Mittelalter Wiki
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Der Geographische Überblick über die Ausdehnung der Siedlungsfläche im heutigen Deutschland während des Altertums wird u.a. durch die Zusammenhänge zwischen Waldbedeckten und waldfreien Flächen ermöglicht.

Beschreibung[]

Das Bild der Siedlungsfläche Mitteleuropas wird durch die geographische Gliederung in mehrere breite, west-östlich gerichtete Streifen bestimmt. Im Süden lag der breite, hohe Wall der Alpen, der bis zur Waldgrenze hinauf dicht bewaldet war und lange Zeit der Besiedelung verschlossen blieb.

Die größeren Täler der Nordseite, die Täler des Rheins, des Inn, der Salzach u.a. sind jedoch seit alters besiedelt. Am Südrand der Schwäbischen Alb gehen die Besiedlungsspuren z.B. bis in die Jüngere Altsteinzeit Europas (ca. 40.000 v. Chr.) zurück. [1]

Später war dann z.B. Hallstatt in der nach ihm benannten Zeitperiode (1200-450 v. Chr.) während der Bronzezeit ein großes Kulturzentrum. Ein zweiter mächtiger Waldstreifen durchzog Deutschland in der Mitte. Er umfaßte die ganze „mitteldeutsche Gebirgsschwelle" vom rheinischen Schiefergebirge über das hessische Bergland, den Harz, den Thüringer Wald, das Erzgebirge nach den Sudeten. Es sind der Herkynische Wald (lat. Hercynia silva) und die Ardennen (lat. Arduenna silva - 'Hochwald'), die die antiken Schriftsteller beschrieben.

Zwischen dieser Waldzone und den Alpen sah das Land anders aus. Die höheren Gebirge, Vogesen und Hardt, Schwarzwald und Odenwald, böhmischer und bayrischer Wald mit dem südlichen Böhmen trugen zwar auch ein dichtes Waldkleid; zwischen ihnen breiteten sich jedoch vielfach offene, früh besiedelte Landschaften aus.

Ein besonderes Motiv früher Besiedelung boten im Tiefland die zahlreichen Seen mit ihrem Fischreichtum. Er lockte die Siedler auch ins Waldland hinein. Die großen Seen von Mecklenburg und Ostpreußen, besonders die vom Spirding-, Löwentin- und Mauersee eingenommene Landsenke sind durch die Ausgrabungen als altbewohnte Landschaften nachgewiesen.

Schweiz und Oberrheinebene[]

Offene Flächen standen in der Schweiz am Fuß des Jura und in den Tälern zu den Alpen hin zur Verfügung. Auch die niederen Teile vom Bodensee bis zum Genfersee sind altes Siedelungsland (s. Pfahlbauten, Latènekultur und Caesars Helvetier).

In der Oberrheinebene zwischen Schwarzwald und Vogesen waren die lößbedeckten Randhügel früh besiedelt. Große Flächen wurden jedoch noch von den sumpfigen Stromauen eingenommen, die sich nicht nur zu beiden Seiten des Hauptflusses ausbreiteten, sondern auch zwischen ihm und dem Schwarzwald und Odenwald eine beträchtliche Ausdehnung hatten. Hier lagerten die Gebirgsflüsse ihre Schotter ab, und ihre Wasser wurden in der Ebene durch einen nördlich strömenden Flußarm vereinigt.

Auf der Ostseite der Rheinebene war daher die Besiedelungsfläche vergleichsweise schmal; einzig in der Gegend vom Kaiserstuhl und vom Dreisamtal nach Süden verbreitert sie sich ein wenig, und hier häufen sich auch die Spuren alter Besiedelung. Das Elsaß bot zwischen Berg und Stromaue weit mehr Raum. Hier schiebt sich meistens ein ziemlich breites, sehr fruchtbares Hügelland ein, das aus Löß bestand und ursprünglich waldfrei war.

Württemberg[]

In Württemberg war die Gegend des mittleren und oberen Neckar waldarm und früh bewohnt. Das Siedelungsgebiet wurde von Osten her durch einen mächtigen Urwald eingeengt, der das ganze fränkische Stufenland, den Bereich der Keuperformation, bedeckte und vor allem in seiner aus Nadelholz bestehenden Osthälfte lange ein starkes Hindernis der Besiedelung bildete, genauso wie er auch die Einknickung des römischen Limes veranlaßte.

