Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 13. September 2019 als Spotlight vorgestellt.

Als Streitaxt (mhd. morthacke, franz. hache d'armes, engl. battle-axe, pole-axe) oder Kriegsbeil bezeichnet man verschiedene Arten von ein- oder zweihändig geführten Äxten und Beilen, die im Kampf eingesetzt werden. Unter den Funden der Steinzeit und der ältesten Bronzezeit bildet sie einen häufigen und bemerkenswerten Gegenstand.

Beschreibung[]

Ursprünglich war die Streitaxt (ital. azza, span. hacha de armas, lat. acha, polaxis, rasticucium, lat. securis - 'Doppelaxt des Kriegers') eine Waffe des Fußvolkes. Die französische Benennung hache d'armes ist nicht vom lat. ascia ('Zimmermannsaxt), sondern vom dt. 'Haken' abzuleiten. Das ahd. Pusikan wird zur Benennung der heraldischen Streitaxt in Wappen gebraucht.

Erst im Hochmittelalter führte die unzureichende Wirkung von Lanze und des Reiterschwertes auf den immer widerstandsfähiger werdenden Harnisch allmählich dahin, dass auch die Reiterei sich dieser Waffe bediente. Eine ausschlaggebende Bedeutung erhielt die Streitaxt aber nur als Waffe des Fußvolkes und bei den Völkern des Nordens. Das spricht sich schon in den eigenartigen Formen aus, die bei bestimmten Völkern auftreten, so z.B. die schottische, dänische, schwedische oder die Schweizer Axt und auch jene der Polen und Russen etc.

Arten[]

Abgesehen von den Schaftlängen, die teilweise auch Kriteria der Einteilungen sind, kann man sechs Hauptklassen von Streitäxten unterscheiden:

Name Kurzbeschreibung
Einfache Äxte
Hammeräxte Wo der Schneide gegenüber, auf der Rückseite, dem sog. Schlag (franz. panne), ein Streithammer befindlich ist (z.B. bestimmte Formen der Streithacke);
Mondsicheläxte (franz. hache croissart), deren meist halbmondförmiges Eisen sehr verschiedenartige Größen, Längen und Ausschweifungen darbietet (z.B. die orientalische Tabar Zin).
Schnabeläxte Wo am Schlag statt des Hammers eine gerade oder gekrümmte Spitze hervorragt (z.B. bestimmte Formen der Streithacke);
Stachelhammeräxte Wo der Stachel über der Haube (Stielöffnung, franz. oeil) angebracht ist (z.B. bestimmte Formen der Streithacke);
Zweischneidige Äxte Die im Altertum und im Orient verstärkt im Gebrauch waren (z.B. eine Variante der türkischen Tabar Zin)

Varianten[]

Im Mittelalter hatten üblicherweise die Reiterstreitäxte einen kurzen Schaft (engl. battle-axe) und die Fußstreitaxt einen langen Schaft (engl. pole-axe - 'Pfahlaxt', s.a. Lochhaber). Besonders ab dem Spätmittelalter verschmelzen die Formen von Streitäxten und Stangenwaffen (z.B. der Helmbarte) öfters, so dass es manchmal schwierig ist, die Waffe nach ihrer Form zu kategorisieren, weil sie dem einen wie dem anderen Formenbereich mit fast gleicher Berechtigung zuzuweisen ist. Zu den Streitaxtformen gehören u.a.:

Name Kurzbeschreibung
Bardiche (Bartaxt, Stielaxt) Langstielige Streitaxt mit großem halbmondförmigen Axtblatt (14.-17. Jh.).
Bergmannsbarte Mischform zwischen Streitaxt und Handwerkszeichen.
Bipennes, Bipennis Lateinische Bezeichnung für eine (römische) zweischneidige Streitaxt, wonach die damit bewaffneten ‚Bipenneser‘ genannt wurden.
Breitaxt Weiterentwicklung der Schaftlochaxt (ab Ende Römerzeit), genutzt als Werkzeug und Streitaxt.
Ciupaga Beilstock bzw. Bergstock mit dem Handgriff in Form einer kleinen Axt.
Enteraxt, Enterbeil engl. Boarding Axe, franz. haches d'abordage. Von der Marine verwendete Beile mit halbmondförmiger Schneide und gebogener Klingenspitze gegenüberliegend (17.-19. Jh.)
Franziska Fränkische Wurfaxt. Nationalwaffe der Franken im 5. / 6. Jh.
Fokos Kurzer ungarischer Beilstock der Hirten, mit mondsichelformiger Schneide und breitem Schlag (Hammer).
Godendag, Goedendag Flandrische Bardiche (ab Ende 13. Jh.). die der Helmbarte sehr ähnlich ist.
Gereisiges Beil, Griesbeil Streitbeil bzw. Streithacke, die besonders in Ungarn am Sattel hängend getragen und zu Fuß als Stock genutzt wurde.
Jedburghaxt Stangenwaffe. Schottische Parteigänger-Fußstreitaxt mit langem Schaft (engl. Jedwart stave, Jeddart or Jedburgh stave). Ähnelte der Bardiche (16. Jh.). [1]
Lochaberaxt Stangenwaffe. Schottische Streitaxt der Hochländer mit langem Schaft (ab Ende 15. Jh.).
Reiterstreitaxt, Streithacke Streitaxt der Reiterei mit kurzem Schaft, in Mitteleuropa ab dem Ende des 11. Jhs. vermehrt genutzt.
Tabar Zin (Teber-zèn) Orientalische Streitaxt bzw. Streitbeil mit halbmondförmigem Klingenblatt.
Topor Besonders in Galizien, bei den Huzulen noch im 18. Jh. gebräuchlicher Beilstock.

