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Im 12. und 13. Jh. wurden in Mitteleuropa sehr viele neue Städte gegründet. Sie waren Ausdruck einer architektonischen und gesellschaftlichen Ordnung. Die städtischen Siedlungen lagen oftmals entlang den Flüssen, die Ortschaften und Regionen verbanden, aber auch schützende Grenzen waren.
Beschreibung[]
Die mittelalterliche Gesellschaft war eine agrarische. Etwa vier Fünftel der Menschen wohnten auf dem Lande und lebten zumindest mittelbar von der Landwirtschaft. Die Entwicklung der Städte ist deshalb eng verbunden mit der allgemeinen und primär agrarischen Wirtschaftsentwicklung sowie mit den Verhältnissen der auf der Verfügung über Land und Leute basierenden weltlichen Herrschaft.
Vom Land hob sich die mittelalterliche Stadt ab. In ihr dominierten Bürger, die frei über Eigentum verfügen konnten. Die Bürger wählten selbst einen Stadtrat. Sie umgaben ihre Stadt mit einer Mauer. Städte konnten sich selber verteidigen. Städte waren also viel unabhängiger als das unter feudaler Herrschaft stehende Land.
Sie zeigten im Mittelalter im Kleinen, was für die modernen Staaten später charakteristisch wurde. Städte waren aber keineswegs Orte früher Demokratie, sondern kannten Dominanz weniger Geschlechter ebenso wie Unfreiheit von Randgruppen und Unterschichten. [1]
Städtegründung[]
- Siehe Hauptartikel: Städtegründung
Die mittelalterlichen Städte in Deutschland beruhten ihrem Wesen nach auf der Vereinigung mehrerer Wirtschafts-, Bevölkerungs- und Verkehrselemente, wie z.B. Bergbau, Gewerbe und Handel, bildeten sich aber auch auf Grund von staatlicher Verwaltung, Militärwesen oder geistig-religiösen Lebens. Städte hatten einen ständigen Markt und dauernde Kaufläden, sie beherbergten Gewerbe für den Bedarf von Stadt und Umland; gleichzeitig waren sie Festungen, die mit zum Schutz des Umlandes dienten, und der Sitz von staatlichen oder kirchlichen Behörden... → zum Hauptartikel. [2]
Stadtanlage[]
- Siehe Hauptartikel: Stadtanlage
Als Verkehrssiedlungen liegen Städte an Stellen, die für den Verkehr günstige Bedingungen bieten. Sie wachsen an Straßenkreuzungen und Vereinigungsstellen mehrerer Täler oder dort, wo Landstraßen mit Wasserwegen zusammentreffen, oder wo der Übergang von Seeschiffahrt zur Flussschifffahrt einen Wechsel der Schiffe nötig macht. Bei Flüssen und Seen sowie im Flachland, wo Flussniederungen und Moore die Bewegung hindern, bilden sie sich an Stellen, an denen die Annäherung der höheren Ufer einen leichteren Übergang ermöglichen (Brückenstädte). Die gleichen Anlässe, die an solchen Orten die Stadtentwicklung begünstigten, waren auch maßgebend für die Neugründungen des Mittelalter... → zum Hauptartikel. [3]
Stadtverfassung[]
- Siehe Hauptartikel: Stadtverfassung
Das Wort „Stadt“ ist etymologisch aufzufassen als 'Statt' oder 'Stätte'. Unter dieser Bezeichnung verstand man eine geschlossene Wohnungsanlage, die mit besonderen Rechten der Selbstverwaltung ausgestattet war und bei der nach wie vor eine Befestigung vorausgesetzt wurde. Das Wort „Stadt“ beginnt im 12. und 13. Jhd. scharf von „Burg“ unterschieden zu werden: Stadt wurde für die eigentümliche bürgerliche Siedelung, Burg für die ritterliche Befestigung gebraucht. In früherer Zeit bedeutete burg die befestigte Wohnungsanlage schlechthin oder vielfach auch die befestigte oder durch eine Befestigung geschützte Marktsiedlung. Die bürgerliche Neugründung wurde daher in der älteren Zeit burg benannt: so z.B. Neuburg, Naumburg, Nienburg, seit dem 12. Jhd. aber stadt: wie z.B. Neustadt in vielfacher Verbindung... → zum Hauptartikel. [4]
