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Die Siedlungsformen der Völkerwanderungszeit (bis 500 n.Chr.) sind noch rein landwirtschaftlich geprägt. Die Pflugkultur ist sehr extensiv, die Bevölkerung nicht sehr zahlreich. Die Wohnplätze liegen als geschlossene Dörfer weit auseinander, oder, wenn sie näher benachbart sind, so sind sie eher klein, d.h. sie bestehen aus Einzelhöfen.

Beschreibung[]

Beide Siedlungsarten, Dörfer wie Höfe, werden bereits vom römischen Historiker Tacitus für die Römerzeit (bis ca. 200 n.Chr.) genannt, und die Ausgrabungen bestätigten ein noch viel höheres Alter dieser Siedlungsformen. Wie sie sich in das Land geteilt haben, ist jedoch noch nicht restlos zu erkennen.

Dabei spielten auch Unterschiede im Gelände eine Rolle. Weite Ebenen, vor allem wenn sie wenig Wasserstellen aufwiesen (z.B. in den größeren Lößgebieten), waren auch damals schon mehr dörflich bewohnt. Kurzwelliges Hügelland, z. B. die Moränenlandschaften am Alpenrand, bedingten eher Kleinsiedelungen.

Einzelhöfe herrschten an den Nordseeküsten, wo die Bewohner für jede Wohnstätte den Baugrund erst durch Aufschütten von Wurten (Warften) schaffen mussten; Einzelhöfe herrschten auch im gesamten nordwestlichen Tiefland vor; z.T. jedenfalls, weil der hohe Grundwasserstand nur kleine Stellen trocknen Bodens übrig ließ. [1]

Städtebildung[]

Dörfer sind allgemein eine sehr alte Siedlungsform, die sich mit der Sesshaftwerdung im Altertum entwickelte, das „Haufendorf“ in seiner besonderen typischen Ausbildung mit Gewannflur und Hufenverfassung ist jedoch vielleicht jünger.

Fehlte es den Germanen zur römischen Eisenzeit (0-200 n. Chr.) auch an Städten im Sinne des antiken Roms, so fehlten es ihnen jedoch nicht an Ansätzen dazu. Es gab Werkstätten für Waffen und Schmuck, deren Erzeugnisse weithin Verbreitung fanden, an manchen Orten wurde Salz gewonnen (Halle, Salzungen u.a.); auch das waren Ausgangspunkte eines Handelsverkehrs. In der Gegend der Weichselmündung ließ Bernstein schon im Altertum kleine Handelsplätze entstehen.

Für die Städtebildung war ebenso das wichtige militärische Moment vorhanden. Nur äußerte es sich nicht in dauernd besetzten Festungen, sondern in Fluchtburgen, die in Zeiten der Not von den Bewohnern des Gaus aufgesucht wurden. Diese Stätten der Verteidigung waren noch nicht mit denen des friedlichen Handelsverkehrs verbunden.

Die Wallburgen lagen abseits von dem besiedelten Land, in Wäldern oder Sümpfen versteckt, doch nicht zu weit von deren Rändern entfernt. Schließlich hatten auch die Zusammenkünfte der Stammesangehörigen an Kultstätten noch nicht die Wirkung, dass hier dauernde Siedlungen erwuchsen.

Einfluss Roms[]

Der germanischen Kultur stand die römische gegenüber mit ihren Städten, die mit Mauern und Türmen bewehrt, deren Häuser vielfach aus Stein gebaut waren; mit ihren kunstvollen Straßen und dem großen Grenzsystem des Limes und seiner Kastelle; mit dem höher entwickelten Ackerbau und den über regelmäßigen Grundrissen erbauten Villen.

Die unmittelbare Wirkung auf die germanische Lebensweise war auch hinsichtlich der Siedlungsformen gering; doch nahmen die Alemannen schon zu Kaiser Julians Zeiten (332-363 n.Chr.) den Steinbau für ihre Häuser an. Als die Macht Roms schwand, verfielen die von den Römern auf germanischen Boden erbauten Villen und Städte. In die römischen Häuser zogen zwar teilweise germanische Siedler ein; aber die Städte an sich verloren ihren besonderen Charakter und wurden rechtlich zu Dörfern wie alle anderen. Nur ihre merkantilen Gepräge büßten sie dabei nicht völlig ein.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Deutsche Wirtschaftsgeschichte (Internet Archive). Karl Theodor Ferdinand Michael von Inama-Sternegg, Johann Paul von Inama-Sternegg. Duncker & Humblot, 1909. S. 46 ff.
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