Entwicklung[]

In Nord-, Mittel- und Osteuropa kamen Äxte mit Schaftloch im Jungneolithikum (4.400-3.500 v.Chr.) auf, zunächst als Importe aus Südosteuropa. Jene steinzeitlichen Schaftlochäxte, die man als Streitäxte ansehen kann, zeigen teilweise schlanke und bisweilen sehr elegante Formen mit einer oder zwei Schneiden.

Streitäxte spielten auch in allen archäologischen Kulturen des nachfolgenden Spätneolithikums (3.500-2.800 v.Chr.) eine große Rolle (z.B. Trichterbecherkultur, Salzmünder Kultur). Im Endneolithikum (2.800-2.200 v.Chr.) Mitteleuropas waren sie standardmäßige Grabbeigabe in Männergräbern und daher prägend für die Kultur der Schnurkeramik, die daher auch als „Streitaxt-Kultur“ bezeichnet wurde. [2]

Bronzezeit[]

Bei den antiken Völkern der Bronzezeit sieht man die kurzgestielte Streitaxt nicht selten und in verschiedener Form an den Streitwagenkämpfern, aber auch beim Fußvolk der Assyrer und Ägypter (besonders die Tem genannte Keulenstreitaxt). Ebenso erscheint die Streitaxt häufig in den Händen von Amazonen und Scythen in Abbildungen griechischer Vasenmalereien.

Eisenzeit[]

Die Römer hatten (genau wie die Amazonen den Vasenbildern nach) außer den einschneidigen auch zweischneidige (bipennes) Streitäxte, wonach die damit bewaffneten Bipenneser genannt wurden.

Unter den Funden der Eisenzeit, weist die Spur der Streitäxte in den meisten Fällen darauf hin, dass sie bei den nordischen Völkern besonders Verwendung im Krieg gefunden hat. So erblicken wir z.B. auf der Trajanssäule in Rom (112/113 n. Chr.) die Streitaxt in den Händen der fechtenden 'Barbaren'.

Völkerwanderungszeit[]

Die Streitaxt findet sich auch in den ältesten Gräbern aus der Zeit der Merowinger, wie u. a. in jenen von Parfondeval (Département de l'Eaulne). Dort fand sich fast ausnahmslos neben dem Scramasax die Francisca, jene kurzstielige, der gemeinen Holzfälleraxt ähnliche kleine Streitaxt, die schon im 5. Jh. unter den Franken zur Nationalwaffe geworden war, wie es z.B. Sidonius Apollinaris und Prokopios von Caesarea berichten.

Die Streitaxt der nordgermanischen Stämme weicht in ihrer Form von der anderer germanischen Stämme des Südens ab. Die Franziska der Eroberer Galliens, der Franken, findet sich nirgends in Mitteldeutschland, wo überall die sächsische breite Axtform vorherrschte. Die Franziska ist eine eigentümliche Axt mit einer Schneide, die auch gegen die feindlichen Schilde geworfen wurden.

Die fränkische Franziska hatte einen kurzen etwas gebogenen Stiel, während die Streitaxt bei den Sachsen in breiter, ganz anderer Form (Breitaxt) auf einem langen Schaft befestigt war, der bei den Angelsachsen eine solche Länge hatte, dass sie engl. pole-axe oder 'Pfahlaxt' genannt wurde, denn das Wort „pole“ bedeutet ebensowohl Pfahl als auch Haken. Auch die Streitaxt der Burgunder waren der Franziska ähnlich in Form und Handhabe.