Bürgertum[]
- Siehe Hauptartikel: Bürgertum
Die Bürger der Städte waren durch das Stadtrecht zu Leistungen an den Stadtherren verpflichtet, so z.B. Einnahmen aus dem Marktrecht, aus Zoll und Münze. Allerdings vermengten sich diese Abgaben und wirtschaftlichen Diensten durchaus mit jenen, die das Hofrecht dem Herren eines Fronhofes zufallen ließ. Es hing von den individuellen wirtschaftlichen Bedürfnissen und der Auffassung eines Stadtherrn ab, ob und wie er die Bürger zu solchen Diensten und Abgaben zwang, die an den Fronhof gingen und den bäuerlichen Leistungen glichen. Wie die Bannherren der Dörfer zwangen auch die Stadtherren oft die Stadtleute in ein Abhängigkeitsverhältnis und forderten Frondienste für ihre Privatwirtschaft... → zum Hauptartikel. [5]
Geschichte[]
Die älteren deutschen Städte entstanden allmählich, wobei im 10. und 11. Jhd. als „Stadt“ eine Markt- oder Kaufmannssiedlung angesehen wurde, die befestigt war oder unter dem Schutz einer Feste stand. Im Mittelalter wurden in den Grafschaften vermehrt Burgen (daher 'Bürger') und Wehrkirchen zum Schutz gebaut. In deren Umfeld und an den Handelswegen entstanden Städte (Marktplätze).
Das Stadtrecht bildete sich als Ortsrecht aus dem Kaufleute- und Marktrecht. Die Bürgerschaft stammte aus den unterschiedlichsten Geburtsständen und löste erst nach und nach die alte Abhängigkeit und die fremden gerichtlichen Verbindungen. Die Stadtherren trennten zwar ihr Gebiet der Bürgersiedlung von der Bauernschaft, verbanden aber je nach Bedürfnis die Bürgerleistungen mit dem Fronhof.
Die gezielten Stadtgründungen begannen erst im 11. und 12. Jhd. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung dieser Zeit erhielten Städte ein eigenes Stadtrecht (Münzrecht, Zollrecht, Marktrecht, etc.).
Damit wurden die Bürger freier als die Bauern, wodurch wiederum jede fortschrittliche Entwicklung von den Städten ausging. Es entwickelte sich die Selbstregierung der Bürger, und sie wirkten im Stadtgericht und in der Stadtverwaltung mit, teils durch Schöffen, teils durch Gilden oder durch die vom Stadtherrn zur Teilnahme Berufenen.
Ab dem 12. und 13. Jhd. begehrten die Bürger dann nicht nur eine Befestigung ihrer Wohnanlagen, sondern auch eine autonome Stadtverfassung. Das führte zur Bildung eines Stadtrats. Alle diese Entwicklungen erfolgten allerdings nicht gleichartig, sondern in den allmählich gewachsenen Städten wesentlich anders als in den Gründerstädten, und innerhalb dieser beiden Gruppen wieder überaus verschieden.
Römische Eisenzeit[]
Zwar verzeichnete bereits Ptolemäus auf seiner Karte Germaniens im 2. Jhd. 93 poleis. Damit waren jedoch keine Städte im späteren Sinne gemeint, sondern Verkehrsplätze, Fürstensitze, Kultmittelpunkte und dergl. Städte nach Römerart waren den Germanen unbekannt. So berichtet noch Tacitus (Germ. 16): „Dass von den Völkern der Germanen keine Städte bewohnt werden...“
Wohl kannten die Germanen befestigte Anlagen, Volksburgen und Herrenburgen [6], aber die Burg war lange Zeit nur Zufluchtsstätte, nicht ständiger Wohnplatz. Von einer neben dem Königssitz befindlichen Befestigung Markomannenkönigs Marbod (8 v.Chr. - 19 n.Chr.) berichtet z.B. Tacitus (Ann. II, 62). Der Herrenhof selbst lag außerhalb der Fluchtburg. Später erst, allgemein im 10. Jhd. wurde der Herrensitz in die alte Festung verlegt oder er selbst erhielt eine Befestigung. Aber nicht nur die Wohnungsanlage einzelner Herrscherfamilien wurde mit Mauern umgeben, sondern auch die größerer Gemeinschaften.
