Mittelalter Wiki
Mittelalter Wiki

Die Töpferscheibe dient im Zuge der Töpferei als Hilfsmittel zur Formung der Keramiken. Sie ist eine der ältesten Erfindungen der Menschheit. Der älteste Fund einer Töpferscheibe wird auf etwa 3000 v. Chr. datiert und stammt aus Mesopotamien. Es gibt jedoch ältere Keramikfunde aus Indien, die nahelegen, dass die Indus-Kultur die schnell drehende Töpferscheibe möglicherweise schon im 5. Jahrtausend v. Chr. kannte. [1]

Beschreibung[]

Die ältesten Tongefäße wurden ohne maschinelle Hilfe freihändig geformt. Es ist möglich, dass z.B. der geflochtene Korb, in nassen Lehm gestellt oder damit gefüllt, den ersten Hinweis auf die Verwendbarkeit des Tons gab. Viele neolithische Topfornamente gehen auf Flechtmuster zurück und scheinen diesen Ursprung noch anzudeuten (s. Korbstil).

Indessen steht die Töpferei in der jüngeren Steinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.), in der zuerst Tongefäße begegnen, durchaus auf eigenen Füßen. Sie ist quantitativ wie qualitativ sehr vielfältig und läßt verschiedene Methoden der Herstellung erkennen. Tongefäße brauchte man in jedem Haushalt, sie wurden meist an Ort und Stelle von Frauen gefertigt, wie aus den häufig als Ornament vorkommenden kleinen Fingereindrücken hervorgeht.

Verbreitung in Mittel- und Nordeuropa[]

Um Christi Geburt kam die Töpferscheibe in der Latènezeit von Südwesten her in germanisches Gebiet, doch verbreitete sich nur langsam. Man brauchte das Instrument nicht, da - wie Tacitus berichtet - die Frauen auch so tadellose irdene Gefäße herzustellen vermochten, die bei den Germanen in gleicher Achtung standen wie die silbernen Gefäße, die ihren Gesandten und Häuptern zum Geschenke gegeben wurden. [2]

Während in der Völkerwanderungszeit die Drehscheibe zur Herstellung hölzerner Gegenstände bereits in Skandinavien bekannt war, ist die weit überwiegende Mehrzahl der Tongefäße aus freier Hand geformt. Ja noch in der nachkarolingischen Zeit überwiegt diese Ware im Norden, auch in Norddeutschland, durchaus. Die Töpferei blieb noch lange Haushandwerk, und lokalisierte sich erst allmählich. Töpferware wurde als Massen- und Handelsware unter Anwendung der technischen Hilfsmittel gut und billig hergestellt, und es bildet sich ein eigenes Töpfergewerbe heraus.

Verwandte Themen[]

Navigation Keramik
Keramik (Hauptartikel)  •  Steinzeit  •  Bronzezeit  •  Hallstattkultur  •  Vorrömische Eisenzeit  •  Latènekultur  •  Römische Eisenzeit  •  Völkerwanderungszeit  •  Frühmittelalter
Aunjetitzer Typus  •  Aurither Typus  •  Bandkeramik  •  Bernburger Typus  •  Billendorfer Typus  •  Buckelgefäße  •  Kiewer Toneier  •  Lausitzer Typus  •  Michelsberger Typus  •  Rössener Typus  •  Schlesischer Typus  •  Tontrommel
Töpferei (Hauptartikel)  •  Bandornament  •  Buckelverzierung  •  Korbstil  •  Kürbisstil  •  Mäanderverzierung  •  Schnurkeramik  •  Tongefäßornamentik  •  Töpferofen  •  Töpferscheibe
Hauptkategorie:Keramik  •  Gefäß  •  Steinzeit  •  Bronzezeit  •  Hallstattzeit  •  Eisenzeit  •  Latènezeit  •  Völkerwanderungszeit  •  Frühmittelalter  •  Hochmittelalter

Quellen[]

  • Das Altdeutsche Handwerk (Internet Archive). Moriz Heyne. Straßburg : K. J. Trübner, 1908. S. 37 ff.
  • E. Krause, Über die Herstellung vorgeschichtlicher Tongefäße; In Zeitschrift für Ethnologie. Ausgabe 34 (1902), S. (409) ff; 35.
  • Das Altdeutsche Handwerk (Internet Archive). Moriz Heyne. Straßburg : K. J. Trübner, 1908. S. 37 ff.
  • Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 330 f.
  • F. Fuhse, Gräberfeld und Töpferwerkstätte aus der Völkerwanderungszeit, Braunschweig. Magazin 1904.
  • Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde (Internet Archive). Otto Schrader. K. J. Trübner Verlag. Straßburg, 1901. S. 868 f.

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Töpferscheibe
  2. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung "Die Germania des Tacitus". Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource. Kap. 5