Während der mitteleuropäischen Eisenzeit (bis. ca. 500 n.Chr.) gab es erhebliche Veränderungen im Siedlungswesen. Diese Betrachtung gehört thematisch zu den Siedlungsverhältnissen von der Antike bis zur Völkerwanderungszeit.
Beschreibung[]
In der Zeit vor 500 n.Chr. war der Ausbau der Siedlungsfläche eher gering, die Verschiebung der Bewohner jedoch sehr lebhaft. Die Besiedelungsfläche änderte sich wenig, aber in ihren Grenzen wechselte die Besiedelung selbst oft und stark; ganze Landschaften verloren manchmal ihre Bevölkerung, um nach einiger Zeit durch andere Stämme von neuem besiedelt zu werden.
Die Niederlassung selbst geschah ohne scharf ausgeprägten Kolonisationsplan. Doch schien die staatliche Gliederung in Gaue, Hundertschaften und Sippen die Aufteilung des besetzten Landes bestimmt zu haben. In den Sippen und Geschlechtern erblickt man die ursprünglichen Siedelungsgenossenschaften.
Historische Quellen[]
Die Historischen Nachrichten erlauben leider so gut wie keine Erkenntnis über die siedelungsgeschichtlichen Vorgänge. Die schriftlichen Überlieferungen lassen bestenfalls die Verschiebungen der germanischen Stämme verfolgen, sagen aber nichts von Ortsgründungen. Ortschaftsverzeichnisse reicheren Inhalts kommen erst seit dem 8. Jh. auf und auch sie geben nur negative Kunde von der Entstehung der Siedlungen, da die Namen der späteren Zeit in ihnen fehlen.
Die Namen aber, die sie enthalten, deuten allgemein auf sehr verschiedene Gründungszeiten. Einiges Licht brachten archäologische Ausgrabungen in die frühgeschichtliche Besiedelung, doch ist der Ertrag noch gering für die große Masse der Ortschaften, für das Gesamtbild der Besiedelung und ihrer Veränderungen während der Antike.
Die Hauptquelle für diese Zeit liegt neben fortgesetzten Ausgrabungen im sprachlichen Bestand und der geographischen Verbreitung der Ortsnamen; auf sie stützt sich zumeist die historisch-geographische Forschung über das ältere Siedelungswesen. Doch ist das Material vieldeutig, seine Auswertung unterliegt vielfachen Bedenken und die gesicherten Ergebnisse der einzelnen Grabungen lassen sich nicht immer 1 : 1 auf das überregionale Gesamtbild übertragen. Die Frage, wie und wieweit die Ortsnamen als Quelle siedelungsgeschichtlicher Forschung dienen können, wird vorläufig mit der Voraussetzung beanwortet, dass das Alter des Namens auch das Alter des Ortes bezeichnet.
Ortsnamen[]
- Siehe Hauptartikel: Ortsnamen: Mitteleuropäische Eisenzeit
Bei einem großen Teil der Ortsnamen ist der siedelungsgeschichtliche Wert unzweifelhaft. Es sind alles Namen, die selbst schon auf Waldrodung oder auf Urbarmachung feuchten Bodens deuten; ferner die, die geistliche Gründungen anzeigen. Sie weisen alle auf die späteren Zeiten der inneren Kolonisation und unterscheiden sich deutlich von den älteren Namen der ursprünglichen Besiedelungsfläche.
Die alten Benennungen führen dagegen im Allgemeinen nicht diese beredte Sprache; wenn aus ihnen etwas zu folgern ist, so liegt es viel weniger in dem Wortsinn als in dem topographischen Auftreten der Namen, in der geographischen Verbreitung gewisser Benennungsarten über weitere Gebiete und in sprachlichen Kriterien... Weiterlesen.
Ausbau zur Völkerwanderungszeit[]
Während Landschaften wie z.B. Hessen weniger von der Völkerwanderung (375/376 bis 568) betroffen waren, war das Siedlungswesen in vielen Teilen des heutigen Deutschlands während der Eisenzeit durch einen starken Wechsel in der Bevölkerung geprägt. Stämme ließen sich nieder und wurden wieder verdrängt. Auch dieser Wechsel ließ seine Spuren in den Ortsnamen zurück und machte ihre Deutung verwickelter.