Völkerwanderungszeit[]
Während der Völkerwanderungszeit verfielen die von den Römern erbauten Städte in Mitteleuropa weitgehend. Als die neuen merowingischen Herrscher vor allem in den Städten Grafen als Verwaltungsbeamte einsetzten, schwand die städtische Selbstverwaltung zusehends. Allerdings wandten die fränkischen Herrscher ihre Aufmerksamkeit der Befestigung größeren Stils zu und gaben damit die ersten bedeutsamen Anregungen zur Entstehung der Städte.
So befahl z.B. Chilperich I. (535-584) gemäß Gregor von Tours (VI, 41) den Grafen und Herzogen, sie sollten die Mauern der Städte in Stand setzen, ihre Habe mit Weib und Kind in die Befestigungen bringen und Widerstand leisten. Besonders die Einfälle der Normannen und der Ungarn ließen den Wert der Mauern erkennen. Nicht allein die alten Römermauern wurden wiederhergestellt, sondern es wurden auch sonst Befestigungen angelegt, und zwar einmal Zufluchtsorte für die Zeiten der Kriegsnot, dann aber auch ummauerte Wohnungsanlagen.
Frühmittelalter[]
Im Frühmittelalter wurden viele der alten, römischen Stadtkerne aufgegeben und Neugründungen am Rand der ehemaligen Zentren etabliert. Neue Stadtbefestigungen ersetzten die alten, viel zu groß gewordenen Mauern. Wichtigstes Element der Kontinuität waren jedoch die Funktionen als Bischofssitze. Diese Städte blieben religiöse und kulturelle Zentren, die die spätrömisch-christliche Tradition fortsetzten. Dennoch kam es im Verlauf des Frühmittelalters zu einem fast vollständigen Erlöschen des städtischen Lebens.
8. Jahrhundert[]
In der Karolingerzeit ab dem 8. Jh. entstanden Klöster in den Städten, die zu neuen wirtschaftlichen Schwerpunkten wurden. Im weiteren Verlauf der karolingischen Epoche wurden zunächst Bischofsburgen, dann zunehmend auch Königshöfe und Pfalzen in den Städten errichtet. Dazu kamen einige wenige Neugründungen im karolingischen Kernland.
10. Jahrhundert[]
Unter den Ottonen erlebte das Reich im 10. Jhd. einen gewaltigen Aufschwung des gesamten Wirtschaftslebens, die Stadtsiedlungen in Deutschland begannen aufzublühen und es setzte eine bescheidene Welle von Neugründungen ein. Um Herrschaftszentren siedelten sich Händler an, die die Oberschicht mit Waren versorgten und sich in Kaufmannsgilden zu organisieren begannen.
So berichtet z.B. Widukind von Corvey (I, 35) von Maßnahmen Heinrichs I. (919-936), wonach von den agrarii milites der 9. Mann in den urbes wohnen solle. Dieser solle dann für seine acht Genossen die Wohnung herrichten, den dritten Teil der Ernte erhalten und aufbewahren, damit in den festen Plätzen Versammlungen und Gelage gefeiert werden können und damit sich die Bewohner schon in Friedenszeiten an den Aufenthalt in den Festungen gewöhnen. Hierbei handelt es sich also um Befestigungen ständiger Wohnungen und zugleich um Befestigungen, die auch als Fluchtburgen dienten.
