Die Entwicklung der Besiedlungsfläche im heutigen Deutschland beginnt mit dem Siedlungswesen im Altertum. Die Periode dieser Betrachtung erstreckt sich von der Jungsteinzeit (5500-2200 v. Chr.) an bis zum Ende der vorrömischen Eisenzeit (1.n.Chr.).
Einleitung[]
Am Ende der vorrömischen Eisenzeit (450-100 v.Chr.) ist das Wohngebiet der germanischen Stämme in Mitteleuropa noch ganz anders begrenzt als später. Den Westen und Süden nehmen noch die Kelten ein, deren Verdrängung aber schon begonnen hat. Im Osten dagegen bewohnen Germanen (seit etwa 600 v. Chr.) noch das später slawische Land bis zur Weichsel und nach Südosten bis weit ins Karpathengebiet hinein.
Erst jenseits der Weichsel leben die Aisten (Balten). Während die Aisten zu dieser Zeit kulturell noch hinter den Germanen stehen, so sind ihnen die Kelten wirtschaftlich überlegen. Allerdings herrschte auch bei den Germanen neben der Viehzucht ein ausgedehnter Ackerbau mit festen Siedelungen.
Beschreibung[]
Das mitteleuropäische Siedlungswesen im Altertum bis zum Ende der vorrömischen Eisenzeit (450-100 v.Chr.) kann wie folgt gegliedert werden:
- 1. Waldbedeckte und waldfreie Flächen.
- 1.2. Beschaffenheit des Geländes.
- 1.3. Lokalnamen (s.a. Art. Ortsnamen).
- 1.4. Geographische Verteilung der Siedlungsspuren.
- 1.5. Klima
- 1.6. Landschaftliche Beschaffenheit
- 2. Geographischer Überblick.
- 3. Küstenveränderungen.
Waldbedeckte und waldfreie Flächen[]
- Siehe Hauptartikel: Siedlungswesen: Waldbedeckte und waldfreie Flächen im Altertum
Das Landschaftsbild während der vorrömischen Eisenzeit konnte früher nur nach den spärlichen Angaben der römischen Schriftsteller beurteilt werden. Einige, wie z.B. Tacitus bezeichnen Deutschland summarisch als Land, das überreich an gewaltigen Wäldern und Sümpfen sei (Germ. c. 5). [1]
Andere nennen konkreter ausgedehnte geschlossene Waldgebiete, deren Lage sich annähernd erkennen läßt. Als größtes erscheint der Herkynische Wald (lat. Hercynia silva), der den gesamten Waldgürtel der mitteldeutschen Gebirge (Mittelgebirge) umfaßt. Daneben werden die lat. Arduenna Silva (Eifel und Ardennen), lat. Marciana silva (Schwarzwald), lat. Gabreta silva (Böhmerwald), lat. Bacenis silva (Spessart) und andere mehrfach erwähnt.
Die Angaben der römischen und griechischen Schriftsteller führten allerdings zu übertriebenen Vorstellungen von der Ausdehnung der Wälder. Keine größeren offenen Landschaften sollten zwischen Wald und Sumpf bestehen, die Germanen sollten der Hauptsache nach in Wäldern leben. Mit einer solchen Beschaffenheit des Landes läßt sich aber weder der wirtschaftliche Zustand eines schweifenden „Halbnomaden"-Lebens, in dem man sich die Germanen jener Zeit dachte, noch die Höhe der von den antiken Schriftstellern angegebenen Bevölkerungszahlen in Einklang bringen.
Doch diese antiken Berichte dürfen nicht unbedingt eine wortgetreu ausgelegt werden, selbst die Worte des Tacitus nicht. Neuere Forschungen gelangten in Hinsicht auf Beschaffenheit des Geländes, Wirtschaftszustand und Bevölkerungsmenge zu anderen Anschauungen, die sich schon besser zu einem Gesamtbild vereinigten... Weiterlesen.
Geographischer Überblick[]
- Siehe Hauptartikel: Siedlungswesen: Geographischer Überblick des Altertums
Die Zusammenhänge zwischen Waldbedeckten und waldfreien Flächen im Altertum geben die Möglichkeit, die Ausdehnung der Siedlungsfläche im heutigen Deutschland während des Altertums, sowie die Verbindungen zwischen ihren Teilen auch geographisch genauer zu bestimmen. Das Bild wird durch die geographische Gliederung Mitteleuropas in mehrere breite, west-östlich gerichtete Streifen bestimmt.
Im Süden lag der breite, hohe Wall der Alpen, der bis zur Waldgrenze hinauf dicht bewaldet war und lange Zeit der Besiedelung verschlossen blieb. Die größeren Täler der Nordseite, die Täler des Rheins, des Inn, der Salzach u.a. sind jedoch seit alters besiedelt. Am Südrand der Schwäbischen Alb gehen die Besiedlungsspuren z.B. bis in die Jüngere Altsteinzeit Europas (ca. 40.000 v. Chr.) zurück. [2] Später war dann z.B. Hallstatt in der nach ihm benannten Zeitperiode (1200-450 v. Chr.) während der Bronzezeit ein großes Kulturzentrum.
Ein zweiter mächtiger Waldstreifen durchzog Deutschland in der Mitte. Er umfaßte die ganze „mitteldeutsche Gebirgsschwelle" vom rheinischen Schiefergebirge über das hessische Bergland, den Harz, den Thüringer Wald, das Erzgebirge nach den Sudeten. Es sind der Herkynische Wald (lat. Hercynia silva) und die Ardennen (lat. Arduenna silva - 'Hochwald'), die die antiken Schriftsteller beschrieben.
Zwischen dieser Waldzone und den Alpen sah das Land anders aus. Die höheren Gebirge, Vogesen und Hardt, Schwarzwald und Odenwald, böhmischer und bayrischer Wald mit dem südlichen Böhmen trugen zwar auch ein dichtes Waldkleid; zwischen ihnen breiteten sich jedoch vielfach offene, früh besiedelte Landschaften aus... Weiterlesen.
Küstenveränderungen[]
- Siehe Hauptartikel: Küstenveränderungen

Küstenveränderung bei der Elisabethenflut 1421 in den Niederlanden
Natürliche Veränderungen im größeren Stil erfuhren Landschaft und Besiedelungsfläche Mitteleuropas während der historischen Zeit (Geschichtsschreibung in der Antike) nur an den Küsten. Die Nordseeküste hat durch Sturmfluten, wie sie besonders die Wintermonate mit sich bringen, stark gelitten. Aus der Antike wird von der „Cimbrischen Flut" (um 340 v. Chr.) berichtet, die die Kimbern aus ihrer Heimat vertrieben haben soll. [3]
Bestimmter sind Fluten zum Ausgang der Völkerwanderungszeit (ca. 568) und dem Beginn des Frühmittelalters festzulegen, so sind z.B. Fluten in den Jahren 516 und 819 bezeugt. Doch erst vom ausgehenden Mittelalter an (15./16. Jh.) liegen zuverlässigere und zahlreichere Nachrichten vor. Hiernach fanden in je hundert Jahren durchschnittlich 40-50 Sturmfluten statt. Den Landverlust des gesamten Küstenstrichs von der Scheide bis Jütland hat man für das 13. Jhd. auf rund 2750 qkm veranschlagt... Weiterlesen.
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Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 402 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung "Die Germania des Tacitus". Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource. Kap. 5.
- ↑ Urmu: Eiszeitkultur - Das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren.
- ↑ Vgl. Geinitz in Petermanns Geographische Mitteilungen. Band 43 (1903), S. 81 f.