Frühmittelalter[]

Von diesen literarischen Zeugen abgesehen finden wir die Streitaxt in Abbildungen aus dem Frühmittelalter bis ins 11. Jh. dargestellt. So waren z.B. die „Gens d'armes” unter Karl III. von Frankreich (893/98-922) mit Streitäxten bewaffnet, die keinen Hammer, aber eine an der Haube (franz. oeil), d. h. der Stielöffnung aufliegende Spitze hatten.

In der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066, wo Harald II. von Wilhelm dem Eroberer besiegt wurde, schlugen die Angelsachsen anfänglich mit Erfolg die wiederholten Angriffe der Normannen ab, die sie in großer Anzahl mit ihren langen Kriegsäxten (den Pol- oder Pfahläxten?) töteten; diese Äxte hatten eine Länge von 1½ m. Auch auf dem oft erwähnten Teppich von Bayeux sind Streitäxte dargestellt, welche von einfacher Form sind und weder Spitze noch Haken haben.

Hier erscheint die Axt als Waffe des englischen Fußvolkes so deutlich dargestellt, dass wir selbst die Kampfweise daraus entnehmen können. So sehen wir z.B. die langstielige Streitaxt (pole-axe) mit konvexer Schneide als Hiebwaffe, mit der das Fußvolk zuerst in die feindliche Front eindrang. Erst nach dem mit den Äxten bewirkten Einbruch folgten die schildtragenden Streiter, um mit den langen Wurfspießen und Schwertern den Erfolg zu vermehren.

Hochmittelalter[]

Als im Hochmittelalter der Harnisch immer widerstandsfähiger wurde und die Wirkung von Lanze und Reiterschwert darauf nur noch unzureichend war, begann auch die Reiterei sich allmählich der Streitaxt zu bedienen (s. „Reiterstreitaxt“), die ihrem Ursprung nach eine Waffe des Fußvolkes gewesen war. Diese Umwandlung in der Bewaffnung machte sich schon im 1. Kreuzzug (1096–1099) bemerkbar und es ist durchaus unmöglich, dass das Vorbild hierzu von den Orientalen gegeben wurde, unter denen wir die Reiteraxt schon sehr früh antreffen.

12. Jahrhundert[]

Auf dem Verdunner Altar von 1181 zu Klosterneuburg (Niederösterreich) erscheint ein Krieger mit einer Fußstreitaxt auf langer Stange bewaffnet, die ein mondsichelförmiges Eisen und keinen Haken auf dem Schlag besitzt [3]. Auch in der Buchmalerei der Handschrift „Alexandri Minoritae Apocalypsis explicata” der Universitätsbibliothek zu Breslau [4] befindet sich eine sonst unbewaffnete, mit einer Fußstreitaxt auf langer Stange versehene Figur.

13. Jahrhundert[]

Zu Beginn des 13. Jhs., als man anfing, dem gemeinen Spieß eine erweiterte Verwendung durch Beigabe von Beil ('Barte') und Haken zu geben und diese Waffe so zur Helmbarte umgestaltete, begann man auch die Streitaxt am Rücken mit einem hammerartigen Ansatz, einem spitzen Stachel oder einem schnabelförmigen Haken zu versehen. Bemerkenswert ist, dass man schon zu Beginn des 13. Jhs. Beile mit einer breiten Verstählung antrifft, ein Umstand, der bei den langen Schneiden der Lochaber- wie der schwedischen und russischen Streitäxte einen Begriff von der hohen Ausbildung des Waffenschmiedhandwerks gibt.

Am verbreitetsten unter dem Fußvolk in Frankreich, Deutschland und der Schweiz war jene breite Streitaxt, deren Beil am unteren Ende der Verstärkung wegen entweder mittels einer Schnürung, oder mittels Schrauben mit dem Schaft in Verbindung stand. Der Schaft selbst war gewöhnlich mit 2 Ringen ausgestattet, an die ein Riemen geschnallt wurde. Auf dem Marsch trugen die Fußkämpfer sie am Rücken.

Spätmittelalter[]

Im Spätmittelalter wurde die schwere, nur zweihändig zu führende Streitaxt von den Reitern nur in besonderen Fällen und nie allgemein geführt. Ein vereinzeltes Beispiel findet sich in einer Miniatur der Nationalbibliothek zu Paris von ca. 1250 in Le Roman de la table ronde.

14. Jahrhundert[]

Das Bestreben, die Wucht des Hiebes zu verstärken, führte im 14. Jh. schon zu einer bedeutenden Verlängerung der Schäfte; dadurch und durch Beigabe von Stoßklinge und Haken wurde das Streitbeil zu einer Art Helmbarte. Solcher langschäftiger Streitäxte bedienten sich selbst Personen des Ritterstandes im Kampfe zu Fuß. So gleicht die Fußstreitaxt des 14. Jhs. denen der vorhergehenden Jahrhunderte in keiner Weise mehr.