Im 10. Jhd. wurden größere Wohnungsanlagen befestigt und man bezeichnete mit urbs und civitas nicht nur eine Burg, sondern auch einen von Handel- und Gewerbetreibenden bewohnten Ort. Das ist u.a. auch daraus zu ersehen, dass schon im 10. Jhd. in Straßburg ein anfangs außerhalb der Befestigung liegender Stadtteil mit einer Mauer umschlossen wurde und dass Kölns Rheinvorstadt damals einen Schutz durch Wälle erhielt. Vermutlich wurde auch in Merseburg unter Heinrich I. eine steinerne Mauer erbaut, die sich um die weiten bürgerlichen Siedlungen zwischen Nord- und Südburg schlang.
So wohnten Bürgerliche Leute im 10. Jhd. bereits in umwallten oder ummauerten Orten: besaßen doch auch die civitas oder urbs genannten wohlgeschützten Gebiete der späteren bekannten Städte, besonders der Bischofssitze, damals bereits bürgerliche Bevölkerungselemente. Allerdings war die Ummauerung oder Umwallung einer Siedlung nicht das Merkmal der Stadt des 10. Jhds. Es gab befestigte Dörfer und es gab unbefestigte Städte.
Im Laufe des 10. Jhd. bildete sich auf Basis eines Marktrechtes für jene Siedlungen mit Märkten, das Stadtrecht aus. Allerdings leitete das vorhandene Marktrecht einer Stadt nicht automatisch zum Stadtrecht über. Es gewann erst seine große Bedeutung für die Bildung des Stadtrechts, als die Marktherrschaft zu einer dauernden Ortsherrschaft wurde, und zwar dort, wo das Privileg für die Abhaltung von Märkten zu einem Privileg für Gerechtsame über den Marktort wurde, Behördliche Gewalt zu einer ständigen Ortsgewalt und der Schutz und die Herrschaft über die Marktbesucher zu einer Herrschaft über die Marktbewohner.
Hochmittelalter[]
Im 11. und im 12. Jhd. setzte eine Periode reichster Stadtgründungen ein, und das aufstrebende Bürgertum verlieh dem gesamten Kulturleben sein charakteristisches Gepräge. Die städtischen Siedlungen als Träger des neuen Stadtrechts entstanden entweder allmählich oder durch ein bewusste Gründung. Zuerst ließen sich Kaufleute und Gewerbetreibende in den alten Römerstädten des Rhein- und Donaugebietes, innerhalb und außerhalb der Römermauern, oder neben den Königspfalzen und den bischöflichen Herrenhöfen nieder, um unter dem Schutz des Ortsherrn eine neue Rechtsgemeinde zu entwickeln.
Dann begannen die Ortsherren neue Siedlungen planvoll anzulegen (siehe: Städtegründung), allerdings blieb die Anzahl der Städte in Mitteleuropa bis 1100 noch gering. In den bestehenden Städten gab es oft große Freiflächen, auf denen Vieh gehalten wurde. Steinhäuser begannen erst ab dem Hochmittelalter in den Städten zu entstehen. Auch eine Stadtmauer war kaum vorhanden, sondern meist lediglich ein Wall mit Graben. Der weitaus größte Teil entstand in den folgenden 250 Jahren im Verlauf eines allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs.
Zwar lebten die Städte von ihrem landwirtschaftlichen Umland, und auch die städtischen Einwohner hatten ihre Gärten oder konnten den städtischen Wald und die Weiden nutzen. Wirtschaftliche Basis einer jeden Stadt jedoch waren die Gewerbe. Aus dem nahen städtischen Umland wurde ein Teil der gewerblichen Rohstoffe gewonnen. Hier lagen auch Verarbeitungsstätten für agrarische und gewerbliche Produkte (z.B. Mühlen, Bleichen).
11. Jahrhundert[]
Die frühere Ansicht, dass es vor dem Beginn des 12. Jhds. in Deutschland nur 11 Städte gegeben habe, weil nur diese 11 Orte ummauert waren, beruht allerdings auf einem Irrtum. Zum einen besaßen weit mehr als 11 Ortschaften eine Mauer oder einen Wall und zum andere bezogen sich die Bezeichnungen für die Stadt- im Gegensatz zur Dorfsiedlung des 10. und 11. Jhds. im Sprachgebrauch jener Zeit, besonders der Ausdruck civitates, auch auf unbefestigte und nur im Schutze einer Burg angelegte Siedelungen.
