Als Stangenwaffen bezeichnet man meist zweihändig geführte Angriffswaffen mit einer langen, stabförmigen Handhabe (Stange). Die einfachsten Formen bilden der Spieß der Fußkämpfer, der Speer bzw. Wurfspieß und die Lanze der Reiter.
Beschreibung[]
Arten[]
Unterarten dieser Waffe, die teilweise auch synonym gebraucht werden, sind u.a. [1]:
Name | Kurzbeschreibung |
---|---|
Speer (Synonym) | Als geworfener Spieß mit einer Schaftlänge von 2 bis 2,4 m. |
Spieß (Synonym) | Als Stoßspeer mit einer Schaftlänge von 3,5 bis 4 m. |
Lanze (Synonym) | Eigentlich der Spieß des Reiters mit einer Länge von 2 bis 3,5 Metern. |
Reiterspieß (Synonym) | Synonym zur Lanze. |
Couse | Stangenwaffe (ab 14. Jh.), Weiterentwicklung der Glefe (ab 17. Jh.) |
Glefe (Gleve, Vouge) | Kombination aus einem langen Spieß und langer, Schwert- oder Messerförmiger Klinge. |
Hakenspieß | Spetum mit einseitigem Ohr. |
Hellebarde / Helmbarte | Kombination aus einem langen Spieß und einem Beil. |
Hippe | Langer Spieß mit gebogener Schneidklinge am Ende. |
Korseke | Kombination aus langem Spieß mit zwei seitlichen, V-förmigen Hakenklingen. |
Kriegsflegel | Stangenwaffe, an deren Ende sich Riemen oder eine Kette befinden, woran ein Schlagkopf angebracht ist. |
Kriegsgabel (Sturmgabel) | Bäuerliche Stangenwaffe in Form einer Gabel. |
Kriegssense (Sturmsense) | Bäuerliche Stangenwaffe in Form einer Sense mit seitlichem Spießeisen und Schneide an der inneren Klingenbeuge. |
Kriegssichel | Ähnlich der Kriegssense, aber mit der Schneide an der äußeren Seite der Klingenbiegung. |
Luzerner Hammer | Streithammer als Stangenwaffe. |
Partisane | Runka mit kürzer gebildeten Ohren (15.-18. Jhd.). |
Rossschinder | Sonderform der Hellebarde mit Widerhaken und seitlichem Dorn (15./16. Jh.), teilweise auch zur Glefe gezählt. |
Runka | Kombination aus langem Spieß mit zwei seitlichen Hakenklingen in nach oben gerichteter Halbmondform (vgl. auch Kriegsgabel, Sturmgabel). |
Spetum | Kombination aus einem langem Spieß mit zwei seitlichen, nach unten geschwungenen Hakenklingen. |
Sponton | Weiterentwicklung der Hellebarde, kleine Partisane (18. Jhd.). |
Stab | Einfachste Form der Stangenwaffe. |
Bauteile[]
Name | Kurzbeschreibung |
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Brechscheibe / Brechschild | Trichterfömiger Handschutz mit ausgeschweiften Flächen an Lanzen. |
Dille / Dülle | Kurze Röhre zur Befestigung des Spießeisens an der Stange. |
Gerippte bzw. gepickte Schäfte | Durch ein besonderes Verfahren tief eingeschnittene Schäfte, die der Hand nicht so leicht entgleiten können. (Ab 16. Jh.) |
Schaftfeder | Bandartige Fortsetzungen der Dille aus Eisen bis zum Drittel oder der Hälfte des Schaftes, in welchem sie eingelassen und mit Nägeln befestigt sind. Sie sind dazu bestimmt, das Abbrechen oder Abhauen des Schaftes zu hindern. (Ab ca. 12. Jh.) |
Spießhose | Beschlag am unteren Ende der Waffe, der zuweilen spitz ausläuft. (Ab 16. Jh.) |
Entwicklung[]
Die Urform der Stangenwaffen ist der einfach zugespitzte, eventuell auch am vorderen Ende im Feuer gehärtete Stab, dessen Anwendung bis weit in die Steinzeit zurück reicht. Die Weiterbildung zum Spieß bzw. zum geworfenen Speer mit abnehmbarer Klinge erfolgte durch härtere Holzarten, zugespitzte Tierknochen und geeigneter Tierhörner und besonders verbreitet durch Anfügung speziell gearbeiteter Steinklingen. Doch seine taktische Verwendung unterscheidet sich bis ins 12. Jh. in nichts von jener in der antiken Zeit.