Im Süden führte die schmale Lücke des Klettgau zum Oberrhein, die des Hegau zum Bodensee. Im Südosten bildete der bewaldete Abhang der schwäbischen Alb eine Grenze; dahinter lagen jedoch die fruchtbaren, altbesiedelten Gefilde des Ries und die wegen ihres kalkigen Bodens waldarmen und früh bewohnten Hochflächen der Alb. Auch die Fränkische Alb lag vielfach offen da, wenn sie auch von der Latènezeit bis zum Frühmittelalter vergleichsweise dünn besiedelt war. So bestand eine breite Verbindung zum bayrischen Alpenvorland.

Bayrisches Alpenvorland[]

Das bayrische Alpenvorland bot neben großen, erst in der Neuzeit kultivierten Mooren, schon viele offenere Flächen. Eine Lösszone begleitet die Donau auf der Südseite bis zum Wiener Wald, mit besonderer Ausbreitung zwischen Regensburg und Passau und in Niederösterreich. Außer ihr zeigen aber auch die Münchner Gegend, die Umgebung der Seen, das Lechfeld, die Hügelzone am Fuß der Alpen, die Umgebung von Salzburg und andere Gegenden manche Spuren früher Besiedelung.

Nach Osten nehmen diese Wohnflächen an Ausdehnung zu, während im Westen das Jungmoränenland nördlich vom Bodensee dicht bewaldet ist, nur von spärlichen kleinen Siedelungsstellen durchsetzt (Schussenried).

Böhmen[]

In Böhmen umfaßte die Besiedelungsfläche das Elbe- und Moldaugebiet um Prag in weitem Umfang und die Rinne zwischen dem Mittelgebirge und dem Rand der nördlichen Grenzgebirge. Hier wie in Mähren deckt sie sich im Wesentlichen mit der Lössverbreitung. Diese ist in Mähren sehr groß; sie umfaßt das ganze Land außer den begrenzenden Höhen und weist hinüber zu den weiten Steppen Pannoniens. Im Nordosten zieht sie sich durch die Lücke zwischen Sudeten und Karpathen nach Schlesien und Polen. Dieser wichtige Paß hatte seit ältester Zeit große Bedeutung.

Schlesien[]

Am Südostende der Sudeten berührt sich die vielfach unterbrochene Kette der mitteleuropäischen Lössgebiete mit dem großen Lössstreifen, der mit wenigen Lücken den ganzen Nordrand der Mittelgebirge begleitet. Durch ihn wird eine zweite Reihe offener altbewohnter Landschaften gebildet. In Schlesien liegt die alte Besiedelungsfläche zwischen dem Gebirge und der Oder. Jenseits des Stromes breiten sich riesige Waldungen aus; doch gehört neben kleineren Bezirken das Katzengebirge wieder zu den frühzeitig bewohnten Landschaften.

Sachsen und Thüringen[]

Beim Übergang nach Sachsen verschmelzen die nördlichen Tieflands-Waldungen mit denen des Gebirges, die Besiedelungsfiäche ist unterbrochen. In Sachsen verbreitert sie sich wieder, um im Thüringer Hügelland noch größere Flächen einzunehmen, indem sie dem Löss und oft dem Muschelkalk (so an der mittleren Saale) folgt. Mit der großen Erweiterung der offenen Landschaften in diesem Gebiet treffen ein paar Lücken in dem hier schmalen Gebirgszug zusammen, die östlich und westlich an dem Fichtelgebirge vorbeiführen.

Beide, das Voigtland und der Weg in Richtung Hof-Kulmbach, standen schon im Altertum der Völkerbewegung offen, weil der Boden mehr für Heide und Moor als für Wald geeignet war. Auch die Lücke zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald (bei Markt Redwitz) ermöglichte eine Verbindung zwischen Böhmen und dem Maingebiet.

Die offenen Landschaften ziehen sich von Thüringen aus nordwärts um den Harz herum, wo die Magdeburger Börde in ihrem der südrussischen Schwarzerde gleichenden Boden eine besonders deutliche Erinnerung an ehemalige Steppenzeiten bewahrt. In diesen Landschaften erreichten die im Altertum bewohnbaren Flächen die größte zusammenhängende Ausdehnung, die wir überhaupt in Deutschland nachweisen können, wenn sie auch durch die breiten Sumpfniederungen der Bode, in Thüringen der Unstrut und Helme unterbrochen waren.

Hessen[]

Während die offene Randzone sich, schmaler werdend, bis zum Nordwestende des Teutoburger Waldes hinzieht, dehnt sich hier das Mittelgebirge und damit der Waldgürtel zu größter Breite aus. Der Thüringer Wald und Harz, das hessische Bergland und die rechtsrheinische Hälfte des Schiefergebirges sind vorzugsweise unter dem Herkynischen Wald (lat. Hercynia silva) der antiken Schriftsteller zu verstehen, die als breiter Wall Nord- und Süddeutschland trennt. Doch fehlt es auch hier nicht ganz an lichteren Stellen.