Erst später führte das allgemeine Bedürfnis nach Schutz der Wohnungsanlagen dazu, auch die bürgerlichen Siedlungen mit Mauern und Graben zu umgeben. In diesem Sinne lag die topographische Eigentümlichkeit der Stadt des 10. und 11. Jhds. nicht in der Befestigung der Siedlung, sondern in der Art der Wohnungsanlage, die sich von bäuerlichen Höfen und Dörfern unterschied und den neuen wirtschaftlichen Verhältnissen entsprach.
Im 11. Jhd. bildete sich zudem aus dem Kaufmannsrecht Einzelner ein Recht der gesamten Kaufmanns- oder Marktsiedlung aus: ein Ortsrecht, dem die ständigen Bewohner ebenso wie die Marktbesucher unterstanden. Die Marktsiedlung aber war die Stadt, und somit war das Recht der Kaufmannssiedlung auch das Stadtrecht.
12. Jahrhundert[]
Ab der Stauferzeit (1138-1254) begannen Stadtgründungen zunehmend eine strategische Komponente zu bekommen. Die Könige versuchten ebenso wie die Landesherren mit Städten die eigenen Einnahmen zu verbessern, Menschen aus konkurrierenden Territorien abzuwerben und durch Landesausbau oder Eroberungen erworbene Gebiete zu sichern. Seit der Mitte des 12. Jhds. galt es als Regel, dass die Städte befestigt waren. Die rege Bautätigkeit förderte Arbeitsteilung und Handwerkskultur. Die Handwerker organisierten sich ab dem 12. Jh. in Zünften oder Zechen. Mit steigendem Handel wurde die Naturalwirtschaft durch Geldwirtschaft abgelöst.
Das für die Entwicklung der Landwirtschaft und für den Landesausbau wichtige Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum des 12. und 13. Jhds. bot die Basis für das Gedeihen der Städte über die frühen Kerne hinaus. Wichtiger Ort für die städtische Entwicklung war der herrschaftlich geförderte Markt an einer günstigen Stelle, z.B. einem Flussübergang.
Fast immer wurden diese Märkte durch eine Burg bewacht. Handwerker ließen sich hier nieder, Landbewohner zogen hinzu. Bewohnergruppen verschiedener Herkunft und Rechtsstellung wuchsen allmählich zur rechtsgleichen Bürgerschaft zusammen. Durch Handel und Gewerbe wurde Geld verdient. Der Bischof oder der Herzog, der die entstehende Stadt gefördert hatte, war auf dieses Geld begierig, und nicht immer gaben die Bewohner der entstehenden Stadt es freiwillig als Marktabgabe oder Zoll.
Waren sie mächtig genug, verlangten sie Privilegien, z.B. selbst Münzen schlagen zu dürfen, Gericht auszuüben oder einen Rat zu wählen. Städtische Rechte wuchsen also, je wohlhabender eine Stadt wurde und je finanzschwächer der Stadtherr war. So konnten sich viele Städte allmählich ganz und gar von ihrem Stadtherrn lösen und handelten politisch völlig unabhängig von ihm. [7]
13. Jahrhundert[]
Im 13. Jhd. entstand die Hanse, eine Städtevereinigung zur Sicherung von Handel und Seefahrt, mit Kontoren von London bis Nowgorod. Sie wurde zur größten wirtschaftlichen Macht in Nord-Europa, die sogar eigene Kriege führte. Der Widerstand der Reichsfürsten und die Verlagerung des Handels zum Atlantik bewirkten im 16. Jhd. ihren Niedergang.