Ein bedeutender Fortschritt erfolgte dann in den folgenden Metallzeiten durch das Anfügen von Metallspitzen aus Kupfer, Bronze und Eisen. Die nächsten Weiterbildungen betrafen dann die Zahl und die raffiniertere Ausgestaltung der Klingen oder die Anbringung von Widerhaken.
Völkerwanderungszeit[]
Während der Völkerwanderungszeit waren treten besonders zwei Wurfspieße unter den vielen Speerformen hervor, welche in den meisten Ländern des Nordens verbreitet waren: Der Ango und die Framea.
Frühmittelalter[]
Um 600 n. Chr. war der Ger als Wurfspeer auch Waffe der Reiter. Im 8. Jh. begegnen wir dem Dard als weiterer Wurfspießgattung. Zudem tritt eine Spießform auf, die der Gestalt des Spießeisens wegen Knebelspieß bzw. Flügellanze genannt wird.
Im 9. Jh. beginnen die Formen des Spießeisens noch vielfältiger zu werden, wir treffen sie bereits rautenförmig und bemerken das Bestreben, dasselbe mit bunten Bändern zu zieren. Während der Knebel der Flügellanze dazu da war, um ein zu tiefes Eindringen der Klinge in den Körper zu verhindern, so war das bunte Bändchen, der Wimpel, dazu bestimmt, den Träger des Spießes im Kampfgewirre die Richtung der Waffe leichter erkennen zu lassen (Bild).
Im 10. Jh. ändern sich die Spieß- und Speerformen wenig und vielleicht nur dadurch, dass sie nun um etwas stärker in Eisen und Schaft werden (Bild).
Hochmittelalter[]
Vom Altertum an ist der Spieß auch Träger der Fahnen und Fähnchen; in der Epoche des ausgebildeten Rittertums zeigt der Spieß bzw. die Lanze durch die Beigabe des Fahnenblattes, dessen Größe und Auszierung den Rang und das Geschlecht des Trägers an (Bild).
Im 11. Jh. treten bei den Normannen wie bei den Sachsen dann neue Spießeisenformen auf; es erscheint die lange, lanzettförmige Spießklinge mit Knebel und erheblich stärkerem Schaft, desweiteren die bärtige Spießklinge, daneben aber auch die alten Formen.
12. Jahrhundert[]
Um die Mitte des 12. Jhs., in jener Epoche, in welcher die Erfahrungen aus den Kreuzzügen greifbare Gestalt angenommen hatten, veränderte sich die Form der Stangenwaffen und damit auch die Art ihres Gebrauches. Damit erfuhr auch der Spieß des Fußvolkes im Verlauf dieses Jahrhunderts eine bedeutende Veränderung.
Beim alten Spieß, für Reiter und Fußknecht gleich geformt, verstärkte man den Schaft und verkürzte ihn so bedeutend, dass er nur wenig eine Mannslänge überragte (Bild). Damit bildete sich die Urform des sog. „gemeinen Spießes“ der mit unwesentlichen Varianten bis ins 17. Jh. hinein in Gebrauch geblieb.
Das Bestreben, die Handsamkeit des Schaftes zu erhöhen, führte noch im 12. Jh. zu neuen Kombinationen. Man suchte das Spießeisen derart zu gestalten, dass es nicht allein für den Stoß, sondern auch für Hieb und Schlag dienen konnte; man versah es mit Haken, um den feindlichen Mann aus der Fronte hervorzuziehen. Aus diesen Kombinationen entstanden allmählich die Glefen, die Helmbarten und alle übrigen Stangenwaffenformen.
An diesen Stangenwaffen des Fußvolkes treten zuerst die sog. Schaftfedern auf, bandartige Fortsetzungen der Dille von Eisen bis zum Drittel oder der Hälfte des Schaftes, in welchem sie eingelassen und mit Nägeln befestigt sind. Sie sind dazu bestimmt, das Abbrechen oder Abhauen des Schaftes zu hindern.