An der einen Seite Axt, bildet sie an der entgegengesetzten Seite entweder einen Hammer mit Diamantspitzenschaft (Hammeraxt) oder die scharfe Spitze eines Streithammers (Schnabelaxt), nur gewöhnlich mehr gekrümmt und umfangreicher, was man „Falkenschnabel“ nannte, während sie „Papageischnabel“ hieß, sobald sie einen ganz krumm auslaufenden Teil der kurzgestielten Waffe ausmachte und die Spitze gekrümmter war. Mitunter hat derselbe auch einen längeren Speer, eine Art Schwert, am oberen Ende der Haube (franz. oeil), d. h. an der Stielöffnung.

Am Ende des 14. Jhs. verschmelzen in dieser Art die Formen von Streitäxten und Stangenwaffen. So wurde z.B. schon am Ende des 13. Jhs. in Flandern eine der Helmbarte sehr ähnliche Waffe vom Fußvolke geführt, die von den Söldner scherzhaft „Godendag" genannt wurde. Der Beilform und ihres Gebrauches halber, fällt sie jedoch unter die Streitäxte. Die Stielaxtform der Godendag, nur stets ohne Stoßklingen, findet man als „Bardiche“ vom 14. Jh. an bei allen Völkern des Nordens von Schweden bis nach Russland verbreitet.

15. Jahrhundert[]

Im 15. Jh. erscheint bei den schottischen Hochländern eine eigenartige Form der Streitaxt, die sog. „Lochaberaxt“. Zu dieser Zeit führten ebensowohl die schwer geharnischten adligen Reiter, wie deren reisige Knechte, später die deutschen Kürisser und die französischen Gens d'Armes eine Art „Streithacke“, die keine scharfe Schneide hatte, sondern keilartig gebildet war. Diese Reiterstreitäxte besaßen kurze Stiele und wurden an Riemen über den Sattel hängend geführt. Einige Varianten der Streithacken wurden auch von Fußknechten geführt und waren mit Stoßklinge und statt des Hakens mit einem Hammer ausgestattet.

Renaissance[]

Im 16. und 17. Jh. führten die Reiter oft Stechschnabelstreitäxte, die auch Satteläxte hießen.

16. Jahrhundert[]

Bardichen führten auch die Trabanten der schwedischen Reichsstatthalter Sture und des Königs Gustav I. Wasa (1523-1560), wie man an den Fresken dessen Grabkapelle in der Wasagruft im Dom zu Uppsala sehen kann. Bis ans Ende des 17. Jhs. war sie noch die Waffe der russischen Strelitzen.

In einer besonderen Form des Beiles, die der türkischen ähnelte, wurde die Streitaxt in Ungarn zur persönlichen Sicherheit des einzelnen Bürgers geführt, und es war dort seit Jahrhunderten Sitte, zu Pferde ein „gereisiges Beil“ (Griesbeil) als Streithacke am Sattel hängend zu tragen, zu Fuß aber ein solches als Stock zu benutzen. Vornehme bedienten sich statt der Äxte lieber der Streithämmer; der Streitkolben aber, im Orient weit allgemeiner im Gebrauch, bildete im Abendland ein besonderes Würdezeichen.

In der 2. Hälfte des 16. Jhds. sehen wir auch bei der Streitaxt die Absicht auftauchen, durch Beigabe eines Feuerrohres eine Fernwirkung zu erzielen. Solche Streitäxte mit Schießvorrichtungen wurden um 1570 zahlreich in Nürnberg und in Brescia erzeugt, sie sind meist von reicher künstlerischer Ausstattung in Ätzung und Tausia. Es ist dies überhaupt jene Periode, in welcher die Waffen in reicherer Verzierung auftreten. Abgesehen von der Ausstattung der Klingen werden auch die Schäfte mit reichen Stoffen und Netzwerk überzogen und mit feiner Gold- und Seidenpassamenterie besetzt.

17. Jahrhundert[]

Im 17. Jh. führten die Unterbefehlshaber der türkischen Reiterei Streitäxte mit zwei- oder dreifachen Beilen, die fast jenen auf den antiken Darstellungen der Amazonenkämpfe gleichen, aber in zwei verschiedenen Formen vorkommen; die aus drei Beilen bestehenden erscheinen öfter mit Tausia geziert, weshalb zu vermuten ist, dass sie höheren Truppenführern angehörten.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Jedwart stave (engl.), Version vom 11.09.2019.
  2. Wikipedia: Streitaxt
  3. Schultz, Alwin. Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Internet Archive). Leipzig, S. Hirzel, 1899
  4. Universitätsbibliothek Breslau (Homepage)
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