Das Bevölkerungswachstum im 12. und 13. Jhd. war hauptsächlich das Resultat des Zuzugs von Gewerbetreibenden aus der näheren Umgebung. In den Städten waren die Handwerkerbürger zwar die zahlenmäßig größte Gruppe, doch dominierte, vornehmlich in den größeren Städten, ein Patriziat, das sich in der Regel durch Fernkaufhandel und privilegierten Grundbesitz die faktische Herrschaftsausübung sicherte. [8]
Spätmittelalter[]
Im Spätmittelalter erweiterten die Städte in immer stärkerem Maße ihre Autonomie. Die größeren von ihnen verdrängten die Fürsten aus ihren Mauern oder kauften die Herrschaftsrechte ab. Um ihre Handelsinteressen zu wahren, übernahmen sie zudem teilweise die Sicherung des Landfriedens. [9] Zu dieser Zeit verdoppelte bis verdreifachte sich die westeuropäische Bevölkerung, neue Anbaugebiete wurden erschlossen, neue Landwirtschaftsmethoden angewendet, Geldwirtschaft und Handel ausgedehnt. Die unter diesen Rahmenbedingungen gegründeten späten Städte werden als „Gründungsstädte“ bezeichnet, die meist durch einen Gründungsakt entstanden und entsprechend einem Entwurf planmäßig ausgebaut wurden.
Das Handwerkerbürgertum stellte den Kern der Stadtbewohnerschaft. Ohne korporative Zusammenschlüsse von Händlern und Handwerkern wäre die im Vergleich zum Früh- und Hochmittelalter expansive städtische Wirtschaft nicht zu organisieren gewesen. Gilden und Zünfte gestalteten Bereiche des menschlichen Zusammenlebens und der Ökonomie, für die die Kräfte der adligen oder kirchlichen Stadtherren und der städtischen Räte nicht ausgereicht hätten.
So lassen sich jene korporativen Organisationsformen nicht nur bei Kaufleuten, sondern auch bei Handwerkern feststellen (Bruderschaften, Gilden, Ämter). Der Entstehungsprozess von Zünften und Gilden verlief gemäß der jeweiligen Stadtentwicklung und dem Stand der Autonomie gegenüber dem Stadtherrn unterschiedlich.
Der im Stadtrat und den leitenden Ämtern dominierende Herrschaftskreis kam im Wesentlichen durch Fernhandelstätigkeiten zu Macht, Vermögen und Ansehen, war aber unterschiedlicher sozialer Herkunft. Bis zum 14. Jhd. hatten sich in allen größeren Städten die Führungsgruppen zum stadt- und wirtschaftsbeherrschenden Patriziat zusammengefügt, und es entwickelten sich unter Patriziat und Handwerkern ständische Verfestigungen und Abschließungstendenzen.
14. Jahrhundert[]
Im 14. Jhd. erstarkten die Städte, begünstigt durch das Aufblühen des Fernhandels und des örtlichen Gewerbes. Dadurch spielten sie eine bedeutende Rolle, gerade in Finanzangelegenheiten. Viele bedeutende Städte in Norddeutschland schlossen sich der Hanse an. Bestimmendes Element war in allen Städten das großbürgerliche Patriziat. Fast überall drängten auch die Handwerkerschichten auf Mitbeteiligung an der politischen Macht, was teilweise zu schweren sozialen Spannungen führte. [10]
In der zweiten Hälfte des 14. Jhs. verebbte die Welle der Stadtgründungen aufgrund der Pestwellen und dem daraus resultierenden Bevölkerungsrückgang. Zwar forderte die Pest in den Städten Tausende von Todesopfern, doch wurde nach dem Abebben der Epidemie die Bevölkerungszahl durch Zuwanderung und Geburtenzunahme rasch wieder stabilisiert. In der Folgezeit wurden jedoch nur noch wenige Städte neu gegründet. Aus den "Freien Städten", die sich ihre Freiheit von den Stadtherren (Bischöfe, Fürsten) im Mittelalter erkämpft hatten, wurden meist Freie Reichsstädte; darunter Köln, Frankfurt, Worms, Augsburg, Nürnberg u.a.), die direkt Kaiser und Reich unterstanden. Sie versuchten in Städtebünden ihre Position zu stärken.