Eine Art der Benennung, die anderswo zu den ältesten gehört, konnte hierbei in eine Gegend erst verhältnismäßig spät gedrungen sein; hier zeigt sie dann vielleicht eine jüngere Siedlerschicht an als eine andere Namensklasse, die ihr sonst an Alter gleich oder gar nachstand. Auch sind die Schicksale der Ortsnamen nach Landschaften verschieden. Hier wurde die eine, dort die andere Endung Mode, so daß sie häufiger und länger angewendet wurde als sonst.
Wanderungsspuren[]
Das Alter der Ortsnamen, besonders der Völkerwanderungszeit (375/376 bis 568), läßt sich nicht nach einer für ganz Deutschland geltenden Regel bestimmen; schon das Vorherrschen gleicher Namen im altgermanischen Gebiet und im eroberten Keltenland widerspricht dem. Es bedarf sorgsamer Einzeluntersuchungen, um genauer zu sichten. Der grundlegende Unterschied zwischen der Besiedelung des Waldes und der der ursprünglich offenen Strecken (s. Waldflächen im Altertum) läßt sich dabei von Landschaft zu Landschaft ziemlich sicher feststellen; die Übereinanderschichtung der Siedler auf der alten Besiedelungsfläche aus den Ortsnamen herauszulesen bereitet jedoch große Schwierigkeiten.
Maßgebend war immer nur das Vorhandensein von mehr oder weniger offenem Land. Auch in der sprachlichen Beschaffenheit der Ortsnamen liegen keine Kriterien, die etwa bei den einzelnen Namensklassen auf verschiedene siedelnde Stämme schließen ließen. Die meisten der häufig auftretenden Namen kommen bei mehreren, wenn nicht allen deutschen Stämmen vor.
Die Wanderung von Namen ist immer an irgendeine Bewegung von Menschen gebunden. Sind es nicht Wanderungen geschlossener Stämme, so ist es ein Verkehr Einzelner. Es muß also möglich sein, die Richtungen solcher Bewegungen an der Hand der Ortsnamen zu erkennen. Auch die gemeingermanischen Endungen haben sich verbreitet und strahlten aus der Gegend der Kimbrischen (Jütischen) Halbinsel aus.
Fazit[]
Der Grundgedanke - die geographische Wanderung einzelner ethnographischer Merkmale - bleibt bestehen; und oft fällt die Verbreitung einer Namensform auch mit der Verbreitung einer Bevölkerungsgruppe zusammen, nur dass dies bei -ingen nicht immer Alemannen, bei -heim nicht immer Franken zu sein brauchen, um das meist erörterte Beispiel zu nehmen.
Der Ursprung einer Benennungsweise darf jedoch nicht dort gesucht werden, wo sie am zahlreichsten vorkommt. Die Fälle extremer Häufigkeit kommen entweder dadurch zustande, dass in einer Gegend eine Lieblingsendung lange festgehalten wurde (-ingen in Schwaben, -hausen in Hessen); oder, wo sie zugleich mit strenger Ausschließung anderer Namen verbunden ist, da kann dies durch eine schnelle Massenkolonisation erklärt werden.
Ein Einzelbeispiel für den zweiten Fall ist die kaum gestörte Alleinherrschaft der heim-Namen im Oberelsaß und in Rheinhessen. Allgemeine Regeln, nach denen das Ursprungsgebiet ermittelt werden könnte, lassen sich nicht angeben; auch hier helfen nur genaue Spezialuntersuchungen.
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 413 ff. (Art. Siedlungswesen, § 40-79.)
- Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme: zumeist nach hessischen Ortsnamen (Google Books). Wilhelm Christoph Friedrich Arnold. Marburg : Elwert, 1875. (Nachdruck: Böhlau, Köln/ Wien 1983, ISBN 3-412-07483-7)
- Die deutschen Ortsnamen (Google Books). Ernst Wilhelm Förstemann. Nordhausen : Förstemann, 1863. Neuauflage Fachbuchverlag-Dresden (24. Juli 2015). (ISBN 3956924959. ISBN 978-3956924958)
- Ortsnamenforschung und Wirtschaftsgeschichte (Google Books). Hans N. Witte. Friedrich Andreas Perthes, 1902. S. 153 f.
- E. Schröder, Über Ortsnamenforschung in Zeitschrift des Harzvereins. Selbstverlag des Vereins, Wernigerode (1908). ASIN B001UOZHJ4.