Zwischen den verschiedenen getrennten Gebirgszügen des hessischen Landes bleiben immer schmale Rinnen oder kleine Kessel, die Spuren ältester Bewohnung aufweisen. Etwas größere Flächen dieser Art finden wir um Kassel und auch im Ringgau. Schmale Wege bilden das Werratal, die Senke am Ostrand des rheinischen Schiefergebirges (Lahntal, Wetterau) und die Lücke zwischen Vogelsberg und Rhön (der in Quellen der fränkischen Zeit genannte Weg per Buchoniam).

So war hier doch schon im Altertum eine Verbindung zwischen Nord und Süd möglich. Selbst die Hochflächen des Schiefergebirges sind nicht ganz ohne Waldlücken; im vulkanischen Westerwald waren diese sogar beträchtlich, und das Lahntal vermittelte trotz seiner Enge und seinen vielen Windungen früh Beziehungen zum Rhein.

Rheinisches Schiefergebirge[]

Die Linie, auf der das rheinische Schiefergebirge in das Tiefland untertaucht, ist ebenfalls von Löss bedeckt. Von Belgien bis zum Rhein gehört diese Übergangszone wieder zu den am frühesten besiedelten Landschaften. In Westfalen, wo sie den sog. Hellweg und die Soester Börde umfaßt, ist dies zweifelhaft. Die vorgeschichtlichen Funde und die Römerzüge lassen nicht sie, sondern die Linie der Lippe als die wichtigste erscheinen.

Das rheinische Schiefergebirge mit Einschluß der Ardennen ist im Altertum ein einziges großes Waldgebiet; doch selbst dieses nicht ganz ohne Gliederung durch früh bewohnte Strecken. Von Norden greift die dichtbevölkerte Bonner und Zülpicher Tieflandbucht weit hinein; auch das Rheintal selbst ist bis auf kurze Strecken nicht ohne Wohnstätten. Gleiches gilt von dem Tal der Mosel. Wo aber beide zusammentreffen, breitete sich die Besiedelungsfläche weiter aus.

Norddeutsche Tiefebene[]

Sehr viel schwieriger ist es, den Landschaftszustand der Norddeutschen Tiefebene zu Beginn des Jungpaläolithikum (Jüngere Altsteinzeit) ab ca. 40.000 v.Chr. mit einiger geographischen Genauigkeit anzugeben. Der Lössboden fehlt und es fehlen alle sonstigen Anzeichen, die mit hinreichender Gewissheit die Verbreitung waldarmer Strecken erschließen lassen, abgesehen von den Mooren, die hier so große Flächen einnehmen. Auch Lokalnamen und vorgeschichtliche Funde sprechen hier noch nicht so deutlich wie im übrigen Deutschland, da die Ergebnisse der Ausgrabungen nur selten in Karten zusammengefaßt sind.

Deutlich erkennbar ist indessen ein großer Waldgürtel, der die Lößzone am Rande der Mittelgebirge nach Norden hin abschloss. Er ist auf der ganzen Linie von Schlesien rechts der Oder über das rechte Ufer der mittleren Elbe durch das Gebiet der Aller hin zu den Wesergebirgen und dann wieder von der westfälischen Senne über den Niederrhein nach Südholland zu verfolgen. Nicht so breit, nicht so lückenarm wie der mitteldeutsche und der alpine Waldgürtel, hat er auch nicht in gleichem Grade wie diese trennend gewirkt; doch gehört er zu den charakteristischen Zügen der Landschaft des Altertums.

Elbgebiete[]

Nördlich vom Waldgürtel der deutschen Mittelgebirge liegen die Verhältnisse zu beiden Seiten der Elbe verschieden, gemäß den Unterschieden der räumlichen Ausdehnung, des Bodenbaus und des Klimas. Offene besiedelte Flächen gab es hier im Altetum in nicht geringer Ausdehnung. Wo sie gelegen haben, ist im einzelnen schwer zu sagen.

Westlich der Elbe kommen die Heidebezirke und die Küstensäume in Frage. Diese sind infolge der heftigen Stürme, jene wegen der Feuchtigkeit, der Armut des Bodens an Nährstoffen und der Neigung zur Bildung von Ortstein dem Waldwuchs ungünstig; vor allem bedecken sie sich nicht spontan wieder mit Wald, wenn er einmal verschwunden ist. Es läßt sich daher denken, dass es hier nach der Eiszeit garnicht erst zur Bildung von Wald kam und dass auch ohne Zutun des Menschen offene Flächen sich von dort in die Gegenwart hinüberretteten... Weiterlesen.

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Urmu: Eiszeitkultur - Das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren.
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