Mittelalter Wiki
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Straßendörfer gehören zu den ländlichen Siedlungsformen. Diese Art von Dorf gehört zu den Reihendörfern und wird durch die langgestreckte Ansiedlung um eine Straße oder einen Weg gekennzeichnet. Unterarten des Straßendorfes sind das (Sack-)Gassendorf und das Straßenangerdorf.

Beschreibung[]

Das Straßendorf bildet eine kurze gerade Zeile, an der die Gehöfte an beiden Seiten so dicht nebeneinander stehen, dass an der Straße oft nur für die Giebelseite der Wohnhäuser Platz ist und die Wirtschaftsräume dahinter liegen müssen.

Arten[]

Dadurch unterscheidet sich das Straßendorf von dem Reihendorf, bei dem sich die Gehöfte mit weiten Zwischenräumen durch die ganze Dorfflur ziehen. Das Straßendorf ist zur Flur hin durch Hecken abgeschlossen. Nur an beiden Enden hat es Eingänge, die auch von dem Dorfbewohnern zum Erreichen der eigenen Felder benutzt werden.

Die Größe solcher Dörfer ist recht verschieden. In Thüringen und Sachsen sind sie klein und liegen nahe zusammen; im Marchfeld sind sie groß und sehr weit voneinander entfernt. Bei vielen ist die Straße zu einem breiten Dorfanger erweitert (Straßenangerdorf). Andere Unterarten sind kleine Dörfer, die nur an einer Seite geöffnet sind (Gassendorf); hierbei entstehen oft Übergänge zum Runddorf.

Die Flureinteilung ist verschieden. Es kommen regelmäßige Gewannfluren vor und sog. Blockfluren; häufig ist auch eine Streifenflur, die im Prinzip der des Reihendorfs gleicht, aber durch die gedrängte Dorflage zur Fächerform zusammengezogen wird.

Verbreitung[]

Das typische Straßendorf mit seinen Unterarten findet sich nur im Bereich der ostdeutschen Kolonisation und darüber hinaus im Slawenland. Dabei sah der deutsche Statistiker und Nationalökonom August Meitzen (1822-1910) das Straßendorf als volkstümliche Siedlungsform der Slawen, die aber dann von den deutschen Kolonisten weiterhin überall angewendet wurde, wo nicht das Reihendorf am Platze war. [1]

Hans Jung sah vor allem das breite „Angerdorf", das z.B. in der Umgebung von Berlin häufig vorkommt, als ursprünglich slawisch an. [2]

Der österreichische Geograph und Geologe Alfred Grund (1875-1914) erklärte dagegen die österreichischen Straßendörfer für rein deutsch. Die regelmäßige geradlinige Form, die dem Straßendorf überall eigen ist, spricht mehr für Entstehung durch Kolonisation als durch volkstümliche Besiedlung. Es erweckt jedenfalls den Eindruck, als ob die Form des Reihendorfs aus Sicherheitsgründen wegen fest zusammengezogen wäre. [3]

Quellen[]

Bilderklärung[]

  • Bild: Straßendörfer Freiroda, Radefeld und Hayna nordwestlich von Leipzig

Einzelnachweise[]

  1. Siedlung und Agrarwesen der Westgermanen und Ostgermanen, der Kelten, Römer, Finnen und Slawen (Internet Archive). August Meitzen. Berlin : W. Hertz, 1895. Neuauflage Scientia Verl. (1963). ASIN: B0000BLGVO. Bd. I, S. 53 f. Bd II, S. 470 ff.
  2. Hans Jung, Beiträge zur Siedelungskunde der Zauche und des Nuthe-Nieplitz-Gebietes; in Mitteilungen des Vereins für Erdkunde, Halle 1909.
  3. Alfred Grund, Veränderungen der Topographie im Wiener Wald und Wiener Becken, Leipzig 1901, S. 71.