Im Zusammenhang mit dem Bodenpreisverfall anlässlich der Agrardepression im 14. Jhd. konnten die Städte ihren Einflussbereich auf Teile des Umlandes ausdehnen. Landwehrringe und Bannmeilen wurden zum Schutz vor wirtschaftlicher Konkurrenz um die Städte herum geschaffen, aber auch Gerichtsrechte in umliegenden Dörfern ausgeübt oder ganze Dörfer erworben. Außerdem wurden die Wald- und Weideflächen außerhalb des Stadtgebietes durch die Bürger genutzt. [11]
15. Jahrhundert[]
Da in der Stadt wachsender Reichtum, Übergang zum Fernhandel und zunehmender Grundbesitz sozialen Aufstieg ermöglichten, sind die aus Steuerbüchern ermittelten Vermögen als Maßstab für die soziale Gliederung genutzt worden. Das Idealmodell sieht eine in drei Bereiche horizontal getrennte zwiebelähnliche Figur vor, die sich
- von einer Unterschichtbasis der unterständischen Stadtbewohner (unehrliche Handwerker, Arbeiter, Tagelöhner, Mägde, Knechte, Ausgestoßene)
- in einem dicken Bauch des Mittelschichtbürgertums wölbte,
- um in einer schmalen patrizischen Oberschichtspitze zu münden.
Diese Vorstellung trifft aber die tatsächlichen Ungleichheiten nicht vollständig. Beispielsweise konnten Geistliche ebenso arme, auf die Stiftung von Seelenmessen angewiesene Vikare sein wie auch angesehene, politisch mächtige, wohlhabende Äbte der in Städten gelegenen und an ihrer Wirtschaft beteiligten Klöster. Die besten Wohnquartiere lagen zumeist in der Stadtmitte nahe dem Markt und fielen zum Rand hin ab. Die Hauptverkehrsachsen waren die „reichsten“ Straßen.
Renaissance[]
In der Renaissance profitierten die Städte zunächst vom Wirtschaftswachstum seit Ausgang des 15. Jhds., was sich u.a. an den Bevölkerungszahlen erkennen ließ. Durch die Verlagerung der Handelsschwerpunkte aus dem Mittelmeer und aus der Ostsee auf Nordsee und Atlantik entstand gleichzeitig eine neue Abhängigkeit der innerdeutschen Städte vom Handelskontakt mit jenen Städten, die internationale Handelsverbindungen hielten. [12]
Wer in der Stadt, ob arm oder reich, das Bürgerrecht besaß, hatte Pflichten wie Wachdienste wahrzunehmen, hatte Steuern zu zahlen, genoss hingegen auch den Schutz der Stadt. Aber viele hausten innerhalb der Mauern ohne das Privileg des Bürgerrechts: Knechte und Mägde zumeist, Arbeiter, städtische Tagelöhner und die schwer fassbare Schicht der Unterständischen, der fahrenden Leute und der "Unehrlichen" wie Leineweber, Slawen, Schneider und Henker. [13]
16. Jahrhundert[]
Im 16. Jhd. waren die Städte Vorreiter der Reformation. Die Territorialfürsten entschieden in Glaubensfragen zumeist weniger aus religiöser Überzeugung denn aus politischer Opportunität. Dabei spielten die jeweilige Machtverteilung im Reich und die Beziehungen zum Kaiser eine wesentliche Rolle. Zu dieser Zeit war der Höhepunkt des Wachstums für das Städtewesen überschritten.
Gleichzeitig konnte Mehrzahl der Städte die teuren Bastionärsbefestigungsanlagen, die wegen der Verbesserung der Artillerie zukünftig Sicherheit versprachen, nicht mehr finanzieren. Kleinere und mittlere Städte verzichteten zwar nicht auf die mittelalterlichen Mauern, diese boten jedoch keinen militärischen Schutz mehr. [14]
Struktur[]
- Siehe auch: Bauwerke und Gebäude
Typisch für die Kernstadt war die dichte Bebauung mit engen und verwinkelten Gassen. Der Marktplatz , wo nie der Brunnen fehlen durfte war das Zentrum. Entscheidend prägten die Kirchen und Klöster mit ihren Höfen das Stadtbild. Die öffentlichen Gebäude der Bürger erfüllten wichtige Funktionen, dazu zählten das Rathaus am Marktplatz, die Korn- und Salzspeicher, die Kaufhäuser. Unter anderem gab es Trinkstuben für Bürger und Edelleute und öffentliche Badestuben.