Spätmittelalter[]
14. Jahrhundert[]
Etwa von der Mitte des 14. Jhs. an macht sich, ein von Italien ausgehendes allgemeines Streben bemerkbar, die Waffe zu verzieren. So sehen wir von dieser Zeit an mannigfach ausgestattete Spieße. Die Klingen von Prunkwaffen für Befehlshaber, Trabanten etc. erhalten feine Gravierungen und oft auch Vergoldungen, die auf chemischem Wege mit Quecksilberamalgam hergestellt wurden. Schäfte erhalten unterschiedliche Auszierungen; sie werden mit Stoffen überzogen und mit metallenen, oft vergoldeten Nägeln besetzt Zuweilen wird die Oberfläche kreuzweise mit Lederstreifen oder Goldborten überlegt und diese mit Nägeln befestigt.
Die ältesten Helmbarten besitzen zu dieser Zeit noch die auf das Trennen und Zertrümmern der Harnischteile berechnete kräftige Form. Allmählich aber, wahrscheinlich infolge der Verbesserung der Handfeuerwaffen, erlitten die Helmbarten Veränderungen, welche erkennen lassen, dass ihre ursprüngliche Bestimmung in den Hintergrund getreten war, und dass ihr Hauptwert nur noch in ihrer Eigenschaft als Stoßwaffe lag. Tatsächlich bildet in der Regel die Beilform und die Form und Richtung der Beilschneide das sicherste Anzeichen des Alters dieser Waffe; wobei die allmähliche Umwandlung der Form bis ins 17. Jh. deutlich zu ersehen ist.
15. Jahrhundert[]
Von den Spießeisenformen des 15. Jhs. sind zu bemerken der gemeine Reißspieß (Bild), der Knebelspieß (als ein Fußknechtspieß, Bild) und der Ahlspieß (Bild).
In den Hussitenkriegen (1419-1436) bildete die Helmbarte die Hauptwaffe des Fußvolkes. Doch mit der Umänderung der Bewaffnung am Ende des 15. Jhs., als der Landsknecht den langen Spieß erhielt, führten in Deutschland nur noch bestimmte Kriegsleute und Unteroffiziere die Helmbarte und sie wurde für lange Zeit die Waffe des „Weibels". In Italien, Frankreich und der Schweiz aber blieb die Helmbarte bis in die erste Hälfte des 16. Jhs. noch die allgemeine Waffe des Fußknechts.
Daneben war im 15. Jh. die Glefe eine allgemeine Waffe des Fußknechts und in Burgund selbst des Armbrustschützen. Noch am Ende des 15. Jhs. nannte man jede einer Lehenschaft zugehörige Zahl von Fußknechten „Glefen" nach ihrer Waffe, und aus einer Anzahl solcher Glefen wurden die ersten Fähnlein der Landsknechte gebildet.
Renaissance[]
16. Jahrhundert[]
Seit dem Beginn des 16. Jhs. nimmt die Freude an prunkvollen und schönen Waffen überall überhand. Die Klingen erhalten reiche Verzierungen in Goldätzung, Tausia etc., nicht selten auch in kunstvollem Eisenschnitt. Am Spieß wird zunächst an der Dille eine Quaste befestigt und der Schaft in der Höhe der „Randlage" mit Samt belegt, der an den Rändern mit Fransen besetzt ist. Am unteren Ende wird ein Beschlag, die sogenannte Spießhose, angebracht, der unterhalb zuweilen spitzig ausläuft. Etwa von der Hälfte des 16. Jhs. an erscheinen die „gerippten“ oder „gepickten“ Schäfte.
17. Jahrhundert[]
Im 17. Jh. führten an den meisten Höfen Trabanten Stangenwaffen, nicht selten auch gemeine Spieße, die in der Regel reich verziert waren und oft mannigfache, seltsame Formen aufwiesen. Zu dieser Zeit erhält die Glefe als Waffe der Leibwache am polnischen Hof den Namen Kosa, von Couse abgeleitet.
Die Hellebarde verschwindet nahezu vollständig aus den Heeren und wurde nur von Offizieren und Unteroffizieren geführt. Als Waffe der Unteroffiziere hieß sie Sponton oder Halbpike.
Galerie[]
Quellen[]
- Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Wendelin Boeheim. Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8. S. 305 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 16 (Zeno.Org). Altenburg 1863, S. 552.