesen. (vgl. Altgermanische Dichtung (Etymologie))
Quellen[]
- Geschichte der deutschen Literatur: ein Handbuch (Google Books). Wilhelm Wackernagel. 2. Ausgabe. Schweighauserische Verlagsbuchhandlung, 1879
- Geschichte der deutschen Litteratur bis zum Ausgange des Mittelalters (Internet Archive). Rudolf Kögel. Strassberg : Trübner, 1894. S. 97.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 459 ff. (Art. Dichtung, § 8.