Der Streithammer, Schlachthammer bzw. Kriegshammer gehört mit zu den ältesten germanischen Angriffswaffen. Bereits die frühesten Volkssagen legen ihn in die Faust von Gottheiten (wie z.B. Thor).
Beschreibung[]
Wie viele sonstigen Hämmer hat auch der Streithammer üblicherweise eine Spitze (franz. tête), eine „Haube“ (franz. oeil) genannte Stielöffnung und einen „Schlag“ (franz. panne) d. h. eine der Spitze entgegengesetzte Breitung und einen Stiel (franz. manche).
Der Streithammer kommt einfach d. h. nur mit einem Schlage (einer Breitung) fast gar nicht vor. Üblicherweise befindet sich auf der dem Schlage entgegengesetzten Seite ein gerader oder gekrümmter Spitzdolch (Stilett), außerdem auch noch über der Haube ein zweiter gerader, kurzer oder langer Spitzdolch oder ein Spießeisen.
Arten[]
Zu den Streithämmern gehören:
Name | Kurzbeschreibung |
---|---|
Czakan, Czakany | Auch ungar. Puzikan, Pusdogan; russ. Tschekan. Kurzer Hammerstock, der z.B. in Ungarn als Reisewaffe zur Abwehr von Raubüberfällen diente. |
Fokos | Kurzer ungarischer Hammerstock der Hirten, der in Spitzen und Kugeln ausläuft. |
Kriegsschlägel | Ab 14. Jh. Einfache Form des Streithammers für Fußsoldaten. |
Luzerner Hammer | Auch Falkenschnabel. Ab 14. Jh. Art: Stangenwaffe. Langstielige Form des verbesserten Streithammers. |
Mordaxt | Art: Stangenwaffe. |
Rabenschnabel | Typ: Reiterhammer. Art: Stangenwaffe |
Reiterhammer | Auch Fausthammer, Papagei. Ab 14. Jh. Von der Reiterei geführter Hammer mit Klingenspitze. |
Topor | Langer persischer Kriegshammer. In Galizien ähnlich dem ungarischen Czakany. |
Entwicklung[]
In der klassischen Antike scheint der Streithammer nicht gebräuchlich gewesen zu sein; der lat. malleus diente, abgesehen von der handwerklichen Anwendung nur den Schlachtern und dem Priester (popa) zur Betäubung des Opferstieres, bevor der cultarius dem Tier die Kehle durchschnitt, wie solches Ovid und Sueton (um 70-122 n. Chr.) bekunden. Dieser hölzerne Schlächterhammer war kugelrund, worauf eine Abbildung davon auf der in Rom durch die Fleischerinnung für Kaiser Septimius Severus (193-211 n. Ch.) errichteten Baulichkeit hinweist. Bei den Germanen war Mjölnir, der Thorshammer, die Waffe des Donnergottes Thor.
Frühmittelalter[]
Der frühfranzösischen Benennung des Streithammers verdankte schon Karl Martell (688-741) seinen Kriegsnamen.
Hochmittelalter[]
Besonders die Deutschen führten den Streithammer bis ins 11. Jh.; seine allgemeinere Einführung, besonders in der Reiterei (siehe Reiterhammer), fällt jedoch erst ins 13. Jh. Vertraute ein Reiter im Frühmittelalter vornehmlich auf Schwert und Reiterspieß, der Fußknecht auf Bogen, Armbrust, Spieß und Schwert, so erwiesen sich diese Waffen gegen einen wohlgerüsteten Gegner doch als unzureichend.
Der Schlag eines schweren Streithammers, eines Streitkolbens oder einer Streitaxt konnte nicht nur einen Haubert, Lentner und selbst einen Plattenharnisch zertrümmern, er konnte den Körper des Gegners auch bis zur Kampfunfähigkeit erschüttern. So ähnlich der Streithammer allerdings mit dem Streitkolben in Form und Gebrauch auch erscheinen mag, so hat er doch darin einen Vorzug, dass er schwerer ist, mehr Vorgewicht besitzt und bei kräftiger Führung stets wirksamer als ein Kolben ist.
Spätmittelalter[]
14. Jahrhundert[]
Vom 14. Jh. an war der Streithammer (frz. marteau d'armes, maillotin, cassetête, engl. polehammer, knocker, lat. malleus, ital. martello, span. hachuela de mano, martillo) allgemein verbreitet. Als Waffe der Fußknechte wurde er um so nötiger, je mehr die Anwendung von Eisenplatten zum Schutz des Körpers üblicher wurde. Daher gelangte er unter bestimmten Gruppierungen zu einer ganz besonderen Beliebtheit. Die Pariser Bürger führten z.B. während des Aufruhrs im Jahre 1381 schlägelförmige Hämmer aus Blei an langen Holzstielen, die sog. Kriegsschlägel (frz. mailles) und wurden dadurch sehr gefürchtet.