In den mittelalterlichen Städten spielte sich das Leben hauptsächlich auf den Straßen und Plätzen ab. Der öffentliche Brunnen war Mittelpunkt des alltäglichen Geschehens. Hier besorgte man sich nicht nur Wasser, sondern tauschte auch Informationen aus. Zur geordneten Struktur der Städte gehörten auch die bewirtschafteten und genutzten Flächen wie z. B. Äcker und Viehweiden, oder Steinbrüche und Lehmgruben außerhalb der Stadtmauer. Auch die Siechenhäuser der Leprakranken lagen außerhalb der Stadt.
Flüsse[]
Wenn möglich wickelten die Leute den Handel auf den Flüssen ab, da der Wasserweg billiger und schneller war, und auch weniger Gefahren barg als die Straße. Sie benutzen dafür kleine Boote, Flöße oder große Kähne. In den Hafenanlagen wurden die Waren umgeschlagen. Die Flussläufe spielten auch deshalb eine wichtige Rolle, weil an ihren Ufern Mühlen und andere mit Wasserkraft betriebene Gewerbe lagen. Auch die Fischerei war ein großer Bestandteil der Nahrungsmittelversorgung.
Straßen[]
Die Straßen führten oft durch unwegsames Gelände und waren im Sommer staubig und wenn es regnete verwandelten sie sich in Morast. Erst im Spätmittelalter wurden einige Straßen und Plätze gepflastert.
Verwandte Themen[]
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Quellen[]
- Brosius, Dieter. Niedersachsen – Geschichte im Überblick (Land Niedersachsen). Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung Hannover. Unveränderter Nachdruck der 6., erweiterten Auflage, Hannover 1993.
- Geschichtsbaum Deutschland. National Geographic Deutschland. Britta Orgovanyi-Hanstein. Candor-Verlag, 2006. ISBN 3200005572, ISBN 9783200005570.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 240 ff.
- Referate Geschichte: Die Stadt im Mittelalter
- Schröder, Richard. Lehrbuch der Deutschen Rechtsgeschichte (Internet Archive). 5. Auflage. Leipzig : Veit, 1889. Neuauflage Forgotten Books (5. Januar 2019), ISBN 0260166790. § 51.
- Waitz, George. Deutsche Verfassungsgeschichte (Internet Archive). 8 Bände. 2. Auflage. Kiel : Schwers'sche Buchhandlung, 1844-96. Bd. 5, S. 394-430; Bd. 7, S. 374 ff.
- Wikipedia: Stadt: Stadtentwicklung im Mittelalter
Literatur[]
- Tacitus, Ab excessu divi Augusti (Annales). Digitalisat auf Wikisource (lat). Übersetzung auf Gottwein.de
- Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania) (Wikisource). Übersetzung Die Germania des Tacitus (Wikisource). Anton Baumstark: Freiburg 1876. Kap. 16.
Einzelnachweise[]
- ↑ Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 41 f.
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 240 f. (A. Städtegründung, § 1-8.)
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 242 f. (B. Stadtanlage, § 9-14.)
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 244 f. (Stadtverfassung, § 1.)
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 251 f. (Stadtverfassung, § 15.)
- ↑ Tac. Germ. c. 3: Asciburgium; Ann. I 60: Teutoburgiensis saltus
- ↑ Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 42
- ↑ Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 44
- ↑ Land Niedersachsen: Die Geschichte des Landes Niedersachsen - Soziale Strukturen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Abgerufen am 16.12.2024.
- ↑ Brosius, Niedersachsen - Geschichte. aaO. S. 8
- ↑ Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 37, 44
- ↑ Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 68.
- ↑ Land Niedersachsen: Die Geschichte des Landes Niedersachsen - Soziale Strukturen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Abgerufen am 16.12.2024.
- ↑ Hauptmeyer, Landesgeschichte Niedersachsen. aaO. S. 69.
Videos[]
- Wie war das Stadtleben im Mittelalter? (Youtube). Zeitlose Geschichte, 28.02.2024.