Die ältesten Fußstreithämmer besaßen noch ein vergleichsweise zu kurzes Hammereisen bzw. Stachel, um damit effektiv Plattenrüstungen vorzugehen. Doch fügte man bald ein Spießeisen dazu und versah sie an den Seiten mit Spitzen. So erschienen schon die französischen Fußknechte um die Mitte des 14. Jhs. mit solch verbesserten Streithämmern (frz. picois) bewaffnet.
Fast zur gleichen Zeit treten im Fußvolk verschiedene Formen von Streithämmern auf, welche ermessen lassen, wie intensiv man sich mit der Verbesserung dieser Schlagwaffe befasste. Zunächst kam man davon ab, sie aus Blei zu fertigen, da es als Metall zu weich war und im Gebrauch seine Form veränderte. Stattdessen stellte man sie aus Eisen her und gab dem Hammer eine Gestalt und Gliederung in der Art, dass ihn ein Fußkämpfer im Gefecht auch dauerhafter gebrauchen konnte. Das Gedicht „Der Kampf der Dreißig” (frz. Combat des Trente) von 1351 beschreibt einen 25 kg schweren Stahlhammer.
Als Stangenwaffe[]
In dieser Umbildung erscheint der Hammer auch an Stangenwaffen, zunächst an der Helmbarte, deren Brauchbarkeit dadurch verstärkt wurde. So entstanden die sog. Luzerner Hämmer mit ihrem langem Schaft und von etwa 14 Kilogramm Gewicht. Die Sorge um Verbesserung der Wirkung der Schlagwaffen erklärt sich durch die immer mehr sich vervollständigenden Plattenharnische gegen die Mitte des 14. Jhds.
Als Reiterhammer[]
Der Reiterhammer erscheint zuerst als Waffe des schon seit 1367 bestehenden Schläglerbundes der schwäbischen Ritterschaft, und auch der sog. Martinsvögel, deren Zweck war, sich gegen Kaiser und Reichsstädte zur Wehr zu setzen. Ebenso bedingte die Weiterentwicklungen der Plattenharnische gegen Mitte des 14. Jhds. in der Reiterei die Verwendung von kurzstieligen Hämmern im Gefecht.
Galerie (14. Jh.)[]
15. Jahrhundert[]
Im 15. Jh. bediente man sich des Streithammers selbst in den Zweikämpfen, wie der burgundische Schriftsteller Olivier de la Marche (um 1425-1502) in seinen Denkwürdigkeiten (Mémoires) an der Stelle bemerkt, wo er von der Begegnung Hautbourdins und Delalains spricht.
Auch englische Langbogenschützen führten als einzige sonstige Waffe einen dicken Holzhammer (Kriegsschlägel), der wahrscheinlich von innen zur stärkeren Wuchtigkeit Bleiguss enthielt. Selbst ein bleierner Reiterstreithammer war eine Zeit lang besonders am Ende des Mittelalters im Gebrauch, da er im 15. Jh. in England, Schottland und Frankreich, besonders aber in Burgund unter den Angriffswaffen eine hervorragende Rolle spielte.
Der Adel wehrte sich lange gegen die missachtete Waffe der Städtebürger, der Pfeffersäcke und der einfachen Bauern; aber letztendlich wurde der Einsatz von Reiterhämmern schlichtweg zur Notwendigkeit, um mit der Entwicklung der Rüstungen mitzuhalten. So kam es, dass schon um die Mitte des 15. Jh. der Streithammer, nun als Faust- oder Reiterhammer, von der Reiterei überall geführt wurde.
Renaissance[]
Mit der allgemeineren Einführung der Faustrohre kam der Fausthammer überall außer Gebrauch. Vereinzelt kam er noch im 17. Jh. bei den ungarischen Truppen vor, wo er sich noch bis zur Einführung des Bajonetts erhielt. Er erschien in dieser Zeit und bis zuletzt als eine Art Gehstock (Czàkan) und diente in Ungarn häufig als Waffe auf Reisen zur Abwehr gegen räuberische Überfälle.
Galerie (16. Jh.)[]
Galerie (Sonstige)[]
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 363 (C. Die Schlagwaffen)
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 808 ff.